Canossa liegt an der Säbener Straße

MÜNCHEN - „Wir sind nicht am Zug, die anderen sind am Zug.“ Nach dem Sieg im Catering-Prozess sieht Bayern-Präsident Uli Hoeneß seinen FC Bayern in einer guten Position – und kann warten, dass die Löwen zu Kreuze kriechen.
Mit Catering kennt sich Uli Hoeneß bekanntlich bestens aus. Seine neue Fast-Food-Würstlsemmel, der Nürnburger, ist ein großer Erfolg. Und natürlich schmeckt ihm auch das Urteil in Sachen Allianz Arena. Dass der TSV 1860 nun exakt 542344 Euro – zuzüglich Zinsen – an die Bayern-eigene Stadion-GmbH zurückzahlen muss? „Schadenfreude“, sagt Hoeneß zur AZ, „empfinde ich nicht. Es ist lediglich so, dass ich den Glauben an unseren Rechtsstaat wieder zurückbekommen habe. Das Urteil hat mich in meiner Meinung, die ich hatte, bestätigt.“
Außerdem weiß der Bayern-Präsident nur zu gut, dass sein Verein nicht nur der klare Sieger im Gerichtsstreit ist, sondern nun auch das Heft des Handelns in Händen hält. Die zweitklassigen Löwen, finanziell klamm und mittelfristig nicht in der Lage, die jährlich auflaufenden Millionen-Kosten für Catering (3) und Miete (2,5) in Fröttmaning zu stemmen, sind von der Gnade des Rekordmeisters FC Bayern abhängig.
Eigentlich läuft der Mietvertrag der Blauen mit der Stadion-GmbH bis 2025. Da die Stadt der ersehnten Rückkehr ins Grünwalder Stadion eine klare Absage erteilt hat, bleibt 1860 nur eine Alternative: der Umzug ins – einst verhasste – Olympiastadion. Die neue Heimat unterm Zeltdach käme die Löwen pro Jahr rund zwei Millionen Euro günstiger als die Arena. Die Rückkehr zur Saison 2011/2012 wäre aber nur mit Zustimmung der Roten möglich. Laut des bestehenden Erbbaupacht-Vertrags darf im „Oly“ noch bis 2090 kein Profi-Fußball gespielt werden. Diesem Passus hatten beide Klubs zugestimmt.
Noch haben die Löwen nicht entschieden, ob sie im glatt verlorenen Catering-Prozess in Revision gehen. Hoeneß glaubt nicht daran. „Angesichts der Urteilsbegründung sehe ich für eine Berufung nicht viel Spielraum“, meint der Bayern-Boss – und weiter: „Das würde ja auch wieder eine Menge Geld kosten.“
Geld, das 1860 fehlt. Somit liegt Canossa für Löwen-Boss Manfred Stoffers und Präsident Rainer Beeck an der Säbener Straße. Sie müssen das Gespräch suchen. „Die Frage, was jetzt passiert, geht ja nicht an uns.“, sagt Hoeneß, „wir sind nicht am Zug, die anderen sind am Zug.“
J.Schlosser, P.Strasser