Daniel Halfar: „Ich fühle mich befreit“

Nach zähen Verhandlungen hat Daniel Halfar doch beim TSV 1860 München verlängert. Hier verrät er, warum es so lange gedauert hat.
AZ: Herr Halfar, es hat sich ja ganz schön hingezogen, bis Sie schlussendlich in der vergangenen Woche dann doch beim TSV 1860 verlängert haben. 1860-Sportchef Florian Hinterberger musste bei Ihnen offenbar viel Verhandlungsgeschick anwenden, wie er sagte.
DANIEL HALFAR (lacht): Das kann eigentlich nur mein Berater beurteilen. Okay, es war auch eine langfristige Entscheidung. Nicht bloß für ein Jahr, sondern im Endeffekt ging es um drei Jahre, die ich mich an den Verein, das Umfeld und die Stadt binde. Da musste alles passen.
Was passt?
Meine Familie und ich fühlen uns in München wohl. 1860 ist ein sehr familiärer Klub und ich werde im Verein und im Umfeld akzeptiert. Außerdem ist mein Sohn (Louis, d.Red.) hier geboren und die Stadt gefällt uns einfach.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in München?
Da gibt es keinen speziellen. Meistens gehen wir bei uns draußen im Fasangarten spazieren. Damit wir mit dem Kleinen nicht so weit in die Stadt fahren müssen.
Mal ehrlich, gab es zuletzt den Gedanken, den Verein zu verlassen?
Zu der Zeit, als die Situation im Verein ungeklärt war, hätte ich nicht verlängert. Aber zum Glück hat dann Herr Ismaik (1860-Investor Hasan Ismaik, d. Red.) unterschrieben.
Letztes Jahr haben Sie einem 10-Prozent-Gehaltsverzicht als letzter zugestimmt, nun gab es lange Verhandlungen um einen neuen Vertrag. Sind Sie beim Thema Geld knallhart?
Nein. Mir geht es um Gerechtigkeit. Das war auch bei den zehn Prozent so. Ich hatte hier einen Vertrag unterschrieben und sollte dann sofort auf zehn Prozent verzichten. Das fand ich nicht fair. Ich habe mich dann aber für den Gehaltsverzicht entschieden, gemeinsam mit dem kompletten Team und für den Verein.
Ihr erstes Jahr bei den Löwen war alles andere als leicht. Im August kam Ihr Sohn Louis mit einem Herzfehler auf die Welt, es lief auch sportlich nicht gut für Sie.
Es ist viel passiert und es war nicht einfach für meine Frau, den Kleinen und mich. Aber wir haben nie aufgegeben und daran geglaubt, dass mit Louis alles gut wird. Dafür haben wir viel einstecken müssen und haben hart gekämpft. Ich denke, das wird irgendwann belohnt. Schon zum Ende der letzten Saison lief es sportlich immer besser und jetzt geht es uns allen gut.
Von den Löwen-Fans wurden Sie gleich nach Ihrem ersten Jahr zum Spieler der Saison gewählt.
Das macht mich sehr stolz. In der ganzen Zeit, in der wir Angst um das Leben unseres Kleinen hatten, rückte das Sportliche in den Hintergrund. Ich habe aber meinen Kopf nie in den Sand gesteckt und immer positiv gedacht. Die Auszeichnung der Fans hat mir gezeigt, dass sich die harte Arbeit und der Glaube ausgezahlt haben.
Ist das jetzt wie ein Neubeginn in Ihrer Karriere?
Absolut. Ich fühle mich befreit. Ich kann mich endlich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren. Das Wichtigste ist, dass auch privat alles passt. Nur dann kann ich 100 Prozent Leistung bringen. Das haben die Fans wohl in den letzten Spielen der alten Saison gemerkt. Ich genieße jetzt mein Leben, genieße das Fußballspielen und es gibt nichts Schöneres, als eine gesunde Familie zu haben.
Wie sehr hat Sie das Vatersein verändert?
Ich bin viel reifer geworden und sehe die Dinge, was den Fußball betrifft, entspannter als früher. Das ganze letzte Jahr hat mich nach vorne gebracht und meine Frau (Marina, d.Red.) und mich noch mehr zusammengeschweißt.
Inwieweit nach vorne gebracht?
Ich war immer ein dankbarer Mensch, aber nach dem, was ich erlebt habe, weiß ich bestimmte Dinge noch mehr zu schätzen. Außerdem trage ich als Vater viel mehr Verantwortung. So, wie es ist, bin ich rundum glücklich.
Früher sind Sie gerne mal um die Häuser gezogen. Ist damit heute Schluss?
Es kommt nur noch ganz selten vor, dass ich mal unterwegs bin. Früher war ich jung, war ab und zu feiern und habe meine Erfahrungen gemacht. Daraus habe ich viel gelernt. Jetzt bin ich Familienvater, da ändern sich viele Dinge. In meiner Rolle fühle ich mich sehr wohl.