Kommentar

Chaos beim TSV 1860: Das Sponsoren-Beben ist ein finaler, blauer Hilfeschrei

18 Löwen-Geldgeber gehen einen ebenso atypischen wie riskanten Weg, um den TSV 1860 endlich wachzurütteln. Ein Kommentar des stellvertretenden Sportchefs der AZ, Florian Weiß.
von  Florian Weiß
Sponsorenärger an der Grünwalder Straße – droht dem TSV 1860 bald eine leere VIP-Alm?
Sponsorenärger an der Grünwalder Straße – droht dem TSV 1860 bald eine leere VIP-Alm? © imago images/MIS

München - Der Profisport funktioniert nur – und ausschließlich – noch mit externen Geldgebern, vornehmlich Sponsoren. Dass solche Partner versuchen, Einfluss auch auf das operative Geschäft oder gar Personalentscheidungen zu nehmen, ist ohne Frage mehr als bedenklich. Dementsprechend ist der Aufschrei der Fans ob des Brandbriefes der 18 Löwen-Sponsoren, der von einigen Anhängern gar in die Nähe einer "Erpressung" gerückt wird, durchaus nachvollziehbar.

Aber was ist die eigentliche Intention, wenn Geldgeber eben ihre Euros einem Verein zur Verfügung stellen? Das hatte Martin Gräfer, Vorstandsmitglied von 1860-Hauptsponsor "Die Bayerische" kürzlich beim Fan-Talk unmissverständlich formuliert: "Sponsoring ist kein Mäzenatentum, also man schenkt kein Geld, sondern man kauft Werberechte. Wir wollen Markenwerbung betreiben. Das heißt nicht nur Bekanntheitsgrade erhöhen, sondern auch Markensympathie."

Dass sich bei den Sponsoren des TSV 1860 so viel Frust aufstaut, ist alarmierend

Genau hier liegt der Knackpunkt. Die vermeintlichen Rebellen sehen in der Außendarstellung, die der TSV 1860 die letzten Wochen und Monate öffentlich abgibt, eine Gefahr für ihre eigene Reputation – und dies über alle Ebenen und Gremien hinweg. Wie groß muss also die angestaute Frustration, die Angst bei den 18 Firmen sein, dass sie sich zu diesem atypischen und mit Blick auf ihren Ruf auch gefährlichen Schritt gezwungen sehen?

Sie alle wissen um das Risiko bei den Fans in Ungnade zu fallen – und gehen es dennoch ein. Alarmierend. Dabei ist völlig unerheblich, ob es sich um kleinere oder finanzkräftigere Sponsoren handelt oder wie lange sie schon Löwen-Partner sind. Alleine der Fakt, dass sich 18 Firmen zu so einem explosiven Schritt zusammenschließen und durchringen, ist mehr als nur ein kleiner Wink mit dem vielzitierten Zaunpfahl.

Er ist ein finaler Hilfeschrei, der ultimative Weckruf an sämtliche Verantwortlichen, die Machtkämpfe zum Wohle von "Münchens großer Liebe" endlich (!) zu beenden. Fraglich ist nur, ob ihn alle so verstehen – geschweige denn danach handeln.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.