Boyamba, der Sechzger-Sepp: Warum sich der Neulöwe für den TSV 1860 entschied

München - Auch Joseph Boyamba erlebte schon erstaunliche Momente, seit er bei Sechzig ist. Ein Löwenfan dachte auf der Jagd nach einem Trikot, der Deutsch-Kongolese sei der deutschen Sprache nicht mächtig. "Der hat mich auf Englisch angeredet", meinte der Neulöwe schmunzelnd und verdrehte die Augen. Und dann war da noch Allesfahrer Roman Wöll. "Eigentlich ist Jo mein Spitzname, aber bei meiner Ankunft bin ich gleich nett empfangen worden, mit dem Namen Sepp", erzählte der 25-Jährige über seine bayerische Taufe: "Mein Name ist international." Joseph Boyamba, der Sechzger-Sepp.
Als letzter Spieler der neun Neuzugänge stellte sich der von Waldhof Mannheim verpflichtete Offensivspieler gestern den Medien vor. Unumwunden gab der torgefährliche Offensivmann zu: "Ich muss schon sagen: Die letzten vier Wochen waren ganz schön knackig. Aber jetzt ist für uns sehr erfreulich, dass es in Dresden endlich losgeht. Die Jungs sind heiß, wir sind alle heiß!"
1860-Neuzugang Boyamba: "Man muss schon fair sein"
Dabei kann es gut sein, dass der gebürtige Troisdorfer ("Dort ist man Fan des 1. FC Köln!") beim Saisonauftakt bei Dynamo Dresden (Samstag, 14 Uhr im AZ-Liveticker) gar nicht in der Startelf stehen wird. Trainer Michael Köllner hatte Anpassungsschwierigkeiten diagnostiziert, zudem eine Muskelverhärtung und Boyamba bei der Generalprobe gegen Newcastle United (0:3) nur als Joker gebracht. Der Abiturient (Leistungskurse Französisch und Geographie) dazu: "Man muss schon fair sein und darf nicht anfangen, herumzusticheln."
Der Mann, der am liebsten "um Cello oder Lake herum", also als flexibler Angreifer neben Marcel Bär oder Fynn Lakenmacher oder als Flügelflitzer auflaufen würde, musste zuletzt zwei Dinge anerkennen: Erstens: Köllner plant mit ihm eher auf der Acht. "Der Trainer hat gesagt, dass er dort spielstarke Spieler braucht." Und Zweitens: "Yannick Deichmann hat es zuletzt auf der Position gut gemacht, auch Martin Kobylanski. Ob es für die erste Elf reicht, muss der Trainer entscheiden." Boyamba glaubt an seine Chance: Die Saison ist lange genug und ich weiß, wofür ich gebraucht werde."
"Kann auch mal unerwartete Dinge machen"
Gebraucht werden - das war es, weshalb sich der einstige Jugendspieler vom FC Schalke 04 und Borussia Dortmund für die Löwen entschied. Trotz mehrerer Anfragen, auch aus der Zweiten Liga. "Manche Vereine wollen dich, andere sind nur an dir interessiert." Dies sei für den Mann, der mit seinem alten und neuen Kollegen Jesper Verlaat noch im Hotel wohnt, ein großer Unterschied: "Der Trainer hat mir das Gefühl gegeben, dass meine Personalie hier am meisten gebraucht wird."
Als Stärken bezeichnet Boyamba "Eins-gegen-Eins-Duelle, Zug zum Tor, Spielwitz und Beidfüßigkeit." Außerdem: "Ich kann auch mal unerwartete Dinge machen, Dinge, die sich nicht jeder traut." Diese Kombination hat ihm in Mannheim in 35 Spielen acht Tore und sechs Assists eingebracht.
Mit 1860 will er nun schaffen, was ihm mit Mannheim verwehrt geblieben ist: den Aufstieg. "Mir imponiert, dass wir einen so guten Kader haben, auch in der Breite. Wir müssen bis zum Ende in der Traube oben bleiben, dann haben wir gute Chancen."
Dem Pokal-Duell am 29. Juli gegen dem BVB fiebert er ebenfalls entgegen: "Ich durfte unter Lucien Favre oft oben mittrainieren. Julian Weigl hat mir nach der Auslosung gleich geschrieben. Das wird ein Kracher!" Einer, bei dem der Sechzger-Sepp seinem alten und neuen Verein zeigen will, was er drauf hat.