Collin Benjamin - der Löwen-Ballack?

Der lädierte Routinier (33) ist der prominenteste Zugang bei 1860 – und kommt nicht zum Zug. Es gibt durchaus Parallelen zu Bayers Edelreservist, doch noch beschwichtigt Cheftrainer Maurer.
Marco Plein |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Collin Benjamin, ablösefreier Neuzugang vom Hamburger SV.
sampics/Matzke Collin Benjamin, ablösefreier Neuzugang vom Hamburger SV.

Der lädierte Routinier (33) ist der prominenteste Zugang bei 1860 – und kommt nicht zum Zug. Es gibt durchaus Parallelen zu Bayers Edelreservist, doch noch beschwichtigt Cheftrainer Maure.

MÜNCHEN Alle drei Mal klatschten sich die beiden ab, ihre Beziehung ist harmonisch, professionell, von gegenseitigem Respekt geprägt. Und doch tut sich Reiner Maurer dieser Tage nicht leicht, über seinen prominenten Sommerzugang Collin Benjamin zu reden, der nur in drei der bislang sechs Pflichtspiele dabei war – aber jedes Mal vorzeitig ausgewechselt wurde. Nun ist der Namibier ja erst mal verletzt, ob er wegen seiner Muskelbeschwerden auch das Spiel am Sonntag (13.30 Uhr, Sky live) gegen Union Berlin verpassen wird, können die Löwen noch nicht sagen.


„Collin soll erst seine körperliche Fitness und Robustheit haben, dann wird er sehr wichtig für uns”, sagt Maurer über den 33 Jahre alten Mittelfeldspieler. Und weiter: „Wenn er fit ist, dann wird er auch spielen. Er ist auf sechs Positionen einsetzbar, und er hilft uns mit seiner Qualität ganz klar weiter.” Dass sich Maurer bewusst positiv über Benjamin äußert, und dass er verdeutlicht, den Afrikaner aufgrund seiner Personalnot lieber heute als morgen zurück im Mannschaftstraining zu begrüßen, steht außer Frage. Und doch kommen einem seine Aussagen über Benjamin irgendwie bekannt vor; denn genauso sprechen sie seit rund einem Jahr bei Bayer Leverkusen über Altstar Michael Ballack – also genau über den Mann, der Benjamin mit einem heftigen Tritt in einem Sommertestspiel für mehrere Wochen außer Gefecht setzte.


Nun hat der ehemalige Hamburger nach seinen Knöchelproblemen mit der Muskulatur im linken Oberschenkel zu kämpfen, doch selbst wenn er fit wird, fragt man sich, wie und wo ihn Maurer im – mit Ausnahme der Düsseldorf-Pleite – derzeit gut funktionierenden Kollektiv einzusetzen gedenkt. Nimmt Benjamin am Ende etwa bei den Löwen vielleicht sogar eine ähnlich tragische Rolle ein wie sie Ballack in Leverkusen innehat?


Maurer wehrt sich dagegen und sagt: „Der Vergleich hinkt. Erstens haben wir nicht dieses hochklassige Angebot, das Leverkusen mit Rolfes, Bender, Balitsch und letzte Saison Vidal hatte. Außerdem ist Collin ein ganz anderer Typ als Ballack." Was er damit meint, erklärt Sportchef Hinterberger präzise: „Mir tut es sehr leid für Collin, dass er wegen der Verletzungen nicht wie gewollt und von uns erhofft in Tritt kommt. Er ist ein super Typ und in der Mannschaft sehr beliebt.” Bei aller Wertschätzung gibt Maurer aber auch offen zu, dass ihm der Fall Benjamin aktuell weitaus mehr zu schaffen macht, als er das erwartet hatte. „Es ist ein gewisser Teufelskreis”, gesteht der Löwentrainer ein.


„Natürlich wollen wir, dass er möglichst schnell zurückkehrt und die nötige Spielpraxis bekommt. Auf der anderen Seite müssen wir ihm aber die Zeit geben, um richtig fit zu werden. Es bringt nichts, ihn bei 80 Prozent einzusetzen und damit eine neue Verletzung zu riskieren. Das wäre falscher Ehrgeiz.” Also entscheiden sie sich beim TSV 1860 zwangsläufig dafür, Benjamin erst dann wieder für den Spielkader zu nominieren, sobald die Gefahr einer Folgeverletzung reduziert worden ist. Hinterberger argumentiert: „Wir haben August, das darf man nicht vergessen. Wir wussten auch, dass Collin in seiner Karriere schon öfter angeschlagen war. Aber es kommt der Herbst, dann kommt der Winter, dann der Frühling. Collin braucht einfach Zeit, dann wird er noch sehr wichtig für uns werden. Davon bin ich fest überzeugt."


Überzeugt, das woll(t)en sie angeblich auch in Leverkusen von Ballack sein, denn ziemlich genau in dieser Wortwahl hatte sich deren Ex-Coach Jupp Heynckes während der vergangenen Saison monatelang über den einstigen DFB-Kapitän geäußert.


Dass sich nun auch bei den Löwen eine Miniversion der Geschichte des in die Jahre gekommenen und nur noch schwierig in einer Mannschaft zu platzierenden Topspielers ereignet, weisen sie dort mit Händen und Füßen von sich. Hinterberger jedenfalls behauptet: „Da gibt es überhaupt keine Parallele. Collin wird seinen Weg bei uns gehen. Qualität setzt sich am Ende immer durch.” Und doch fügt er wieder dazu: „Erst mal muss er sich aber auskurieren.”


Ballack höchstselbst hat sich übrigens längst auskuriert. Zuletzt beim 1:0 seiner Leverkusener in Stuttgart saß er am Wochenende dennoch nur auf der Bank. Und was sagte Bayers Sportdirektor Rudi Völler? „Wir haben in den kommenden Wochen so viele Spiele. Da brauchen wir Michael.”

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.