Daniel Bierofka im Interview: „Mein Beitrag für 1860“
Daniel Bierofka spricht exklusiv in der AZ über seinen neuen Vertrag, Gehaltseinbußen – und wie wichtig die Familie für ihn ist
AZ: Herr Bierofka, Sie haben in der wohl schwierigsten Phase des TSV 1860 Ihren Vertrag bis 2013 verlängert.
DANIEL BIEROFKA: Ich bin froh, dass ich jetzt Zukunftssicherheit habe. Vor acht Monaten war gar nicht klar, ob ich überhaupt noch Fußball spielen kann. Deswegen ist das jetzt eine tolle Geschichte, dass ich nochmal zweieinhalb Jahre dranhängen kann.
Haben Sie denn ans Aufhören gedacht?
Nein. Aber ich habe das schon mit meiner Familie besprochen. Die hat auch viel mitgemacht mit mir. Meine Frau hat immer wieder Angst, dass wieder etwas passiert, wenn ich spiele. Sie weiß ganz genau, wie es mir geht, wenn ich zu Hause bin. Nachdem sie ihr Okay gegeben hat und auch mein Vater (Ex-Löwenprofi Willi Bierofka, d. Red.) meinte ich soll weiterspielen, hab ich gesagt: Okay, ich mache es. Viele wissen ja gar nicht, wie es ist, wenn man 18 Monate nicht mehr Fußball spielen kann.
Wie ist es denn?
Ich habe durchgehend 18 Monate kein Fußball spielen können. Es war verdammt schwer wieder auf so ein Niveau zu kommen, um mithalten zu können.
Stand für Sie immer fest, dass Sie entweder bei 1860 verlängern oder aufhören? Oder wäre auch ein Wechsel möglich gewesen?
Nein. Nochmal woanders hinzugehen, kam nicht in Frage. Auch für meine Familie nicht. Ich fühle mich wohl hier.
Warum ist 1860 so etwas Besonderes für Sie?
Ich bin mit 1860 aufgewachsen. Mein Opa war Fan von Sechzig, mein Vater war Trainer, mein Onkel ist 1. Vorsitzender in einem Löwen-Fanklub. Das zieht sich durch die ganze Familie.
Sie haben mit Sechzig viele Höhen und Tiefen erlebt.
Genau – vielleicht passt es deshalb so gut zusammen.
Mit 31 Jahren und vielen Verletzungen einen neuen Zweijahresvertrag zu bekommen ist nicht selbstverständlich.
Gewiss nicht. Nachdem mit dem Verein eine faire Lösung getroffen wurde, die für mich so war, dass ich damit leben kann, war das für mich okay.
Aber Sie müssen auf viel Geld verzichten.
Wenig ist es nicht. Aber es waren nicht die 50 Prozent, über die spekuliert wurde. Okay, ich verdiene jetzt weniger – aber ich kann noch zwei Jahre spielen. Und diese Laufzeit hat mir Sechzig von Anfang an angeboten. Das wichtigste war, dass meine Frau das alles mitmacht. Wir haben schon viel zusammen durchgestanden.
Geschäftsführer Robert Schäfer sagte, dass Sie mit Ihrer Unterschrift einen substantiellen Beitrag für die Sanierung geleistet hätten.
Ich wollte meinen Beitrag dazu leisten und zeigen, dass es bei Sechzig nicht nur Spieler gibt, denen das alles sch*** egal ist, was mit dem Verein passiert. Ich wollte dem Verein etwas zurückgeben für die Wertschätzung, die man mir entgegengebracht hat.
Sportdirektor Miki Stevic sprach davon, dass Sie das verkörpern, was einen Löwen auszeichnet. Was meint er, was ist das?
Ich bin einfach so, wie ich bin, wenn das zu Sechzig passt, dann ist das in Ordnung. Ich passe am besten zu 1860. Einen richtigen Löwen-Fan zeichnet aus, dass er nie aufgibt. Egal was passiert. Ich war schon so oft am Boden. Mich haben schon viele abgeschrieben – so wie jetzt auch schon viele Sechzig abschreiben. Aber man darf 1860 nie abschreiben.
Glauben Sie, dass die Rettung gelingt?
Ja. Herr Schäfer und Herr Schneider (Schatzmeister, d. red.) haben hervorragende Arbeit geleistet. Sie haben uns zugesichert, dass die erste Hürde genommen wurde.
Ihr Berater sagte, dass vor allem Schneider wichtig in den Vertragsverhandlungen war.
Der Dieter Schneider hat im allgemeinen einen Riesenanteil an der Rettung. Er ist ein Glücksfall für 1860. Er hat selber Kapital reingesteckt. Da ist endlich mal einer, der mit dem Herzen ein Löwe ist.
Glauben Sie, dass Ihre Vertragsverlängerung ein Signal ist für Benny Lauth, dessen Vertrag auch ausläuft?
Das ist für den Benny nicht entscheidend, ob ich hier bleibe oder nicht. Das ist wie mit den 10 Prozent Gehaltsverzicht: Jeder muss das selber entscheiden. Natürlich wäre es überragend, wenn auch der Benny nächstes Jahr noch hier wäre. Ich bin stolz, dass ich nächstes Jahr eine junge Truppe führen kann. Ich hoffe, dass dann auch noch viele Junge hier sind. Ich Freude mich sehr darauf.
Interview: Reinhard Franke