Blanco und Tomasov: Zwei ohne Bindung
Ismael Blanco und Marin Tomasov stehen sinnbildlich für die Krise des TSV 1860. Die Neuzugänge wirken immer noch isoliert
MÜNCHEN Ismael Blanco trifft mit dem Kopf, mit der Hacke, per Fallrückzieher oder mit einem satten Schuss. Die Torhüter haben reihenweise das Nachsehen. Und die Fans einen Liebling gewonnen. Das alles sind Szenen vergangener Tage, als Blanco noch Stürmer des damaligen griechischen Spitzenklubs AEK Athen war und er in 109 Spielen 50-mal einnetzte. Weil diese beeindruckenden Szenen des langmähnigen Gauchos, der seine Tore auch mal mit einer Zorro-Maske feierte, aber noch immer in einem knapp achtminütigen Youtube-Video festgehalten sind, dürfte bei den Fans des TSV 1860 beim Betrachten die Frage aufkommen, ob die Löwen denn im Sommer den richtigen Ismael Blanco verpflichtet haben.
Heute hat der 29-Jährige seine Haare wesentlich kürzer, kommt wie ein Häufchen Elend daher, wenn er vom Trainingsplatz an der Grünwalder Straße schlurft oder nach dem Duschen den schnellsten Weg zum Parkplatz sucht. Es wirkt fast so, als hätte Blanco mit dem Verlust seiner Mähne auch seine Selbstsicherheit verloren.
In zwölf Spielen wurde der Angreifer zwölfmal eingewechselt. Ohne dabei groß in Erscheinung getreten zu sein. Dass Blanco dementsprechend unzufrieden daherkommt, ist logisch. Viel mehr wirkt aber wie ein Fremdkörper, nicht integriert in der Mannschaft. Trainer Reiner Maurer will davon nichts wissen: „Blanco hat in Griechenland einen super Namen. Egal welchen Griechen man fragt, Ismael Blanco kennt man. Leider ist er nicht in der Verfassung der letzten zwei, drei, vier, fünf Jahre. Aber er ist ein super Typ und macht keinen Terror oder die Stimmung in der Mannschaft kaputt, nur weil er nicht immer von Anfang an spielt.”
Nun hat Blanco lediglich am ersten Spieltag von Beginn an gespielt. Besser erging es Marin Tomasov, dem zweiten Zugang der Löwen. Viel zu selten hat er bisher gezeigt, warum er im Sommer verpflichtet wurde. Immerhin sieben Mal stand der Kroate in der Startformation, legte beim 3:0 gegen den MSV Duisburg einen Treffer vor, ist seit Ende September aber isoliert. Zuletzt soll Tomasov zwar gut trainiert haben (was mit einer Rückkehr in die Startelf gegen den FC St. Pauli belohnt wurde), auf dem Platz konnte er daran aber nicht anknüpfen. Bereits nach 35 Minuten nahm in Maurer wieder vom Feld. „Das hab ich nicht gerne getan, aber ich war der Meinung, es ging nicht anders”, sagte Maurer, „es schien leider, als ob er überhaupt nicht auf dem Platz wäre. Ich habe noch etwas abgewartet und gehofft, dass er sich doch noch ins Spiel beißt. Aber irgendwann musste ich handeln.”
Blanco und Tomasov – die Sinnbilder für die Löwen-Krise? Sie sprechen kein Deutsch, werden eher schlechter als besser und sind nicht integriert. Dass die beiden aber isoliert sind, davon will Sportdirektor Florian Hinterberger nichts wissen: „Wir haben keine Cliquenbildung in der Mannschaft, das Team ist intakt. Aber ich gebe zu, dass die Mannschaft sich noch nicht ganz gefunden hat.”
Auch Maurer hat die Problematik mit Blanco und Tomasov erkannt: „Vom Charakter her stellen beide kein Problem dar. Aber es ist natürlich schwierig für beide. Wenn man kein Erfolgserlebnis hat, nagt das an einem – vor allem in einem neuen Umfeld.”
Deshalb wollen Maurer und Hinterberger die Integration der beiden weiter vorantreiben. Fallen lassen unmöglich – auch weil die beiden mit gut dotierten Verträgen ausgestattet sind. Und der Kader ohnehin wenige Alternativen hergibt. „Ich hoffe, dass es jetzt schnell geht”, sagt Maurer. Fremdkörper kann er schließlich nicht gebrauchen.