Blockiert und frustriert: Das sind die Krisenherde beim TSV 1860
München - Wenn die Dinge so unfassbar sind, dass sich gar kein Maß dafür anlegen lässt, dann findet man einfach keine Worte mehr. Das kann ja durchaus auch mal positiv gemeint sein, wenn die Freude so groß und überschwänglich ist, dass sie jede Vorstellungskraft sprengt. Allerdings reden wir hier über den TSV 1860, Münchens große Liebe. Oder eher derzeit Münchens größtes Sorgenkind.
Vergleiche zum Zwangsabstieg 2017
Das 0:3 im Heimspiel gegen den SC Verl hat die Löwen nun endgültig in eine Lage manövriert, wo sich Vergleiche zum peinlichen Zwangsabstieg 2017 geradezu aufdrängen. Traurig, aber wahr. Ohne Worte.
Heute sind exakt drei Wochen vergangen, seit Michael Köllner als Sechzig-Trainer freigestellt wurde. Und nach diesen 21 Tagen wartet die Öffentlichkeit nach wie vor auf die Bekanntgabe von dessen Nachfolger. Das allein ist schon absurd.
1860-Fans rollen Banner vorzeitig ein und beklatschen Tore des Gegners
Aber diese Situation wird angereichert mit einer Mannschaft, von der sich die zuletzt noch sehr geduldigen und verständnisvollen Fans nunmehr abwenden. Selbst für die Treuesten der Treuen ist die Grenze erreicht. Am Sonntag wurden Banner vorzeitig eingerollt, Tore des Gegners beklatscht. Eine Demütigung, die ihresgleichen sucht.
Aufstiegskampf? 1860 präsentiert sich wie ein Absteiger
Das Team ist ein einziger Torso ohne jeden Halt, ohne Zutrauen, ohne Energie und präsentiert sich wie ein Absteiger. Der Kommentar von Kapitän Stefan Lex bei "Magenta Sport" kam einem Flehen nahe: "Ein neuer Trainer muss uns wieder auf Vordermann bringen, muss wieder Energie freisetzen - und dann brauchen wir Erfolgserlebnisse." Während der 33-Jährige sprach, waren im Hintergrund die Unmutsbekundungen der Anhänger deutlich zu hören.
Dem Fass den Boden aus schlägt aber die offene Konfrontation unter den Gesellschaftern der Blauen. Wo soll das hinführen? Das Mindeste wäre, dass sich Präsident Robert Reisinger und Ismaik an einen Tisch setzen. Nur, wer macht den ersten Schritt dazu? Die Vergangenheit liefert genügend Belege, wie unversöhnlich die Beziehung ist.
Ismaiks Statthalter Anthony Power nahm laut neuestem Instagram-Post Anleitung bei der Hardrock-Band AC/DC und sieht sich auf dem "Highway to Hell", frei übersetzt "auf dem Weg ins Verderben". Eine erneute Replik auf die jüngsten Antipathien der 1860-Fans gegen ihn. Unschuldig an den fatalen Entwicklungen sind er und seine Partei dabei aber gewiss nicht.
Günther Gorenzel: "Meine Aufgabe liegt im Management"
Dass es dauerhaft zu einem Burgfrieden der Beteiligten kommt und nur noch nach sachlichen Kriterien diskutiert und entschieden wird: reines Wunschdenken. Und aktuell entzündet die Auseinandersetzung eben an der Trainerfrage.
Achim Beierlorzer ist unabhängig von der noch immer zu klärenden Vertragsauflösung mit RB Leipzig weiter der Favorit der e.V.-Seite und des Sportchefs Günther Gorenzel, der als Interimstrainer in drei sieglosen Spielen krachend gescheitert ist. Die Investorenseite bevorzugt zur Stunde noch Maurizio Jacobacci, der überwiegend in der Schweiz tätig war.
"Meine Aufgabe liegt im Management", sagte Gorenzel am Sonntag. Doch selbst diese Funktion scheint mehr denn je gefährdet, der Österreicher ist angeschlagen. Ob tatsächlich ein Kompromiss gelingt, sollte er seinen Posten räumen? Wahrscheinlicher ist, dass bewusst der ganz große Krach provoziert wird. Ausgang offen...