„Bis 2025 in der Arena? Das wird schwierig!“
Der Aufsichtsrats-Chef der Löwen über die Stadionfrage und den Vertrag des umstrittenen Geschäftsführers Stefan Reuter.
AZ: Platz elf, nur 21 Punkte: Nach 16 Spieltagen stand der TSV 1860 seit dem Abstieg 2004 nie schlechter in der Zweiten Liga. Herr Öfele, wann ziehen Sie als Aufsichtsrat-Chef die Handbremse?
CHRISTOPH ÖFELE: Die Situation stimmt mich auch nicht glücklich, das ist klar. Ich wäre froher, wenn wir oben mitspielen würden. Das frustriert jeden Löwen-Fan, auch mich.
Trotzdem halten Sie Ihre schützende Hand über Manager Stefan Reuter und Cheftrainer Marco Kurz.
Na, klar! Ich komme zwar aus der Finanzbranche, kann daher nicht viel über sportliche Einzelentscheidungen sagen. Aber was ich weiß, ist, dass ich mit dem Konzept von Stefan Reuter einverstanden bin. Trainer wie Manager haben meine Rückendeckung. Reuter ist sehr populär, davon profitiert auch die Marke 1860. Er ist kein Schaden für uns, sein Name erst recht nicht.
Sie würden also einer Verlängerung von Reuters Vertrag, der zum 31. März gekündigt werden müsste, zustimmen?
Ich sehe momentan überhaupt keinen Grund, ihm meine Stimme nicht zu geben.
1860 muss sparen. Ist eine dreiköpfige Geschäftsführung, neben Reuter noch Markus Kern und Bernd Ingerling, nicht reichlich üppig besetzt für einen Zweitligisten?
Die drei verdienen zusammen weniger als die vorige Besetzung (mit Stefan Ziffzer, d. Red.), da habe ich kein schlechtes Gefühl.
Wo kann der Verein sparen?
Die Geschäftsführung muss das ausarbeiten. Aus meiner Sicht müssen alle Verträge angesprochen werden: Der mit der Allianz Arena, mit dem Caterer.
Viele Fans würden am liebsten aus der Arena ausziehen: Am Freitag soll es dazu ab 19 Uhr eine Demo in der Grünwalder Straße geben.
Mir persönlich würde es auch besser gefallen, ein eigenes Stadion zu haben mit 30000 Plätzen, darunter 2000 Business-Seats. Die Löwen brauchen kein 60000-Mann-Stadion, aber die Wahrscheinlichkeit, aus der Arena auszuziehen, tendiert gegen Null.
Warum?
Die langen Verträge bis 2025 wurden geschlossen, damit müssen wir uns abfinden. Selbst wenn wir den Vertrag kündigen wollten, können wir das nicht. Die Alternative? Wir steigen bis in die 5. Liga ab. Bis 2025 in der Arena? Das wird als Zweitligist schwer. Ein Aufstieg würde alle Probleme lösen.
Davon ist 1860 derzeit weit entfernt. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat angedeutet, die Löwen könnten gegen Zahlung von rund 10 Millionen Euro aussteigen.
Ich verstehe nicht, warum die Bayern so einen Wirbel machen. Aber wenn ein Angebot auf den Tisch kommt, muss man sich damit auseinander setzen.
Die Arena kostet jährlich 5,3 Millionen. Ist das der Ruin?
Vom Ruin sind wir ganz weit weg. Die Spieler bekommen pünktlich ihr Gehalt – das war vor zwei Jahren schon mal anders bei 1860. Es gibt keinen Verein in der Zweiten Liga, der nachhaltig Gewinn macht.
Umso wichtiger wäre es, einen Investor aufzutreiben.
Das stimmt, aber die Finanzkrise macht es für uns nicht einfacher. Aber: Es gibt immer noch Gönner im 1860-Umfeld, da gibt es einige Gespräche. Und ich glaube nicht, dass unser Präsident untätig zuschaut.
Interview: Oliver Griss