Bloß nicht verzetteln gegen St. Pauli!
Für die Löwen geht es nach der Niederlage gegen Union Berlin nach Hamburg gegen den FC St. Pauli. Kosta Runjaic, der Trainer des TSV 1860, warnt vor dem Kiez-Klub: "Wir dürfen sie nicht unterschätzen".
Den Gag hatte er sich zurechtgelegt. 1860-Trainer Kosta Runjaic schien gestern der Auffassung zu sein, dass ein mittägliches Späßchen nicht schaden könne. „St. Pauli hat mit Ewald Lienen einen erfahrenen Trainer, der immer was auf dem Zettel hat“, sagte der Kollege jenes Coaches, der bei den Auftritten seiner Kicker stets ein kleines Blöckchen vollzukritzeln pflegt – und daher den Kosenamen „Zettel-Ewald“ trägt.
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Runjaic machte auch sonst einen ziemlich lockeren Eindruck vor dem Auswärts-Auftritt der Giesinger am Donnerstag bei den Hamburgern (20.15 Uhr, Sky, AZ-Liveticker) und ihrem übungsleitenden Schreibwunder. Zu präsent war noch der Eindruck der 1:2-Niederlage am fünften Spieltag gegen Union Berlin. Nicht wegen des vermurksten Resultats. Vielmehr wegen einer couragierten Löwen-Leistung. „Bis auf das Ergebnis kann man uns ja nichts vorwerfen. Wir haben bis zum Schluss gutes Positionsspiel gezeigt, viele Varianten ausprobiert“, so Runjaic, „wir haben gekämpft und guten Fußball gespielt.“ Einziges Problem: „Nur das Tor ist uns leider nicht geglückt.“ Anstatt Frust zu schieben oder von seinen Spielern eine (tabellarisch ablesbare) Wiedergutmachung zu fordern, predigte der Trainer nach der zweiten Saisonpleite Gelassenheit. „Wenn man als Trainer das Gefühl hat, dass das Team alles gegeben hat, darf man ruhig auch entspannt sein. Es kommt vor, dass man solche Spiele verliert.“
Was nicht zu oft vorkommen sollte: Dass die Löwen gegen ihren Ex-Coach Lienen und St. Pauli genau so weitermachen und am Ende wieder nix Zählbares herausspringt – bloß nicht verzetteln gegen Ewald.
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Das Spielsystem: „Ich bin optimistisch, dass wir nicht nur gut spielen, sondern auch Punkte holen werden“, so Runjaic vor dem Duell mit dem Kiez-Klub. Klar, ein Coach muss die volle Überzeugung vorleben. Dabei muss 1860 mit Stefan Aigner weiter den Kapitän ersetzen und konnte mit vier Treffern in fünf Spielen offensiv noch nicht überzeugen. Trotz eines mit Würzburg und Heidenheim geteilten zweiten Platzes in der Gegentor-Statistik (4) haben die Löwen zu viele Großchancen zugelassen, als Runjaic lieb sein kann. Findungsphase heißt auch jetzt noch das Stichwort beim Tabellen-Neunten. Rückschläge sind dabei unumgänglich.
Die neue Lust am Spiel: Runjaic, Präsident Peter Cassalette, die Spieler – alle loben die spielerische Entwicklung. In der Tat ist diese vorhanden, wenngleich durch die letzten drei Auftritte verfälscht: Sechzig agierte durch drei Platzverweise gegen Karlsruhe, Nürnberg und Berlin jeweils in Überzahl. Keine Kunst, dann den Ball laufen zu lassen. Die Bemühungen zu krönen aber schon: Nur gegen Nürnberg führte die numerische Überlegenheit zu einem Tor. Daher weiß auch Runjaic, ob am Millerntor gegen neun, zehn oder alle elf Gegner auf dem Feld: „Wir müssen konsequenter werden.“
St. Paulis Saisonstart: Zurück zu Zettel-Ewald, der seine Notizen einst für die Löwen machte (2009 bis 2010). Letztes Jahr Vierter, ist Lienen mies gestartet (vier Punkte, Platz 14). Und dennoch nicht so „schlecht“ wie es scheint, so Runjaic: „Die Saison ist noch jung. Sie haben im letzten Jahr einen sehr guten Fußball gespielt. Wir dürfen sie nicht unterschätzen.“ Nicht dass Ewald am Donnerstag drei Punkte aufschreiben darf und mit seinem Ex-Klub gleichzieht.