Comeback von Okotie geplatzt: „Sehr bitter!“

Der Torjäger muss seine Rückkehr verschieben. Der 1860-Topstürmer bricht das Training ab und sagt geknickt: „Das Risiko ist zu groß“
von  Matthias Eicher
Er würde so gerne, darf aber noch nicht: Rubin Okotie am Dienstag am Löwen-Trainingsgelände.
Er würde so gerne, darf aber noch nicht: Rubin Okotie am Dienstag am Löwen-Trainingsgelände. © me

München - Die Sehnsucht stand Rubin Okotie ins Gesicht geschrieben, als er neben der Eckfahne am hinteren Trainingsplatz an der Grünwalder Straße stand. Regungslos blickte der Torjäger des TSV 1860 mit den Händen in die Hüften gestützt auf den Platz. Als wollte er herausschreien: „Lasst mich endlich wieder mitmachen!“ Dann trank er einen Schluck aus der Wasserflasche, senkte den Kopf, verbarg ihn in den Händen und trabte langsam gen Kabine. Es ging nicht mehr. Mal wieder!

„Der Arzt hat gesagt, ich darf noch keine Zweikämpfe machen. Das Risiko ist zu groß“, sagte Okotie - und gab tiefen Einblick in sein Seelenleben: „Ich konnte vorher alles mitmachen, Torschüsse, Sprints – ohne Reaktion, das hat alles schmerzfrei funktioniert! Natürlich spüre ich noch was, aber ich konnte alles machen, außer Zweikämpfe. Aber wenn er sagt, ich muss noch aussetzen – muss ich mich eben gedulden.“ Der sichtlich geknickte Stürmer gab zu: „Natürlich ist das nicht leicht für den Kopf. Natürlich leidet man von draußen.“

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Zur Erklärung: Die Löwen hatten am Montag die Rückkehr ihrer stürmenden Lebensversicherung (13 Treffer) vorsichtig angekündigt: Wenn die Teamärzte nach der abschließenden MRT-Untersuchung grünes Licht geben, würde der 27-Jährige nach überwundener Innenband-Dehnung wieder auflaufen. Zum ersten Mal seit sechs Wochen und fünf verpassten Spielen. Und es hatte erst alles den Anschein erweckt, als könnte Okotie voll einsteigen: Gemeinsam mit den Kollegen wärmte er sich auf. Gemeinsam mit den Kollegen absolvierte er die Intervall-Läufe. Aber: Nach gut 30 Minuten war dann doch schon wieder Schluss für den Österreicher.

Weil die 1860-Ärzte ihr Veto einlegten, verzögert sich seine Rückkehr. „Das war so mit den Ärzten vorgestern abgesprochen. Sie haben geraten, es Schritt für Schritt zu machen“, sagte Löwen-Trainer Torsten Fröhling, der nach dem verhinderten Comeback einen Einsatz Okoties im nächsten wichtigen Ligaspiel am Samstag gegen den VfL Bochum so gut wie ausschloss: „So wie es jetzt aussieht, wird das mit Bochum schwer.“

Es hätte auch gar keinen Sinn, wenn der Ösi-Knipser im Abstiegskampf zu früh auflaufen würde. „Ich habe gesagt: Nur, wenn es zu 100 Prozent geht und nicht anders“, stelle Fröhling klar. Wohlwissend, dass sich Okotie damit keinen Gefallen tun würde: „Er schadet sich selbst, er will die Tore machen, kann aber nicht mehr dahin laufen. Deswegen muss er fit sein. Er schadet sich und uns hernach auch. Das ist bitter für ihn. Natürlich möchte ich ihn haben, aber ich brauche keinen Okotie bei 50 Prozent.“

Und jetzt? Wann geht die Leidenszeit endlich zu Ende? „Keine Ahnung“, sagte Okotie frustriert, um doch etwas hoffnungsvoller hinterher zu schieben: „Es wird sicher nicht mehr lange dauern. Ich dachte, dass ich heute schon einsteigen kann. Jetzt muss mich eben noch ein paar Tage gedulden.“

Anstelle seiner Kollegen muss Okotie somit weiterhin mit Physio Stefan Engels Vorlieb nehmen. Den hatte Fröhling übrigens für solche langwierigen Fälle vorgesehen: „Das ist für keinen Spieler schön, wenn er nicht mithelfen kann. Wenn du länger verletzt bist, bist du außen vor, nicht mehr direkt an der Mannschaft dran. Da muss man viel Fürsorge tragen. Ich als Trainer habe nicht soviel Zeit, mich unheimlich viel um die Verletzten zu kümmern. Deshalb wollte ich einen Rehatrainer haben.“ Okotie dürfte sehnsüchtig darauf warten, dessen Betreuung wieder gegen Fröhlings Übungseinheiten zu tauschen.

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