Bus-Tour nach Verl: Reißt die Serie des TSV 1860 wegen müder Beine?

München - Argirios Giannikis hatte vorgesorgt. Acht Stunden Busfahrt, für den Trainer des TSV 1860 offensichtlich ein Klacks. Gegnerstudium, am Plan für das Ausbauen der Serie feilen, an der Präsentation desselben vor der Mannschaft, dann würde die Zeit schon vergehen.
Und außerdem wollte der 43-Jährige auch noch ein bisschen lesen. Krimis, Romane, Bücher zur Persönlichkeitsentwicklung, mal sehen, er wollte sich nicht festlegen. "Alles querbeet, ich bin da sehr interessiert", meinte er auf Nachfrage.
Lange Busfahrt für Giannikis nicht abschreckend: "Jeder wird für sich versuchen, zu entspannen"
Für den Coach der Löwen wirkte die Aussicht auf einen Tag auf der Autobahn zwischen München und Ostwestfalen nicht abschreckend, und Giannikis ging davon aus, dass es seinen Spielern ähnlich gehen würde. "Jeder wird für sich versuchen, zu entspannen", sagte er.
Einen Zusammenhang zwischen schweren Beinen von der langen Tour und schlaffem Spiel am Samstag beim SC Verl (16.30 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) wollte er nicht herstellen. "Es ist, wie es ist. Die Reise ist lang. Es war uns vorher klar, dass wir diese Auswärtsfahrt haben und mit dem Bus bestreiten. Das ist okay so", sagte der Grieche mit fränkischen Wurzeln. Kein Jammern, kein Lamentieren, sondern das Wesentliche in den Blick nehmen.
Im Stadion des SC Verl: Längste Theke im deutschen Profifußball
Etwa 800 Fans der Sechzger hatten sich die deutlich über 600 Kilometer Weg bis kurz vor Bielefeld auch vorgenommen, und wenn die Anhänger mal in ihrem Auswärts-Block stehen, werden sie womöglich sehnsüchtig in Richtung Osttribüne blicken.
Dort gibt's – so wirbt der Klub nicht ohne Stolz – die längste Theke im deutschen Profifußball. Über 65 Meter lang zieht sich der Tresen über die Gerade. 68 Stühle mit der Höhe wie Barhocker wurden dort entlang montiert – ein fraglos ganz besonderes Plätzchen, um den Kick des eigenen Klubs zu verfolgen.

Der TSV 1860 will den vierten Sieg in Folge – SC Verl zuletzt angeschlagen
Was man von dort aus wie von allen anderen Orten in der kleinen Sportclub Arena sehen soll: Einen TSV 1860, der an die jüngsten Leistungen und Ergebnisse anknüpft. Sieben Spiele ohne Niederlage haben die Giannikis-Löwen angesammelt, folgt Sieg Nummer vier in Folge, zieht Sechzig an Verl in der Tabelle vorbei.
"Es wird ganz eng, wie alle anderen Spiele auch, eine Serie ist keine Selbstverständlichkeit in dieser Liga", mahnte der Coach. Dennoch: Verl wirkt angeschlagen, hat drei Pleiten mit neun Gegentoren im Gepäck. "Wir kennen ihre Stärken und Schwächen", sagte Giannikis.
Marco Hiller kehrt wieder ins Tor zurück – Joel Zwarts vor Joker-Comeback
Veränderungen in der blauen Formation wird es zwangsläufig geben. Aus der Startelf gegen Halle (1:0) werden der erkrankte Torwart David Richter und Manfred Starke (Hexenschuss) nicht zur Verfügung stehen, auch für Abdenego Nankishi reicht es nicht. Marco Hiller (muskuläre Probleme) kehrt wieder ins Löwen-Tor zurück, Starke könnte von Marlon Frey ersetzt werden. Sonst gibt es wenig Anlass zum Wechseln, aber die Aussicht auf ein Comeback.
Stürmer Joel Zwarts könnte nach monatelanger Leidenszeit als Joker zum Einsatz kommen. "Ich sehe ihn noch nicht auf dem Niveau, dass er 90 Minuten gehen kann, aber er ist ein Thema", sagte Giannikis, bevor der Teambus das Klub-Gelände an der Grünwalder Straße 114 verließ.