Bodden-Benefizspiel: "Zu jung, um aufzugeben"

Michael Hofmann steht beim Benefiz-Spiel für Olaf Bodden im Tor – und erklärt, warum es so wichtig ist, seinem Ex-Mitspieler zu helfen.
von  Maximilian Wessing
Ex-Löwen-Torwart Michael Hofmann.
Ex-Löwen-Torwart Michael Hofmann. © dpa

Michael Hofmann steht beim Benefiz-Spiel für Olaf Bodden im Tor – und erklärt, warum es so wichtig ist, seinem Ex-Mitspieler zu helfen

AZ: Michael Hofmann, am Sonntag (18.15 Uhr) bekommt Olaf Bodden mit dem Benefizspiel die Hilfe, die laut den Löwen schon lange überfällig ist. Sie stehen im Tor.


MICHAEL HOFMANN: Ich musste natürlich nicht überlegen, ob ich mitspielen möchte. Das war für mich sofort klar. Mehr noch: Es ist für mich eine Ehre, dort mitspielen zu dürfen.

Sie kennen Olaf Bodden schon längere Zeit. Früher sind Sie sich bei den Löwen mehrmals begegnet, als Bodden, heute 45, noch Stürmer an der Grünwalder Straße war.


Damals war ich bei 1860 Vertrags-Amateur, als Olaf noch in seiner Blüte stand. Früher waren das noch richtig gute Typen in der Mannschaft. Als ich da in die Kabine kam, hatte ich einen riesigen Respekt. Olaf hatte damals immer einen guten Spruch auf den Lippen, hat den Jungen aber auch gezeigt, was Sache ist. 1996 bin ich im Training einmal mit ihm mit voller Wucht zusammengestoßen, danach steht eigentlich keiner mehr auf. Wir beide wohl, und zwar sofort. Er war eine Kante, hat sich nie geschont. Umso wahnsinniger ist es, wie es ihm heute geht.


Olaf Bodden musste seine Karriere frühzeitig wegen seiner schweren Krankheit beenden.


Ich habe es bei mir ja selbst gemerkt: Nach der Fußballer-Karriere fehlt dir was. Olaf wog damals 95 Kilo. Alles, was sich ihm in den Weg gestellt hat, hatte keine Chance. Heute wiegt er 25 bis 30 Kilo weniger. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Aber ich habe das Gefühl, dass er ein Kämpfer ist. Er ist auch viel zu jung, um jetzt schon aufzugeben. Wichtig ist einfach nur, dass der Kopf und die Seele nicht zumachen.


Ist das Spiel für ihn deshalb gerade so wichtig?


Ja. Wir können ihm jetzt ein Stück zurückgeben. Olaf hat mir viel erzählt, wie es um ihn steht. Ich kenne solche Situationen auch aus meiner eigenen Familie, wenn die Krankheit über einen Menschen gesiegt hat. Nun ist es eine Ablenkung für ihn, aber auch ein Fokus auf ihn. Es ist zu hoffen, dass es nach dem Spiel nicht still um ihn wird, dass viele Ex-Gefährten sich immer wieder bei ihm melden.


Also auch ein Spiel gegen das Vergessen.


Wenn man selbst als Spieler verletzt ist, ist man schon auf sich allein gestellt. Auch die Mannschaft und der Verein können das nicht auffangen, du wirst zum Einzelkämpfer. Und diese Situation ist noch längst nicht mit der von Olaf zu vergleichen. Ich bin froh, dass Matthias Imhof sich so brutal engagiert hat und dann auch noch das Grünwalder Stadion ausgewählt hat. Das macht in der Weise auch nicht jeder Verein.


Heute kann Olaf Bodden sich nicht mehr alleine auf den Beinen halten, muss den ganzen Tag im Bett verbringen.


Für uns ist das unvorstellbar. Wenn man zwei Stunden auf dem Sofa liegt und Fernsehen schaut, tut einem alles weh und du willst nur noch aufstehen. Das passt vor allem gar nicht zu Olaf. Vor einigen Jahren, als ich noch Torwart der Löwen war, ging ich anschließend immer in den VIP-Raum, wo Olaf saß. Er hat mir sofort immer gesagt: „Michi, du hast super gespielt!” Oder: "Michi, was warst du heute blind!” Mir sind solche Typen am liebsten, solche Charakterköpfe. So welche kannst du am besten gebrauchen.


Olaf Bodden muss zudem Unmengen für seine Medikamente zahlen, mehrere Tausend Euro pro Monat.


Man kann ihm mit dem Erlös natürlich helfen. Aber, ich denke, auch ihm geht's gar nicht so sehr um das Finanzielle. Es sind am Sonntag enge Freunde von ihm dabei, gute Fußballer. Wir wollen ihm ein paar schöne Stunden schenken. Es geht am Sonntag um das Menschliche, um das Lebensgefühl.

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