Bubi Bründl: "Lasst uns von morgen träumen"
Bubi Bründl spielte für 1860 und Braunschweig – hier lesen Sie, für wen sein Herz am Sonntag schlägt und wem er den Aufstieg gönnt
AZ: Servus Herr Bründl, zum Wiesn-Start spielen die Löwen gegen Eintracht Braunschweig. Das ist Ihr Spiel: Bei Sechzig waren Sie früher acht Jahre, wurden Deutscher Meister. In Braunschweig waren es danach fast fünf erfolgreiche Jahre. Für wen sind Sie am Sonntag?
LUDWIG BUBU BRÜNDL: Das sind ganz klar meine liebsten Vereine, für die bringe ich viel auf. Aber für 1860 schlägt mein Herz, hier wurde ich groß, hier wurde ich Fußballer und hier gehe ich heute noch liebend gerne hin. Aber Sie haben recht, wenn ich ein zweites Herz hätte, würde es für die Eintracht schlagen. Ich hatte da oben nicht nur sportlich eine tolle Zeit, ich war ja Torschützenkönig im Uefa-Cup, auch privat habe ich mich sehr gut gefühlt. Meine beiden Söhne kamen da zur Welt, daher habe ich auch emotional eine enge Bindung zu Braunschweig. Wenn ich es mir wünschen dürfte, steigen am Ende der Saison beide auf. Das wäre ein Traum für mich.
Bei beiden Vereinen denkt man oft an frühere Erfolge. Die Löwen waren Meister 1966, Braunschwieg ein Jahr später. In der ewigen Erstligatabelle sind sie auf den Plätzen 19 und 20. Aber ständig von der Vergangenheit zu sprechen, ist doch auch seltsam, oder?
Das sehe ich genauso. Beides sind Vereine der Vergangenheit, das klingt nett, aber das will man trotzdem nicht sein. Man sollte die Erfolge von früher im Kopf behalten, aber wenn die genauso oft erwähnt werden wie die Aussichten auf die Zukunft, dann läuft was schief. Bei beiden ist es ein Jammer, dass die großen Zeiten nicht mit besserem Management aufrecht erhalten wurden. Braunschweig muss ich da fast in Schutz nehmen, dort war vieles sehr provinziell. Da ging der Präsident mit seinem Dackel spazieren, so wurde auch der Verein geführt. Bei 1860 wollte Karl-Heinz Wildmoser damals vor 15 Jahren leider nie die früheren Löwen einbinden. Das hat viel Identifikation gekostet. Heute ist es zu spät. Das haben zum Beispiel die Bayern viel, viel besser gemacht.
Vor ein paar Tagen sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht, er würde den vielen Omas und Opas der Stadt, die einst den einzigen Meistertitel miterlebten, gerne den Aufstieg schenken.
Das ist noch so eine Parallele. Die vielen alten Menschen, die von früher träumen. Aber wir sollten von morgen träumen. Er hat das schön gesagt, aber wenn er die Leute, die damals dabei waren, mit einem Aufstieg beschenken will, dann bleibt nicht mehr viel Zeit. Das ist bei 1860 auch so. Die Leute werden älter, aber sie hoffen in beiden Vereinen nach wie vor von der Rückkehr, bei 1860 träumen sie davon noch ein bisschen mehr.
Bei Sechzig so sehr, dass Trainer Reiner Maurer nun sagte, hier würde immer ein Spektakel erwartet. Ist die Erwartungshaltung denn so viel größer als in Braunschweig?
Am größten ist die Wehmut, aber dann folgt schon der Anspruch. In München hat er es noch schwerer, hier gibt es viel mehr Druck. Da wird selbst geschimpft, wenn man Punkte holt und nicht gut spielt. Aber ich kann die Kritik der letzten Wochen trotzdem nachvollziehen. Hinten ist Sechzig zwar schon gut. Aber im Moment fehlt noch die Offensive. Als früherer Stürmer achte ich da ja ganz besonders drauf. Und mir fällt auf, dass es keinen gibt, mit dem Benny Lauth vorne gut kombinieren kann. Darum schießt die Mannschaft im Moment auch so wenige Tore. Aber wenn sie sich besser eingespielt hat, dann kriegt sie das auch noch hin.
Ein prima Start dafür wäre das Wiesn-Spiel.
Das stimmt. Aber ich selbst habe diese Spiele nie als so wichtig angesehen. Bei uns früher war das Stadion auch so immer voll, das war unser Vorteil. Und bis zum 25. Lebensjahr war ich sowieso strikter Antialkoholiker, da konnte ich mit dem Oktoberfest nicht so viel anfangen. Heute gehe ich mal mit meinem Heimatverein hier aus Eichenau hin, dann mal mit meinen Enkeln. Das reicht aber auch.