Blaue Pflichterfüllung
Die Löwen gewinnen gegen Fünftligist Neustrelitz im Pokal 2:0 – ohne jedoch zu glänzen . Immerhin, Rückkehrer Benny Lauth macht seinen ersten Treffer.
NEUSTRELITZ Der letzte Eindruck, der bleibt ja immer so unangenehm lange. Und es war ein ganz und gar schmerzlicher Moment, diese letzte Erinnerung aus Löwen-Sicht an den DFB-Pokal. Am 27. Februar, standen die Sechziger kurz vor der Sensation, hielten in der Allianz Arena gegen die Bayern ein 0:0. Bis Pagenburg in der 120. Minute Klose attackierte und Schiedsrichter Gagelmann einen sehr umstrittenen Elfmeter gab. Franck Ribéry chippte den Ball provokativ lässig in die Tormitte. Und raus war 1860.
Gestern endlich konnten sich die Sechziger den lange angestauten Frust wegschießen. Mit 2:0 gewann die Elf von Trainer Marco Kurz gegen die TSG Neustrelitz, ein Oberliga-Team, fünfte Liga – die Zweite Runde ist erreicht. Glanzlos, aber immerhin.
Schön, dass es Rückkehrer Benny Lauth war, der den ersten Pflichtspieltreffer der Saison erzielte. Nach einer Kopfballvorlage von Berhalter (22.) köpfte Lauth aus drei Metern ein – was für ein gutes Gefühl für den 27-Jährigen. Sein letztes Wettbewerbstor ist ja auch eine Weile her. Am 31. März 2007 war es, als Lauth in Diensten des VfB Stuttgart beim 3:1 gegen Alemannia Aachen traf. „Jedes Tor tut Benny gut, jedes Training, jedes Spiel“, lobte ihn Trainer Marco Kurz nach der Partie und fügte hinzu: „ Er braucht noch Zeit.“
Nur 77 Sekunden später erhöhte Mustafa Kucukovic nach Flanke von Ledgerwood auf 2:0. Es waren aber die einzigen Minuten, in denen die Löwen gut kombinierten und wirklich zwingend spielten. Ansonsten? Lästige bis teils zu lässige Pokalpflichterfüllung vor 5000 Fans im Regen des Neustrelitzer Parkstadions, 110 Kilometer von Berlin entfernt. Da darf auch nicht die Ausrede gelten, das mit Berkant Göktan das kreative Moment wegen einer Sommergrippe fehlte. Nach vorne passierte wenig bei den Blauen – auch von Göktan-Ersatz Danny Schwarz kam nicht viel, das U19-Europameister-Quartett Jungwirth, Gebhart sowie Lars und Sven Bender durfte noch pausieren.
Die Löwen hatten den Fünftligisten extra beobachten lassen. Professionelle Vorbereitung eben. Im Spiel war dann aber viel Leerlauf. Lautete das Motto: Ein guter Löwe brüllt nur so laut er unbedingt muss? Kurz: „Unser Endziel heißt wieder Berlin.“ Das Pokalfinale am 30. Mai 2009. Nach der mühsamen ersten Runde kritisierte er: „Wir haben versäumt, das dritte Tor zu machen und uns mehr Sicherheit zu holen.“
Der Fünftligist aus dem 22000 Einwohner Ort, gelegen inmitten der wald- und wasserreichen Mecklenburgischen Seenplatte (1860-Sportdirektor Stefan Reuter: „Eine schöne Gegend, um hier Urlaub zu machen.“) hielt wacker mit, letzte Saison unterlagen sie bei ihrer Premieren-Teilnahme am DFB-Pokal erst in der Verlängerung gegen den KSC mit 0:2.
Wenigstens hatten die Löwen auf dem Weg in die Zweite Runde (bringt 227133 Euro TV-Einnahmen) charmante Begleitung. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus aus Hannover pfiff zum ersten Mal ein Spiel der Sechziger, stellte sich bei der Platzwahl 1860-Kapitän Daniel Bierofka vor: „Steinhaus, hallo!“ Bierofka: „Daniel Bierofka, servus!“ Wenn schon die spielerische Leistung zu wünschen übrig ließ – in Sachen Knigge hielten sie sich schadlos.
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