Chance vertan: Löwen fehlt der Killerinstinkt
München - Es lief die 56. Minute, als der TSV 1860 das Spiel verlor. Daniel Adlung nagelte den Ball aus gut 25 Metern an die Latte. Valdet Rama und Rubin Okotie vergaben den Abpraller alleine vor Torhüter Mielitz. Es wäre das 2:1 für die Löwen gewesen. Stattdessen fiel drei Minuten später das 1:2. Sechzig brach ein und der Traum von der Pokal-Überraschung war dahin.
TSV 1860 verliert 2:5 im DFB-Pokal: Löwen-Klatsche gegen Freiburg
Mit 2:5 (1:1) verlor der TSV in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den SC Freiburg. Eine derbe Klatsche, in der die Löwen ihre beiden so unglaublich gegensätzlichen Gesichter zeigten. Schwarz und Weiß. Grauzone Fehlanzeige. In den ersten 60 Minuten strahlte das kämpferische, spielerische Gesicht, das Gesicht mit Potential. In den restlichen 30 Minuten verschwand das Strahlen. An seine Stelle trat Verzweiflung, das Gesicht des Tabellenletzten, das defensiv vogelwilde Gesicht voller haarsträubender, individueller Fehler.
Dabei hatten die Löwen lange Zeit ihr bestes Saisonspiel abgeliefert. Strahlen. Kampf. Spiel. Attacke. Die Löwen bissen, kämpften, gingen durch Rama (15.) in Führung. Auch der Ausgleich durch Freis (25.) schockte sie nicht. Nach dem Seitenwechsel sah es sogar so aus, als ob sich Sechzig den SC zurecht legte. Erst verzog Okotie nach einem langen Ball, dann kam Minute 56, von der die Löwen wohl noch Alpträume bekommen werden.
„Symptomatisch“, nannte Trainer Markus von Ahlen die Szene hinterher. „Wir waren am Drücker, hatten richtig Fahrt aufgenommen und wurden dann eiskalt bestraft.“
Stimmen zur Niederlage: Ortega findet es „total beschissen“
Was die 18.100 Zuschauer danach sahen, trieb ihnen die Enttäuschung in die Glieder. Zweimal wurden die Löwen ausgekontert, zweimal ließ sich Sebastian Hertner düpieren, zweimal klingelte es. Admir Mehmedi (59./64.) stellte in sechs Minuten die Weichen für Freiburg auf Sieg. Die Löwen kämpften sich durch Okotie (69.) zwar noch mal in Schlagdistanz. Doch Schmid (84.) und erneut Mehmedi (89.) machten den Deckel auf eine Partie, die der TSV nie derart hoch hätte verlieren dürfen. Wenn überhaupt.
„Total beschissen“, beschrieb Torhüter Stefan Ortega hinterher die Stimmung in der Kabine. Wieder einmal hatten die Löwen ihre Chancen nicht genug. Wieder einmal hatten sie sich defensiv auseinander nehmen lassen. Im Vergleich zu Partien wie denen in Aue und Aalen hätten sich die Sechzger gegen Freiburg aber einen Sieg mehr als verdient gehabt. „Wir haben einen Riesenaufwand betrieben, attraktiven Fußball gespielt. So, wie sich die Fans das wünschen“, analysierte Ortega hinterher. Und lag damit goldrichtig.
Daniel Adlung, der Unglücksschütze aus Minute 56, haderte hinterher mit den fehlenden Zentimetern. „Bei unseren Gegnern fällt so ein Schuss rein, bei uns geht er an die Latte. Es reicht halt nicht nur mithalten zu können. Wir müssen uns endlich mal belohnen.“
Tatsächlich verpassten die Löwen den so sehnlichst erhofften Befreiungsschlag. Er war in Reichweite. Zum Greifen nahe. Doch letztlich stand die vierte Pleite in Folge. Nach 90 Minuten blieb Spielern wie Trainer erneut nichts anderes als zu hoffen, dass man sich irgendwann endlich für den Aufwand belohnen wird. Dass das mit jeder Niederlage immer schwerer wird, offenbarte Ortega. „Wir sind keine Maschinen, keine Roboter“, gab der Torhüter Einblick in seine Gefühlswelt. „Das geht einem schon nahe.“
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