Blaue Baumeister: Zeugnisse für die Bosse des TSV 1860

Auch wenn es mit dem großen Aufstiegs-Traum nicht geklappt hat, haben die Löwen-Bosse Michael Köllner, Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer sehr viel richtig gemacht. Letzter Teil der AZ-Saisonzeugnisse.
von  Matthias Eicher
Beim TSV 1860 fürs Sportliche verantwortlich: Michael Köllner und Günther Gorenzel
Beim TSV 1860 fürs Sportliche verantwortlich: Michael Köllner und Günther Gorenzel © Rauchensteiner/Augenklick

München - Im Vorjahr legte Michael Köllner nach seinem Amtsantritt eine Rekord-Serie von 14 Saisonspielen ohne Pleite hin. Diesmal marschierte die von Köllner und Sport-Boss Günther Gorenzel aufgestellte Truppe mit insgesamt elf ungeschlagenen Duellen in Folge strammen Schrittes in Richtung Aufstieg, obwohl der von Marc-Nicolai Pfeifer angehäufte Etat im Vergleich zur Vorsaison nicht viel größer wurde.

Das Resultat: eine bärenstarke Saison - ohne Krönung. Teil vier der AZ-Saisonzeugnisse - die Baumeister der Löwen.

Michael Köllner

Trainer des TSV 1860: Michael Köllner
Trainer des TSV 1860: Michael Köllner © imago images / Jan Huebner

Mancher 1860-Fan könnte womöglich behaupten, der Oberpfälzer könne über Wasser wandeln oder selbiges in Wein verwandeln. Von dergleichen Wundern können wir an dieser Stelle (noch) nicht berichten.

Doch Köllner hat es verstanden, mit seinem Fußball-Sachverstand und seinen Führungsqualitäten alles aus dem vorhandenen Spielermaterial herauszuholen.

Aus einer Mischung aus arrivierten und routinierten Kräften um Oldie Sascha Mölders sowie einem Pool an Talenten und Jung-Löwen hat es der 51-Jährige geschafft, eine schlagkräftige Truppe zu formen und schneller zu entwickeln, als es viele Löwen für möglich gehalten hätten. Mit der größte Verdienst: Selbst einen Fußball-Methusalem wie Mölders (36) hat Köllner noch besser gemacht.

Nicht zuletzt wäre da sein graumelierter, zotteliger Bart: Der ist zwar inzwischen zur Freude seiner Frau längst wieder abrasiert, doch er hat die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht etwa auf die Schwächen der Spieler, sondern auf das Gesicht ihres Baumeisters gelenkt.

Die Anfrage des österreichischen Erstligisten Austria Wien kommt nicht von ungefähr - die Auszeichnung zum besten Trainer des Jahres auch nicht, obwohl er "nur" undankbarer Vierter wurde. Note 1

Günther Gorenzel

Gute Transfers für kleines Geld: Sport-Boss Günther Gorenzel.
Gute Transfers für kleines Geld: Sport-Boss Günther Gorenzel. © sampics / Stefan Matzke

Der Sport-Boss hat mit Rückkehrer Richard Neudecker, Abwehr-Säule Stephan Salger und dem Chemnitzer Talent Erik Tallig zweieinhalb Transfer-Volltreffer gelandet. Mindestens.

Winter-Neulöwe Merveille Biankadi verleiht dem Spiel der Sechzger zudem seit der Winterpause mehr Dynamik in der Offensive. Einzig Kreativ-Kicker Keanu Staude konnte die Erwartungen bisher nicht erfüllen, den ehemaligen Zweitligaspieler hat allerdings eine Verletzung zurückgeworfen.

Was Gorenzel zudem positiv anzurechnen ist: Der Österreicher hat das Gerüst der Sechzger inmitten der Corona-Krise relativ kostengünstig zusammengehalten.

Auch den Kontrakt mit Köllner hat der Analytiker der Giesinger vorzeitig bis 2023 verlängert. Unter dem Strich steht somit ein gutes Saison-Zeugnis für den Sport-Boss, der in Köllners launigen Pressekonferenzen bei Gelegenheit als gescheiter Rhetoriker, oder wahlweise auch als stiller und amüsierter Beisitzer aufgetreten ist. Note 2

Marc-Nicolai Pfeifer

Gute Ideen, aber noch viel Arbeit: Finanz-Boss Marc-Nicolai Pfeifer.
Gute Ideen, aber noch viel Arbeit: Finanz-Boss Marc-Nicolai Pfeifer. © sampics / Augenklick

Der Finanz-Boss der Giesinger konnte den Sponsoring-Erlös des TSV in der vergangenen Spielzeit weiter steigern. Auch ein Verdienst des Ex-Geschäftsführers der Stuttgarter Kickers: Allein schon sein freundliches, höflichen Auftreten hat einen großen Anteil daran, dass sich die Gesellschafter um Investor Hasan Ismaik und Präsident Robert Reisinger zumindest über ihre Vertreter zusammengerauft haben und mit der Hilfe aller Beteiligten einen Etat von gut vier Millionen stemmen konnten.

Aktuell hat sich der Schwabe mit einer freundlichen wie sinnigen Botschaft an alle Sechzger gewendet und für die abgelaufene Spielzeit gedankt. Klar ist aber auch: Die Tatsachen, dass die Stadion(ausbau)-Frage im Grünwalder Stadion ebenso wenig geklärt ist wie die ausgegliederte Profifußball-Abteilung gesundet, wartet auf den Mann der Zahlen auch in Zukunft viel Arbeit. Note 2

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