Blanco und Tomasov: Die Frust-Löwen
München - Ihr Frust wird immer größer, ihre Isolation von Woche zu Woche stärker, und weil sie beim TSV 1860 gerade gar nichts gegen die Probleme ihrer im Sommer gekauften Neulinge Ismael Blanco und Marin Tomasov machen können, nehmen ihre Sorgen immer weiter zu. Seit fünf Monaten gehört der Kroate Tomasov nun schon zu den Löwen, der Argentinier Blanco kam ein paar Wochen später. Doch in diesem Spätherbst scheint es eher so, als seien die beiden an der Grünwalder Straße fremder denn je.
„Sie haben große Probleme“, sagt Sportchef Florian Hinterberger und verspricht: „Wir lassen niemanden hängen.“ Sechs Spieler holten die Löwen im Sommer, und von vornherein war klar, dass Blanco und Tomasov die größten Risiko-Verpflichtungen sein würden. Niemand wusste, wie sie sich an die Drucksituation bei den Löwen gewöhnen würden.
Der Start war noch recht verheißungsvoll, doch je länger die Saison andauerte, desto glückloser und zurückgezogener traten die Neulinge auf. Und mittlerweile scheint es, als stünden sie schon kurz vor jenem Moment, an dem man ihnen den Durchbruch bei 1860 gar nicht mehr zutraut.
„Ismael hat sich die Sache hier ganz anders vorgestellt, er hätte nicht gedacht, dass er über die Bank kommen muss“, sagte Maurer am Tag vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln. Doch nun hat der Argentinier nicht mal mehr die theoretische Chance, eingesetzt zu werden. Zuletzt wurde er nicht für den Kader nominiert. „Der kulturelle Unterschied, die fremde Sprache, das macht ihm sehr zu schaffen. Ob er es zugibt oder nicht, er ist frustriert. Aber wir werden versuchen, ihn wieder aufzurichten.“
Doch wie kann 1860 den zwei unglücklichen Mitläufern überhaupt noch helfen? Geredet wurde bereits, Hinterberger sagt, noch mehr mit ihnen sprechen zu wollen, doch klar scheint schon jetzt: Nur wenn Maurer den beiden unter einem akuten Mangel an Selbstvertrauen leidenden Angreifern nochmal neue Chancen gibt und sie sich dann mit Erfolgserlebnissen selbst aufrichten, kann die Zusammenarbeit doch noch erfolgreich werden – andernfalls müsste die Integration früh als misslungen bezeichnet werden.
Man wäre wohl dazu gezwungen, sich schon bald Gedanken über die noch lange laufenden Verträge zu machen (Blanco bis 2014, Tomasov noch ein Jahr länger). Die Verpflichtung der zwei Spieler war von Beginn an mutig gewesen, denn 1860 wusste um deren Vergangenheit. Tomasov hatte wegen eines Vertragsstreits in Kroatien lange kaum gespielt, Blancos beste Torjägerzeiten bei AEK Athen liegen nun auch schon einige Jahre zurück. „Wir dachten, dass er uns trotzdem hilft. Der Trainer war überzeugt und ich auch“, sagt Hinterberger und gesteht: „Auch wir hatten ganz andere Vorstellungen.“
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