Dank VW: Raus aus dem Würgegriff
Der neue Hauptsponsor VW eröffnet den Löwen die Chance, sich unabhängig zu machen von Investor Hasan Ismaik
München - Natürlich war Robert Schäfers entscheidender Durchbruch in den Verhandlungen mit VW auch Thema bei der Sitzung des 1860-Verwaltungsrates am Dienstagabend an der Grünwalder Straße. In Wolfsburg war es dem Geschäftsführer gelungen, VW davon zu überzeugen, künftig die Löwen-Brust zu zieren. 1,6 Millionen Euro im Jahr lässt sich der Weltkonzern das Engagement, das in den nächsten Tagen schriftlich fixiert werden soll, bis 2016 zunächst kosten – bei einem Aufstieg erhöht sich die Summe deutlich.
Kein Wunder, dass die Löwen-Bosse jubeln. „Dass VW jetzt eventuell bei uns einsteigt, ist für mich eine kleine Sensation. Wenn so eine Marke uns das Vertrauen schenkt, zeigt das, dass sie das Potenzial im Verein erkennen und in den letzten Monaten gesehen haben, dass hier vernünftige Arbeit geleistet wird”, sagte Verwaltungsratschef Otto Steiner der AZ – und lobt vor allem Schäfer: „Zudem ist es auch eine Anerkennung der Arbeit von Geschäftsführer Robert Schäfer, der sehr professionell ist.”
Es ist aber nicht so, dass die Löwen durch den – noch nicht schriftlich fixierten – Einstieg von VW nun im Geld schwimmen würden, die letzten zwei Hauptsponsoren Comarch und Aston Martin hatten sich beide vertraglich zu höheren Zahlungen verpflichtet, die 1,6 Millionen Euro von VW dürfen als marktgerecht angesehen werden.
Dennoch bezeichnet Steiner den bald kommenden Pakt schon jetzt als „riesigen Glücksfall für den TSV 1860”. Und weiter: „Ein Weltunternehmen als Partner zu haben, würde dem Verein viele neue Perspektiven eröffnen – und es wäre für uns wieder ein weiterer Schritt nach vorne.”
Vor allem aber könnte es ein weiterer Schritt der Löwen aus der Umklammerung, dem Würgegriff, der Abhängigkeit von Investor Hasan Ismaik sein. Als der am Höhepunkt des Streits mit allen Vereinsgremien im Frühjahr den Geldhahn zugedreht hatte, standen die Löwen kurz vor dem Lizenzentzug. Nun sind sie dabei, wieder auf eigenen Beinen laufen zu lernen.
Die im Mai geflossene Signing-Fee (Zahlung für die Unterschrift des Kontrakts) für den Beratungsvertrag mit dem Sportvermarkter Infront sicherte den Löwen die Lizenz. Zwar handelt es sich bei der Signing-Fee um ein anders genanntes Darlehen des Vermarkters, das – mit Zinsen – zurückgezahlt werden muss, jedoch sicherten sich die Löwen für die Zukunft ab.
Sollte die Allianz mit Ismaik endgültig in die Brüche gehen und auch der aktuelle Exklusivvermarkter HI2, der Ismaik und dessen Ex-Berater Hamada Iraki gehört, aussteigen, hätte 1860 eine Backup-Lösung parat. „Wir müssen ja zusehen, dass wir auf eigenen Beinen stehen und vorbereitet sind, wenn solche Fälle eintreten wie bei der Lizenzvergabe in diesem Jahr”, sagt Steiner.
Inwieweit 1860 nun für den VW-Deal doppelte Provision bezahlen muss ist wohl noch nicht final geklärt. Allerdings half Infront-Berater Günter Netzer nach AZ-Informationen den von 1860-Verwaltungsrat Siegfried Schneider aufgebauten Kontakt zu VW-Vorstandschef Martin Winterkorn zu intensivieren. Der empfahl schließlich seinen Mitarbeitern die Zusammenarbeit mit den Löwen.
Steiner hofft nun, dass das zunächst für drei Jahre avisierte Geschäft mit VW nun auch andere Sponsoren anlockt. „Die Zusammenarbeit mit einem so renommierten Unternehmen wie VW öffnet den Löwen vor allem auch die Türen bei anderen interessanten Sponsoren”, sagt er.
Weitere Abschlüsse sind nicht ausgeschlossen – und wären weitere Schritte in Richtung Emanzipation vom Investor Hasan Ismaik.