Blau ist die Hoffnung: Beim Rettungssieg in Essen blitzt das neue Gesicht des TSV 1860 München auf

Der Klassenerhalt ist perfekt, die Löwen-Seele geht beruhigt ins letzte Saisonspiel. Wie dem TSV 1860 ausgerechnet beim heimstärksten Team der Liga die Rettung gelang und was von dieser Saison bleibt.
von  Matthias Eicher
Der Moment der Erlösung: Löwen-Kapitän Jesper Verlaat (l.) klatscht mit Torhüter Marco Hiller ab, rechts grinst Youngster Lukas Reich.
Der Moment der Erlösung: Löwen-Kapitän Jesper Verlaat (l.) klatscht mit Torhüter Marco Hiller ab, rechts grinst Youngster Lukas Reich. © IMAGO/Maximilian Koch

München - Hafenstraße, Essen gegen Sechzig, siebte Minute der Nachspielzeit: RWE-Zehner setzte nochmal einen Freistoß knapp über das Sechzger-Tor, doch selbst ein Treffer hätte für die Löwen nichts mehr geändert: Schiedsrichter Alexander Sather blies in seine Pfeife, Kapitän Jesper Verlaat und Matchwinner Fynn Lakenmacher ballten wie viele ihrer Kollegen ihre Fäuste, auf der Trainerbank um Argirios Giannikis gab es kein Halten mehr: Die Giesinger haben den Klassenerhalt perfekt gemacht!

"Ich kann nur jeden loben und bin stolz auf die Mannschaft, dass wir den Sack zugemacht haben", lobte Spielführer Verlaat stolz nach dem 1:0-Auswärtssieg des TSV 1860 bei Aufstiegsaspirant Rot-Weiss Essen. Am 37. und damit vorletzten Spieltag der Saison 2023/24 hat Sechzig – endlich – finale Fakten geschaffen. Die AZ zeigt, wie Verlaat, Lakenmacher und Co. bei sich selbst, bei Coach Giannikis und so viele Löwen unzählige Steine von den weiß-blauen Herzen purzeln ließen – und was von einer denkwürdigen Spielzeit bleibt.

1860-Trainer Giannikis: "Für uns war es eine ganz schwere Situation"

Giesinger Kraftakt zum Abschluss: Essen ist, beziehungsweise war vor der Pleite gegen Sechzig mit 38 Punkten die beste Heimmannschaft. "Für uns war es eine ganz schwere Situation. Bei der heimstärksten Mannschaft einen Matchball verwerten zu müssen, war nicht einfach", sagte ein erleichterter Giannikis dazu.

Und dennoch schafften die Giesinger den Kraftakt, die letzten Aufstiegshoffnungen von RWE zu ersticken und die eigene Mission Klassenerhalt zu schaffen. Verlaat hinterher: "Jetzt ist Erleichterung da, dass wir dieses Ziel geschafft haben."

1860-Kapitän Jesper Verlaat: "Wir mussten viel leiden"

Viel Qual, großes Glück: Zur Wahrheit gehört auch, dass der TSV ganz andere Ziele hatte und zumindest der ein oder andere auf den Aufstieg schielte. "Wir mussten viel leiden", gab Verlaat zu. Ein Satz, der auf das Essen-Spiel bezogen war, aber auch für die gesamte Saison hätte stehen können. Dazu meinte Verlaat: "Es war eine lange, extrem lange Saison, die mental und körperlich gezehrt hat." Deshalb sei "von jedem ein bisschen Last abgefallen."

Sechzig konnte sich nur deshalb vorzeitig retten, weil Konkurrent Halle in den letzten beiden Spielen nur einen Punkt holte. Im Saisonverlauf wie in Essen gehörte nebst der Giesinger Qual ein anderer Faktor dazu: Dusel.

Lakenmacher trifft erstmals auswärts – im letzten Auswärtsspiel

"Wir hatten bei Essens Pfostenschüssen Glück", gestand Giannikis über gleich drei Aluminiumtreffer: "Aber in Summe haben wir es uns erarbeitet." Es wird zu analysieren sein, weshalb 1860 nach den acht ungeschlagenen Spiele in Serie unter Giannikis nochmal so einbrechen konnte. Der zweite Sieg in den letzten zehn Spielen machte dennoch nun den Deckel drauf.

Lakenmachers Abschiedsgeschenk: Was hatte sich dieser Mann alles anhören müssen. 13 Tore hatte er geschossen in 69 Spielen: Ein Dutzend zuhause, kein einziges auswärts – bis zu seinem allerletzten Auftritt. "Ich musste mir schon den ein oder anderen Spruch anhören", sagte der Sturmtank bei Magenta Sport grinsend über sein Abschiedsgeschenk, bevor er zu Erstliga-Absteiger Darmstadt 98 weiterzieht.

Fokus auf die Junglöwen: "Wahnsinn, das ist ein Traum, darauf arbeitet man hin"

Fünffache Löwen-DNA, zwei Debüts: Mit Torhüter Marco Hiller, den Verteidigern Michael Glück und Lukas Reich sowie Abräumer Moritz Bangerter und Stürmer Mansour Ouro-Tagba standen gleich fünf Eigengewächse in der Startelf. Doch nicht nur das: TSV-Trainer Giannikis verhalf mit Reich (17) und Bangerter (19) ausgerechnet bei der schier unmöglichen Mission Essen zu ihren Startelfdebüts.

"Wahnsinn, das ist ein Traum, darauf arbeitet man hin", jubelte Sechser Bangerter über seine ersten 90 Minuten, die er mit einer engagierten Leistung wie ein routinierter Löwe abspulte. Der zweite Debütant Reich, der zuvor zwei Jokereinsätze erhielt, ergänzte: "Von Anfang an war es nochmal was anderes. Ich habe mich riesig gefreut, vor so einer Kulisse mein Startelfdebüt zu machen."

Dem Junglöwen-Duo wird nicht zuletzt aufgrund der Giesinger Sparzwänge die (nähere) Zukunft. Den restlichen Identitäts-Löwen auch, vorausgesetzt, Glück und Ouro-Tagba bleiben 1860 treu.

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