Darauf ein Wasser im Stüberl
Schiedlich und friedlich: Der TSV 1860 hat einen neuen Aufsichtsrat – mit Ismaik als Chef. Er und Klubchef Schneider demonstrieren Einigkeit
München - Und dann saßen sie gemeinsam im Löwenstüberl: Hasan Ismaik, Hamada Iraki, Dieter Schneider, Wolfgang Hauner, Franz Maget, Robert Schäfer, Otto Steiner und Siegfried Schneider. Natürlich wusste dieser illustre Kreis von Löwen-Granden, dass sie genau beobachtet werden, die Reporter saßen ein paar Tische weiter.
Und die Herren, die sich in den letzten Tagen beharrlich beharkt und gestritten hatten, taten das, was sie tun mussten. Sie redeten demonstrativ gut gelaunt in einem Gemisch aus Bayerisch, Deutsch und Englisch aufeinander ein, die Übersetzerin tat ihr Bestes, um alles auf Arabisch zu übersetzen – für Investor Ismaik.
Augenscheinlich mit Erfolg. Der Jordanier lachte immer wieder laut auf. Stüberl-Wirtin Christl Estermann lief derweil aufgeregt zwischen ihrem Tresen, dem Repräsentanten- und dem Reportertisch hin und her, servierte Apfelschorle (für Schneider und die Reporter), Wasser (für Ismaik), Bier (für alle anderen).
„Das ist ein historischer Augenblick für 1860“, wiederholte sie immer wieder. Zumindest sorgten sie für schöne und symbolträchtige Bilder. Die Kontrahenten der letzten Tage wollen sich wieder lieb haben und schlossen den (Schein-)Frieden von Giesing. „Es war eine sehr einträchtige Sitzung", berichtete der 1860-Präsident Schneider über das nur einstündige Treffen.
Man habe „sehr einstimmige“ Entscheidungen getroffen. Tatsächlich waren die Ergebnisse seit Donnerstag erwartbar gewesen. Schneider hatte da seinen schon vorbereiteten Rücktritt abgesagt und Ismaik in einem offenen Brief erklärt, kein Interesse an der absoluten Macht bei 1860 und der Ablösung Schneider gehabt zu haben.
In Vereins-Aufsichtsratschef Peter Lutz war Donnerstagabend außerdem einer aus der von Ismaik kritisierten alten Garde abgetreten. Lutz begründete seinen Rückzug mit beruflichen Verpflichtungen, ein Zeichen an Ismaik war es trotzdem. Der Jordanier ist nun jedenfalls der neue Aufsichtsratsvorsitzende der KGaA, Schneider sein Stellvertreter.
Ismaiks Statthalter und Freund Iraki wurde ebenso in das auf sechs Posten verkleinerte Kontrollgremium gewählt wie die Anwältin Lori-Ann Campbell, Schneiders Vize Franz Maget und Ex-Kultusminister Siegfried Schneider. „Damit ist unsere Partnerschaft auch formell besiegelt", sagte Schneider, „das ist die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“
Als der Präsident dem Jordanier die Hand reichen wollte, setzte Ismaik gleichzeitig zu seiner kleinen Rede ein. „Wir haben eine reibungslose Sitzung gehabt und einen Aufsichtsrat gewählt", sagte er, „ich freue mich auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zum Wohle des TSV 1860 und hoffe, dass dieser Verein eine erfolgreiche Zukunft haben wird.“
Erst dann sah er Schneiders Hand - und schlug schließlich ein. Die Kameras klickten wieder. Wobei man, wenn es nach den beiden geht, am besten gar nichts in solche Szenen hineininterpretieren sollte. Denn: „Ich persönlich habe nie ein Problem mit Herrn Schneider gehabt. Von meiner Seite hat es keine Unstimmigkeiten gegeben", sagte Ismaik.
Nun sei ohnehin „alles so gekommen, wie man es in den Veträgen bereits vereinbart“ habe. Schneider lächelte gütig. Rund fünf Minuten schenkten die neuen Männerfreunde ihren Zuschauern, dann verschwanden Präsident, Investor und Statthalter wieder in der Geschäftsstelle.
Es gab wohl doch noch Dinge zu besprechen. Am Tisch zurück blieben die restlichen Honoratioren – und ein fast volles Wasserglas.