Bockwurst in Giesing

Die Stadion-Debatte ist neu entbrannt bei 1860. Präsident Beeck geht davon aus, dass die Löwen die Arena-Verträge erfüllen. Aufsichtsrat Wettberg aber sagt: „Das schneidet uns die Kehle durch“.
von  Abendzeitung
"Alle Wege führen nach Giesing": Von Fröttmaning aus geht's über die A9 und den Mittleren Ring in die Löwen-Heimat. Oder über die U6 und die U1 oder U2
"Alle Wege führen nach Giesing": Von Fröttmaning aus geht's über die A9 und den Mittleren Ring in die Löwen-Heimat. Oder über die U6 und die U1 oder U2 © sampics/Augenklick

Die Stadion-Debatte ist neu entbrannt bei 1860. Präsident Beeck geht davon aus, dass die Löwen die Arena-Verträge erfüllen. Aufsichtsrat Wettberg aber sagt: „Das schneidet uns die Kehle durch“.

MÜNCHEN Die Löwen-Fans haben eine klare Meinung: „Ja zum Sechzger, Ja zum Ausbau, Ja zur Zukunft – alle Wege führen nach Giesing", stand auf Plakaten in der Nordkurve der Allianz Arena. Die Stadion-Diskussion beim TSV 1860 geht wieder los. Am Dienstag will die Projektgruppe „Stadionzukunft" ihre Erkenntnisse mitteilen. Schon sicher: Ein etwaiger Umzug nach Unterhaching, von 1860-Wahlausschuss-Mitglied Walter Rindfleisch forciert, ist vom Tisch. „Wir haben nicht mehr viele Alternativen", sagt 1860-Präsident Rainer Beeck der AZ, „momentan sieht es so aus, dass wir unseren Vertrag in der Allianz Arena bis 2025 erfüllen.“

Doch daran glauben bei 1860 nur wenige, die hohen Mietkosten der WM-Arena (5,3 Millionen Euro pro Saison) sorgen Saison für Saison für ein strategisches Defizit. Viele sehen die Rückkehr ins Grünwalder Stadion als letzte Hoffnung. Der Umbau würde freilich Millionen verschlingen. Doch es sollen angeblich schon einige Investoren bereit stehen. „Wir brauchen 50 bis 80 Millionen für einen Umbau. Und das geht nur mit einem Investor – dann ist Träumen erlaubt", sagt 1860-Aufsichtsrat Karsten Wettberg, der einst als „König von Giesing“ gefeiert wurde. Und: „Die Münchner wollen das Grünwalder Stadion – es gehört zu dieser Stadt."

Dass die Löwen in Fröttmaning keine Zukunft haben, wird für Wettberg immer deutlicher. „Zweitliga-Fußball in der Arena schneidet uns die Kehle durch", sagt der Trainer des Bayernligisten SV Seligenporten der AZ. „Die jährliche Miete ist eine Riesenbelastung, die wir auf Dauer nicht stemmen können.“

Was Wettberg auch auffällt: Das Zuschauer-Interesse schrumpft bei 1860-Spielen immer mehr, gegen Lautern kamen nur 24.000 Fans in die Arena, davon 3000 aus der Pfalz. „Das Lebensgefühl 1860 kann man in der Allianz Arena nur schwer ausleben. Und man sieht, dass der Verein nicht das Klientel hat für Business-Seats." Von knapp 3000 Edel-Plätzen in Fröttmaning sind nur rund die Hälfte verkauft – zu wenig zum Überleben. Wobei Wettberg ohnehin glaubt: „Die Löwenfans wollen Bockwurst - und kein Schicki-Micki-Essen."

Oliver Griss

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