Danny da Costa: "Das sind einfach nur Vollidioten"

Harte Beleidigungen beim 1860-Spiel gegen Ingolstadt gegen U21-Nationalspieler Danny da Costa vom FC Ingolstadt. Was der Spieler dazu sagt. Das Interview.
Ingolstadt/Köln – Lesen Sie hier das Interview mit Danny da Costa:
SID: "Herr da Costa, Ihr Mitspieler Ralph Gunesch berichtet, Sie seien am Sonntag während des Spiels bei 1860 München rassistisch beleidigt worden. Können Sie die Vorfälle aus Ihrer Sicht schildern?"
Danny da Costa (Fußball-Profi vom FC Ingolstadt, deutscher U21-Nationalspieler): "Es ging darum, dass mehrere Fans, oder wie immer man sie nennen soll, in der zweiten Halbzeit meinten, bei Einwürfen oder Ballkontakten Sachen wie 'Nigger' oder 'Schwarzes Schwein' in meine Richtung rufen zu müssen."
"War das ein ganzer Block? Oder waren das einige wenige Zuschauer?"
"Es waren nicht viele, tatsächlich einige wenige, die sich gedacht haben, in der Gruppe können sie es machen. Immer, wenn der Ball in meine Nähe kam, gab es Affenlaute. Das war natürlich ein Scheißgefühl."
"Sie sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, sie sind deutscher U21-Nationalspieler. Haben sie so etwas schon einmal erlebt?"
"Nein, das kannte ich in dieser Form nicht, so etwas habe ich noch nie erlebt."
"Wie haben sie auf die üblen Beleidigungen reagiert?"
"Als es mir zu viel wurde und zu nahe ging, bin ich zu Schiedsrichter Florian Meyer gegangen und habe ihn darauf hingewiesen. Ich habe ihm gesagt, dass ich da aufs Übelste beschimpft werde, dass das nicht mehr tragbar für mich ist."
"Kevin-Prince Boateng vom AC Mailand hat in einer ähnlichen Situation den Platz verlassen. Wären Sie auch vom Feld gegangen?"
"Nein, das war für mich in diesem Moment keine Option."
"Florian Meyer hat dann eine Stadiondurchsage veranlasst."
"Richtig, er ist zu Gabor Kiraly (Torhüter von 1860 München, die Red.) gegangen und dann raus zum vierten Offiziellen. Dann gab es die Durchsage, das fand ich ein gutes Zeichen. Nach dem Spiel habe ich Herrn Meyer leider nicht mehr gesehen, deswegen weiß ich nicht, ob es einen Sonderbericht geben wird."
"Ihr Mitspieler Ralph Gunesch hat die Rassismus-Vorwürfe dann bei Facebook öffentlich gemacht. Wären Sie auch selbst an die Öffentlichkeit gegangen?"
"Ich weiß es nicht. Gegen einzelne Leute vorzugehen, ist schwierig. Man darf so etwas nicht unter den Tisch kehren, man muss es einfach ansprechen. Ralph hat das sehr gut gemacht. Ich bin ihm dankbar. Ob ich es selbst gemacht hätte? Ich weiß nicht."
"Die wenigen Zuschauer, die sie nennen, ..."
"Für mich sind das einfach nur Vollidioten."
"Der Fußball glaubt, sein Rassismusproblem weitgehend überwunden zu haben. Sehen Sie dennoch ein tieferes Übel, das über Einzelfälle hinausgeht?"
"Ich glaube, das war ein Einzelfall. Es ist so zumindest bei mir noch nie vorgekommen. Das ist auch kein spezielles Problem von 1860-Fans. Ich glaube, dass man das in Deutschland ganz gut im Griff hat, aber wenn einige Vollidioten aus der Reihe tanzen, kann man nichts machen. Wenn man die richtigen Fans mit hineinzieht, wäre das nicht fair."
"Ist 1860 München schon auf Sie zugekommen?"
"Ich habe mit einigen Sechzig-Spielern gesprochen. Sie haben mir gesagt, dass so etwas gar nicht geht und dass sie das scharf verurteilen."