"Bündnis Zukunft": Wer hinter der neuen Aktion beim TSV 1860 steckt

Vorhang auf für das "Bündnis Zukunft 1860"! Am Dienstag hat sich die neue Gruppierung vorgestellt. Was genau dahinter steckt.
Matthias Eicher
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Höchste Zeit für ein drittes Lager? Martin Gräfer, Vorstandschef von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische", ist einer der Initiatoren.  Foto: imago
Höchste Zeit für ein drittes Lager? Martin Gräfer, Vorstandschef von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische", ist einer der Initiatoren. Foto: imago © imago

München - Die Friedenstruppen der Vereinten Nationen, umgangssprachlich gerne als Blauhelme bezeichnet, sind ein wichtiges Instrument, um Leid und Kriegszustände auf der Welt zu mindern, um Waffenstillstand zu sichern. Aktuell beginnt bei den Blauen eine Blauhelmmission, genannt "Bündnis Zukunft 1860".  

"Das Bündnis Zukunft 1860 ist eine Plattform, die von treuen und langjährigen Unterstützern des TSV 1860 München gegründet wurde. Das Bündnis verfolgt das Ziel, den Verein in der nächsten Zeit inhaltlich und strukturell entscheidend voranzubringen", ist einer Pressemitteilung des neuen Zusammenschlusses von Sponsoren, Mitglieder und Fans unter dem Motto "Wir für die Löwen" zu entnehmen.

Das ist das Ziel des "Bündnis Zukunft 1860"

Mit anderen Worten: Das "BZ1860" will die zermürbenden Machtkämpfe zwischen den Vereinsbossen der Sechzger und Investor Hasan Ismaik beenden, um nicht nur einen Waffenstillstand, sondern vielmehr ein neues Miteinander bei Münchens großer Liebe zu etablieren. Der Dreiklang, mit dem die beiden Lager der Löwen befriedet werden sollen, lautet wie folgt: "Unabhängig, überparteilich und offen für alle!"

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"Ein herzliches Grüßgott! Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wir hatten leidenschaftliche Diskussionen. Wir sind eine Mitgliederbasis, die versuchen will, wieder mehr Neutralität reinzubringen" sagte Sprecher Anton Hiltmayr, Gründer des Immobilienverrentungs-Unternehmen "Wohnen & Gut Leben" in einer digitalen Vorstellungsrunde und bat alle Beteiligten zum verbalen Abrüsten: "Beleidigungen hat keiner der beiden Seiten verdient, egal, was in den letzten Jahren war."

Gräfer stellt klar: "Wir sind nicht für oder gegen den ein oder anderen Gesellschafter"

Auf AZ-Nachfrage, welche Unternehmer und Personen an dem Bündnis beteiligt seien, erklärte der Mitinitiator: "Wir sind ein Bündnis aus Löwen-Mitgliedern aller Altersstrukturen - und wir hoffen auf die Unterstützung der breiten Masse aller Löwen!

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Auch Martin Gräfer, Vorstandschef von 1860-Hauptsponsor "die Bayerische", sitzt als Mitinitiator im Boot, so wie zahlreiche weitere Vertreter des Versicherers, der sein Engagement beim TSV vorzeitig bis ins Jahr 2027 verlängert hat. Gräfer kam schnell auf den Punkt: "Wir sind nicht für oder gegen den ein oder anderen Gesellschafter. Wir sind Mitglied beim e.V. und haben eine sehr positive Brille, was den eingetragenen Verein angeht. Aber trotzdem braucht es eine Idee, wie man die KGaA auf eine andere wirtschaftliche Grundlage stellen kann."

Gräfer: Wir sind kein Team Profifußball 2.0

Man wolle auch der Frage nachgehen, wie man "dem Investor helfen kann, seinen Beitrag zu leisten und Vertrauen zurück zu verdienen." Kurzum: "Wir wollen dafür sorgen, dass 1860 da hinkommt, wo man hingehört - und das ist sicher nicht der untere Bereich der Dritten Liga." Zum Hintergrund: Nachdem im Jahr 2018 nach dem Absturz der Sechzger ein "Team Profifußball" geschlossen zur Wahl des Verwaltungsrates angetreten und gescheitert war, fürchten die Hardliner des Vereins ein ähnliches Vorgehen für die Verwaltungsratswahlen im Sommer 2024.

Laut Gräfer soll es allerdings kein Team Profifußball 2.0 geben: "Wir sind keine Opposition für irgendwas, wir sind auch keiner der beiden Gruppen zuzuordnen." Es soll, mit möglichst großem Zulauf vieler Löwen, ein drittes Lager geben - eine neue, gemäßigte Mitte.

Das "Bündnis Zukunft1860" will keinen Einfluss auf Vereinspolitik nehmen

Vorausgegangen war dem Bündnis die jüngste Eskalation an der Grünwalder Straße: Präsident Robert Reisinger hatte sich mit Hilfe der 50+1-Regel  gegen den ausdrücklichen Wunsch von Investor Ismaik durchgesetzt und den im nächsten Sommer auslaufenden Vertrag von Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer nicht verlängert.  Während sich Gräfer bei einem Fantalk in der VIP-Alm der Sechzger mit einem flammenden Appell für Pfeifer ausgesprochen hatte und 18 Sponsoren in einen Brandbrief ihr weiteres Engagement an eine Vertragsverlängerung Pfeifers geknüpft hatte, zeigten sich die Beteiligten nun deutlich zurückhaltender: "Wir sind kein Vereinsgremium." Gräfer erneuerte zwar seine Aussage, die Zusammenarbeit wegen Pfeifer vorzeitig ausgeweitet zu haben, man will (oder vielmehr kann) allerdings keinen Einfluss auf die Vereinspolitik nehmen.

Zwei Fehler hat die noch junge Gemeinschaft schon einmal vermieden: Eigenen Aussagen zufolge hat man beide Gesellschaftervertreter über die Gründung des Bündnisses informiert. Zudem wohnten der Präsentation auch die Blogs beider Lager bei - und wurden ebenfalls dazu eingeladen, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen. Nach kritischer Berichterstattung der Seiten "Löwenmagazin" und "sechzger.de" zeigte sich Gräfer "erstaunt" darüber, dass "schon vor der Veröffentlichung viele kritische Stimmen im Orbit" seien.

Einer der Initiatoren des "Bündnis Zukunft 1860": Martin Gräfer, Vorstand von Hauptsponsor "die Bayerische"
Einer der Initiatoren des "Bündnis Zukunft 1860": Martin Gräfer, Vorstand von Hauptsponsor "die Bayerische" © IMAGO / Ulrich Wagner

Gräfer fordert: "Da muss eine Einheit her"

Mit Blick auf die Konsequenzen warnte Gräfer davor, sich weiter gegenseitig zu bekämpfen. Sein aufrüttelnder Appell: "1860 hat unglaublichen Donnerhall und steht jetzt an der Wegscheide, ob er vergeht und man in den unteren Ligen zuhause ist, aber nach vorne bringen kann. Dazu braucht es eine Vision, dazu braucht es auch Kommunikation."

Der Versicherungs-Vorstand kritisierte etwa den Markenstreit zwischen der ausgegliederten Profifußballabteilung und den eigenen Fans ("Da muss eine Einheit her"), er erzählte von einer Begegnung mit Liverpool-Fans in einem englischen Pub, die beim Blick auf seine Kappe "Einmal Löwe, immer Löwe!" gerufen hätten.

Gräfer will das Grünwalder Stadion ins Wohnzimmer holen

Sogar einer scheinbar entfernten Zukunftsvision gab sich Gräfer hin und berichtete über neue technische Möglichkeiten, um sich das Erlebnis im Grünwalder Stadion ins Wohnzimmer zu holen: "Man kann sich heute schon vor den Fernseher setzen und einem Musikkonzert in Sydney beiwohnen. Warum so etwas nicht im Grünwalder Stadion?" In fünf Jahren sei vieles möglich.

Sollten die neuen Blauhelme der Blauen Erfolg haben, würde man nicht nur in eine erfolgreichere Zukunft blicken, es könnte auch eine friedvollere Zukunft sein. "Wir hoffen, dass sich jeder einen Ruck gibt und die ganzen alten Sachen zurückstellt. Über Streitereien ist man noch nie weitergekommen", so Hiltmayr. Schlusswort Gräfer: "Sechzger sollen gemeinsam ein Bier trinken – und sich nicht ihre Weltanschauung um die Ohren hauen!"

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19 Kommentare
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  • Der Waise 1 am 01.12.2023 07:23 Uhr / Bewertung:

    Das wird eh Nix mehr

    Immer das gleiche hatten wir schon mal
    Vergessen
    Gab ein Fan Schal
    Und gespendet hatten wir knapp
    600000 Euro
    Und was ist passiert
    Bender Zwillinge verkauft usw.
    Ihr könnt nix guck euch Sankt Pauli an !!!

  • shark am 30.11.2023 10:01 Uhr / Bewertung:

    Bündnis Zukunft klingt gut,nur berechtigt dies nicht ,mit massivem Druck in Personalentscheidungen der KGaA sowie des Vereines einzugreifen. Wenn Hr.Gräfer dies möchte ,sollte er sich für ein Amt bewerben.
    Was dieses Bündnis allerdings könnte,ist ein zukünftfähige Strategie und Konzept für die KGaA im Profifussball zu entwickeln,mit oder ohne Ismaik bzw anderen möglichen Investoren.
    Diese Herren möchten mindestens in die 2.BL-dann müssten sie allerdings auch für das geeignete Stadion sorgen. Schon hier trennt sich Spreu vom Weizen und Scheinverhandlungen mit der Stadt München zu führen bringen 60 keinen Zentimeter weiter,im Gegenteil.
    Wer sich mit der 3.Liga begnügt wird zum GWS und einem evt Ausbau keine Alternative aktuell finden.

  • Kaiser Jannick am 28.11.2023 21:14 Uhr / Bewertung:

    Sofern das "Bündnis" tatsächlich völlig neutral besetzt agieren und bewerten sollte, käme es auf einen Versuch an.

    Das Einfachste wäre gewesen, wenn Ismaik vor Jahren das Bestreben der Bayerischen, als dritter (echter) Investor einzusteigen, nicht torpediert hätte, wie so viele andere Themen auch davor und danach.

    Es bleibt abzuwarten, was das "Bündnis" auf welche Weise herausfindet, ob beide Seiten alles offenlegen und welche Empfehlungen es danach abgibt. Erst danach sind wir alle schlauer und können bewerten, wie objektiv und sinnvoll das "Bündnis" recherchiert hat.

    Dann kommt das Spannendste:
    wie reagieren beiden verfeindeten Gesellschafter darauf in der Realität?

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