„Das gibt es nur bei 1860“
Beim xxx-Tausend-Spiel zum Erhalt des Grünwalder Stadions gewinnen die kleinen Löwen vor 10.770 Fans 2:1 gegen Freiburg 2. Geschäftsführer Stoffers schwärmt angesichts der Stimmung von einem „gefühlten 6:1“.
Der Weg zur Heimat führt durch lange Autoschlangen. Eine halbe Stunde, bevor das Giesinger Nostalgiespiel beginnt, versuchen Polizisten verzweifelt, die Menschenmassen auf der Grünwalder Straße durch die hupenden Autos hindurch zum Stadion zu leiten. Der kurze Weg vom Wettersteinplatz zum Stadion ist gesäumt von Menschen in weiß und blau. So viele wollen in die Kultstätte, in der das Moos aus dem rissigen Beton wächst, dass der Schiedsrichter die Begegnung der kleinen Löwen gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg zehn Minuten später anpfeifen muss.
10.770 Zuschauer sind am Samstag zum XXX-Tausend-Spiel gekommen, einer begeisternden Demonstration für den Erhalt des Grünwalder Stadions. Das Ziel, den Rekord für ein Viertligaspiel zu brechen, haben die Organisatoren um fast 5000 Zuschauer verfehlt. Aber das interessiert hinterher keinen. „Es waren gefühlte 90 Minuten Sonne, gefühlte 15.200 Zuschauer und ein gefühltes 6:1“, sagte 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers. Tatsächlich erlebte er auf seiner harten orangefarbenen Sitzschale sitzend ein 2:1 der kleinen Löwen gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg- und eine ausgelassene Party in weiß und blau.
"Gefühlte 90 Minuten Sonne"
So, wie früher, als im Sechzger Stadion noch europäische Spitzenspiele stiegen, schauen sich ein paar Nachbarn das Spiel aus dem Fenster ihrer Wohnung in der Grünwalder Straße an. In der Stehhalle, dort, wo die Treuesten der Treuen stehen, hüpfen, singen und schwenken die Fans ihre Fahnen. 90 Minuten lang treiben sie ihre Mannschaft nach vorne, singen, rufen und vor allem: feiern sich selbst.
In Giesing ist der Löwe ganz bei sich. Hier stört kein FC Bayern, hier sind sie nicht in einer ungeliebten riesigen Arena zu Gast, hier schimpfen sie ungehemmt auf den Lokalrivalen, hier brüllen sie „Raus aus der Arena“, singen den Löwen-Marsch. Giesing erlebte am Samstag eine friedliche Party im abbruchreifen, geliebten Betonkasten. Und reichlich Pathos: „Heimat ist, wo das Herz weh tut!“ Und „Alle Wege führen nach Giesing“, steht auf den Bannern, die die Tribünen säumen. Manfred Stoffers hat den Wink verstanden. „das ist phänomenal, was hier abgeht. Es ist toll, dass sich so viele Menschen, so um ihren Verein sorgen, dass sie so viel Arbeit in so eine Veranstaltung stecken. Das gibt es nur bei 1860“, sagt er. So berauscht ist der wortgewaltige Geschäftsführer, dass er die jungen Löwen-Spieler gar als „junge Anwärter für die Champions League nennt.“
"Heimat ist, wo das Herz weh tut"
Matthias Fetsch, der das erste Tor von Sandro Kaiser vorbereitet und den Siegtreffer selbst erzielt hat, lacht laut auf, als er das hört. „Ich fühle mich geehrt“, sagt er, „jeder Spieler träumt davon, in so einem Stadion vor solchen Fans zu spielen.“ An den Giesingern wird es nicht scheitern.
Boris Breyer