Bodden-Benefizkick - „Löwen halten zusammen“
München - Aus den Lautsprechern ertönte „You'll never walk alone“ – selten hat der Stadionkassliker so gut gepasst wie an diesem kalten Giesinger Novemberabend. Jeder einzelne der mehr oder weniger ergrauten Ex-Löwen, Thomas Häßler und Rudi Völler etwa oder die Trainer Werner Lorant und Karsten Wettberg, stapfte nach dem Schlusspfiff dieses Benefiz-Spiels im Sechzger Stadion durch den Schneeregen noch mal an die Seitenlinie und umarmte und herzte den Mann, für den alle gekommen waren: Olaf Bodden. Der lag am Spielfeldrand auf einem Krankenbett.
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Es war wohl die größte Leistung des Abends, dass Bodden, dem das Schicksal so übel mitgespielt hat, dass er infolge seines chronischen Erschöpfungssyndroms nicht mehr alleine laufen kann und das Spiel auf einer Liege verfolgen musste, bis zum Schluss durchhielt in der Kälte. „Ich war immer ein Kämpfer und ich werde immer ein Kämpfer bleiben“, sagte der frühere Stürmer, einer der prägendsten Figuren der ersten Bundesliga-Löwen in den Neunzigern. Seit 1998 leidet Bodden schon an dieser Krankheit, die kaum effektiv behandelbar oder gar heilbar ist. Seine Tochter Anisja ist 15, sie hat ihren Vater nie richtig gesund erlebt. Den Stürmer Bodden, ein Typ mit der Figur eines Baumstammes, der die Gegner allein durch seine physische Präsenz in Angst und Schrecken versetzte, der sich jedes einzelne seiner 25 Bundesliga-Tore für 1860 mit seinem wuchtigen Körper erarbeitete, kennt sie nur aus Erzählungen – im Gegensatz zu den Ex-Kollegen und Gegnern, die gestern alle dem Ruf von Boddens früherem Mitspieler und Freund Matthias Imhof folgten und am Benefiz-Spiel zwischen den 1860-Legenden und den Bundesliga-Allstars (1860 verlor 2:4) teilnahmen.
Wie Stefan Reuter, früher bei Dortmund einer der besten Außenverteidiger der Welt, später bei 1860 Manager, jetzt in Augsburg. Oder Thorsten Fink, damals beim KSC und FC Bayern. „Es ist umso bitterer, Olaf so zu sehen, wenn man weiß, wie er früher vor Kraft strotzte“, sagte er. Geblieben ist Bodden nun vor allem sein Kämpferherz. Und die Hoffnung: „Mein größter Wunsch ist, dass ich irgendwann wieder auf eigenen Beinen laufen kann und meine Tochter und ich wieder zusammen leben können ohne Hilfe“, sagte Bodden unter dem Beifall der Zuschauer im Grünwalder Stadion. „Egal, wie lange das dauert“, fügte er noch an.
Es war ein emotionaler Abend in Giesing für Bodden. Als er vor Spielbeginn ins Stadion gefahren wurde, die Fans ihn mit langen „Olaf-Bodden"-Sprechchören empfingen und er sich bei allen bedankte, nannte er 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer erst versehentlich wie den früheren DFB-Präsident – Mayer-Vorfelder. Er hatte die Lacher auf seiner Seite – und lachte auch selbst darüber. Doch als er an die Seitenlinie gefahren wurde, da konnte er die Tränen nicht unterdrücken. „Das sind sehr emotionale Momente für mich“, sagte er.
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Freuen kann sich Bodden, der die teuren Behandlungskosten kaum mehr tragen kann, auch über die rege Resonanz. 4000 Zuschauer waren gekommen, jeder Euro aus dem Ticketverkauf geht direkt an ihn. Außerdem rief die ran-Redaktion, die das Spiel live auf Kabel 1 übertrug, immer wieder im TV dazu auf, für Bodden zu spenden. „Aber heute geht es nicht nur um Geld. Es geht auch um moralische Unterstützung für Olaf“, sagte Imhof. Und Rudi Völler, der die Löwen seit den Achtzigern, als er in Giesing kickte, nie aus dem Herzen gelassen hat, sagte: „Vielleicht haben wir es geschafft, diese Krankheit, an der ja nicht nur Olaf leidet, ein wenig mehr in die Öffentlichkeit zu bringen. Es ist schön zu sehen, dass die Löwen immer noch zusammen halten“. Damit sprach Völler auch 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer aus der Seele. „Heute ist die Löwen-Familie wieder einmal eng zusammen gerückt. Das ist eine tolle Sache. Für 1860. Aber für allem für Olaf.“