Das 1860-Spiel: Wer sticht am besten?
Fünf Männer kämpfen bei den Löwen derzeit um die Macht. Die AZ stellt sie vor – und erklärt, welche Ziele und Chancen Präsident Schneider, Investor Ismaik, Schlichter Iraki und Co. haben
MÜNCHEN Am Montag, spätestens am Dienstag wird sich entscheiden, ob die Liaison zwischen dem TSV 1860 und Hasan Ismaik doch weitergeht. Da entscheidet der 1860-Aufsichtsrat über den Kompromissvorschlag von Investor Hasan Ismaik. Um die Macht bei 1860 rangeln derzeit fünf Protagonisten. Was ihre Beweggründe sind, wer die besten Trümpfe hat, wer am besten sticht – die AZ versucht’s zu erklären:
Präsident Dieter Schneider, der Herz-König: Der 65-Jährige galt wegen seiner Integrität und seines Arbeitspensums lange als Hoffnungsträger des Vereins. Schneider opferte sich für die Rettung des Klubs auf, er kämpft seit 19 Monaten dafür, nicht die Seele und Identität des TSV 1860 preiszugeben. Dass Schneider es gut meint, ist unbestritten. Gedankt wird es ihm von großen Teilen der Basis nicht mehr. Ismaik warf ihm Geltungssucht vor – eine Meinung, die er nicht exklusiv hat. Wirkte zuletzt ein wenig amtsmüde.
Aufsichtsratschef Otto Steiner, das Karo-Ass: Der TV-Produzent sieht sich seit 2006 als kommender Präsident der Löwen. Aus dem Indien-Urlaub riss er nun die Entscheidungshoheit über Ismaiks Kompromissvorschlag an sich. „Wenn man mich fragt, denke ich, dass der von Herrn Ismaik vorgeschlagene Weg gangbar ist”, sagte er. Steiner und seine Räte können im März eine wichtige Rolle bei den Präsidiumsneuwahlen spielen; der Aufsichtsrat hat da das Vorschlagsrecht – und könnte Schneider zum Rücktritt drängen.
Hamada Iraki, der Joker: Keiner ist so smart wie der Investment-Banker. „Mir geht es immer gut”, sagt er. Sein Vorname bedeutet „der fähig ist, zu erfassen”. Er fädelte den Deal mit Ismaik ein, galt lange als der eigentliche Investor. Zog sich zurück, um als Schlichter wieder aufzutauchen. Scheitern kennt er nicht, das ist für ihn eine Frage des Prinzips. Man dürfte sich nicht wundern, würde Iraki bei einem Weiterverkauf der Anteile seine Finger im Spiel haben – und nebenbei ein hübsches Sümmchen verdienen.
Aufsichtsrat Siegfried Schneider, der Kreuz-Bube: Galt lange als eins der größeren Talente der CSU, war Kultusminister und Chef der Staatskanzlei. Nun ist er Präsident der Landeszentrale für neue Medien – und möglicherweise nicht ganz ausgelastet. Riss 2012 die Stadionfrage an sich und propagiert den Bau einer eigenen Löwen-Grube. So wird man berühmt bei 1860. Dem Vernehmen nach will er Ismaiks Kompromissvorschlag annehmen. Sollte Namensvetter Dieter irgendwann keine Lust mehr haben, wäre er ein logischer Kandidat für das Präsidentenamt.
Investor Hasan Ismaik, der Pik-König: Überwies bisher 27,7 Millionen Euro an die Löwen, fühlt sich von den Vereinschefs vor allem als „Geldautomat” wahrgenommen. Ismaik wollte durch 1860 berühmt werden – in Deutschland und daheim. In Abu Dhabi baut er mit seiner Firma Arabtec den Louvre nach, bei 1860 ist das mit dem Berühmtwerden so eine Sache.