Caféhaus-Chef als neue Löwen-Hoffnung
MÜNCHEN - Das Handy klingelt unaufhörlich. Andreas Neumeyer ist in diesen Tagen ein gefragter Mann. Nicht nur bei Freunden und Bekannten. Nein, auch bei Alexander Schmidt, dem Trainer der Löwen. Der möchte Neumeyer gerne für das Profiteam verpflichten, sofern der ihn während der Vorbereitung auf die neue Saison, an der er teilnimmt, überzeugen kann.
So weit, so gewöhnlich. Die Situation ist jedoch weitaus kurioser. Denn Neumeyer hatte seine Karriere eigentlich schon beendet – beim SV Heimstetten in der Regionalliga. Der Stürmer wollte sich voll und ganz auf seine zweite Leidenschaft konzentrieren: Das Café „Hungriges Herz” in der Fraunhoferstraße, das Niemeyer zusammen mit seinem Kumpel und Ex-Bayern-Spieler Ramazan Akgül seit August 2010 betreibt. Seine Pläne wurden jedoch durchkreuzt, von den Löwen, nachdem er in Heimstetten 24 Saisontore erzielte. „Erst rief mich Wolfgang Schellenberg an und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, als Führungsspieler in der U21 zu spielen”, erzählt der Gastronom. „Daraufhin hat sich dann Alexander Schmidt gemeldet, ob ich nicht die Vorbereitung bei den Profis mitmachen möchte, um mich zu präsentieren.” Wie bitte?
Neumeyer wollte – und könnte so vom Café-Betreiber zur Sturmhoffnung werden. „Meine Freunde haben von Anfang an gesagt: ‚Ohne Fußball hältst du es nicht aus!’” So kam es. Am Montagnachmittag absolvierte er seine dritte Trainingseinheit an der Grünwalder Straße. Auf die Einheit am Morgen und auch am Dienstagvormittag muss er noch verzichten, er hat niemanden fürs Café gefunden. „Ab Mittwoch steige ich dann voll ein”, sagt der 28-Jährige. „Dann habe ich geklärt, wie ich den Laden schmeiße.” Dort sind prominente Gesichter wie Bayern-Star Bastian Schweinsteiger, Basketballer Steffen Hamann und Schauspieler Matthias Schweighöfer Stammgäste und genießen das Angebot, das vom reichhaltigen Frühstück bis hin zur Ein-Meter-Pizza am Abend reicht.
Nun gilt es für ihn, Schmidt auf dem Fußballplatz und nicht hinter der Theke zu überzeugen. „Ich bin da guter Dinge. Ich habe ja keinen Druck und nichts zu verlieren. Das kam bei mir ja aus dem Nichts”, sagt Neumeyer, der sein Café auch weiterhin betreiben würde, sollte es für einen Profivertrag reichen. „Das ist mein Ding, mein erstes Gastro-Baby und sicherlich auch nicht das letzte.” Da ist für ihn schon hilfreich, dass er direkt über dem „Hungriges Herz” seine Wohnung hat.
Die Eingewöhnung bei den Löwen ist ihm nicht schwergefallen. Stürmer Benny Lauth kennt er schon länger. Auch zu viele Pfunde stehen bei ihm nicht im Weg. „Zwei Wochen”, sagt Neumeyer, „und ich bin wieder richtig fit. Ich kämpfe mich schon ran.” Ganz neues Terrain betritt er sowieso nicht. „Ich war damals schon mit meiner Oma im Grünwalder Stadion und habe mir die Löwen angeschaut. Später habe ich dann ein Jahr selbst in der B- und zwei Jahre in der A-Jugend gespielt.” Dann zog es ihn zum SC Fürstenfeldbruck. Über Fortuna Düsseldorf, TSV Gersthofen, zwei Rückholaktionen nach Fürstenfeldbruck und eben zuletzt in Heimstetten könnte sich der Kreis für den Gastronom bei den Löwen schließen.
Den geplanten USA-Urlaub hat er gerade storniert, der wäre in die Zeit des Probetrainings gefallen. Nun liegt es an ihm. Er sagt: „Es wäre etwas ganz Besonderes und sicherlich einzigartig in Deutschland.”