Champions League? Reuters irre Klausel

Sollte sich 1860 irgendwann mal mit Stefan Reuter als Sportdirektor für die Champions League qualifizieren, würde er wohl 250000 Euro brutto extra kassieren. Die Realität sieht freilich anders aus: Der Löwen-Manager steht nach Ziffzers Entlassung unter Druck.
von  Abendzeitung
Qualifiziert sich 1860 für die Champions League, verdient Stefan Reuter 250000 Euro extra.Foto: sampics/Augenklick
Qualifiziert sich 1860 für die Champions League, verdient Stefan Reuter 250000 Euro extra.Foto: sampics/Augenklick © sampics/Augenklick

Sollte sich 1860 irgendwann mal mit Stefan Reuter als Sportdirektor für die Champions League qualifizieren, würde er wohl 250000 Euro brutto extra kassieren. Die Realität sieht freilich anders aus: Der Löwen-Manager steht nach Ziffzers Entlassung unter Druck.

MÜNCHEN Es ist kaum einen Monat her, da saß Stefan Reuter noch an der Seite von Ex-Geschäftsführer Stefan Ziffzer im Medien-Container des TSV 1860 und schwärmte: „Wir sind Münchens große Liebe – und wir haben Deutschlands größte Talente.“ Ein typischer Reuter-Satz. Der Sportdirektor spricht eben gerne im Superlativ. Aussagen, die zwar Charme haben, aber doch ein wenig an der Realität vorbeigehen. Reuter, der als Profi alles gewann, plante auch als Manager den großen Angriff. Als der Dinkelsbühler seinen Dienst im Januar 2006 bei 1860 antrat, ließ Reuter eine geradezu irre Klausel in seinen Vertrag einbauen, eine Champions League-Prämie!

Laut AZ-Informationen erhält Reuter, sollte sich 1860 irgendwann mal mit ihm als Sportdirektor für die Champions League qualifizieren, 250000 Euro brutto extra. Doch darauf kann Reuter wahrscheinlich noch lange warten. Bislang arbeitet er noch an seinem Durchbruch als Manager: 1860 steckt in seiner schwersten Krise seit dem Abstieg 2004. Führungskrise, Geldmange, ständige Fan-Streitereien – und eine Mannschaft, die zum Saisonende im Niemandsland der Tabelle gelandet ist. Die Löwen haben 2008 sogar einen Negativ-Rekord aufgestellt und sind mit nur zwei Siegen schlechtestes Zweitliga-Team des Jahres. Besserung in der kommenden Saison? Bislang nicht in Sicht.

Nun jedenfalls ist Weltmeister Reuter gefordert: Schafft er es, 1860 – nach dem Abgang von Ex-Geschäftsführer Ziffzer („Dieser Präsident ist eine Schande“), ohne seinen starken Partner nach vorne zu bringen? Vize-Präsident Franz Maget glaubt an den manager: „Reuter ist unser bester Mann.“

Reuter selbst, jetzt alleiniger Geschäftsführer, gibt sich zielstrebig. „Ich bin mir der Verantwortung bewusst“, sagt der Ex-Nationalspieler und lächelt. Auf ihn könnte das Ziffzer-Aus auch wie eine Befreiung wirken. Reuter schaffte es bislang nicht, aus dessen großem Schatten heraus zu treten. Ob er’s jetzt packt?

Überall gibt es Baustellen für ihn. Vor allem seine Transfer-Politik wird im Löwen-Umfeld inzwischen mehr als kritisch gesehen – ob deswegen auch schon Micky Stevic als Nachfolger gehandelt wird? Bis auf Daniel Bierofka, der sowieso nach München zurück wollte, entpuppten sich die Reuter-Einkäufe als Flops. An der Spitze der Fehlgriff-Charts: Chhunly Pagenburg, der einzige Winter-Transfer. Zunächst als großes Talent in Giesing angepriesen, schickt Reuter den 21-jährigen Mittelfeldspieler nach nur sechs Monaten wieder zum 1. FC Nürnberg zurück. Pagenburg war sogar bei der U23 überfordert. Eine durchdachte Personal-Strategie sieht anders aus. Auch, dass mit Lukasz Szukala (23) ein Abwehrtalent in Richtung Aachen den Verein ablösefrei verlässt, ist nur schwer nachvollziehbar. Ob Reuter einen Platz für seinen Spezi Christian Wörns (36), den aussortierten BVB-Kapitän, schaffen muss?

Die Zusammenstellung des 1860-Kaders ist Reuters größte Herausforderung. Während die Zweitliga-Rivalen wie Freiburg (Tomy Bechmann), St. Pauli (Marius Ebbers, Mathias Hain) oder Aachen (Markus Daun, Timo Achenbach, Szukala) gezielt einkaufen, lässt Reuter die Fans weiter bangen. Auch die Zukunft von Berkant Göktan (Karlsruhe?) ist immer noch offen. Immerhin gibt’s Gerüchte: Neben Wörns und Przemyslaw Pitry (Lech Posen) sind auch Christian Tiffert (Duisburg), Pierre de Wit (Osnabrück), Sascha Traut (Koblenz) im Gespräch. Bekannte Namen in Liga zwei, aber für die Champions League reicht’s sicher nicht. Oliver Griss

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