Cassalette bleibt Präsident - fünf Daumen, drei Jahre
München - Links ein altertümlicher Trambahnwagen, rechts zwei weiß-blaue Busse. Dazu jede Menge Ticket-Automaten, Haltestellen-Schilder. Und mittlerweile versiegelte Schienen, die in die große Halle führen: Der TSV 1860 hat gestern zur Mitgliederversammlung ins MVG-Museum geladen. Quasi zur MGV beim MVG. Treffend, könnte man sagen, um das eigene, historisch erfolglose Dasein mit teils veralteten Strukturen endlich aufzupolieren und in neuem Licht erstrahlen zu lassen.
Stillstand konnten die Löwen dort durch die Präsidentenwahl verhindern. Peter Cassalette, seit November 2015 im Amt, wurde mit 238 Ja-Stimmen von 401 stimmberechtigten Mitgliedern für weitere drei Jahre gewählt. „Ich freue mich und werde meine Aufgaben voller Enthusiasmus angehen, aber noch glücklicher wäre ich, wenn ich mehr Stimmen erhalten hätte“, so der alte und neue Oberlöwe.
Cassalette: 98 fragwürdige Enthaltungen
Bei 68 Gegenstimmen und 98 Enthaltungen ergab sich eine Mehrheit von 59,4 Prozent. Nicht einmal 60 Prozent für den Sechzger-Präsidenten – ein Minus von fast sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Ich weiß nicht, worauf sich die Enthaltungen begründen: Die Stadionfrage oder die Nähe zu Hasan Ismaik“, sagte der 62-Jährige, der sich zwar seine Gedanken machen, aber seine Zeit nutzen wolle, sämtliche Mitglieder „von mir und meinem Stil zu überzeugen“. Bisher stand sein Wirken ganz im Zeichen der Annäherung an den Finanzier. Der sei im Übrigen auch der erste Gratulant gewesen: „Ismaik hat mir fünf Daumen nach oben geschickt. Daran sieht man, wie hautnah er dabei ist. Auch sein Bruder Abdelrahman schrieb mir: 'Jetzt geht’s los.'“
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Weitergehen träfe es besser. Denn mit den beiden ebenfalls wiedergewählten Vizepräsidenten Heinz Schmidt (347 Stimmen) und Hans Sitzberger (217) sowie dem Hauptgesellschafter sei man laut Cassalette „gemeinsam auf einem guten und richtigen Weg“. Weitere Erkenntnisse: Ismaik hat die 2,5 Millionen für die heute beginnenden Renovierungsmaßnahmen bereits zur Verfügung gestellt.
Werder Bremens Busch erster Neuzugang
Und auch hinsichtlich der Kaderplanung der (kurzzeitig ebenfalls anwesenden) sportlichen Leitung um Trainer Kosta Runjaic und Sportchef Oliver Kreuzer hatte Cassalette Neuigkeiten parat: „Ich kann Ihnen verkünden, dass mit Marnon Busch vom SV Werder Bremen der erste Neuzugang fix ist.“ Der 21-jährige Rechtsverteidiger dürfte die Löwen auf Leihbasis bis Saisonende verstärken, muss womöglich aber den Abgang von Routinier Gary Kagelmacher kompensieren. Der Oberlöwe jedenfalls versprach: „Wir werden einen qualitativ besseren Kader haben als in der Vorsaison.“
In der Stadionfrage dagegen gab es zwar eine ausführliche Stellungnahme von (Noch-)Geschäftsführer Markus Rejek, aber wenig neue Erkenntnisse. „Wir waren beim Thema Stadionprojekt noch nie so weit wie in diesem Jahr“, erklärte Rejek zwar, konnte aber nur verkünden, dass man sich für eine neue Löwen-Heimat auf den Standort Riem festgelegt habe und noch in diesem Jahr die entsprechenden Machbarkeitsstudien mit der Unterstützung von Ismaiks Architekten erstellt werden sollen.
Seitens der Stadt sei bis „Spätsommer, Herbst“ eine Stellungnahme zu erwarten, mit deren Hilfe man abschätzen könne, ob als Zwischenlösung das Grünwalder oder das Olympiastadion infrage kämen. Erst danach könne ein Finanzierungskonzept erstellt werden. Apropos Finanzen: Rejek legte auch den Geschäftsbericht vor. Für 2015/16 werde sich demnach ein Fehlbetrag von 4,764 Millionen Euro ergeben. Das ist zwar eine Reduzierung um 250 000 Euro, glänzende Aussichten aber noch lange nicht.