Bierofka: Der Stehauf-Löwe

Daniel Bierofka trainiert wieder. Diesmal will sich der 31-Jährige, der bereits 17 Operationen hinter sich hat, viel Zeit fürs Comeback lassen: „Mein Ziel ist es, ohne Defizite in die nächste Saison zu gehen.“
von  Abendzeitung
Daniel Bierofka kämpft wieder mal an seinem Comeback.
Daniel Bierofka kämpft wieder mal an seinem Comeback. © sampics/Augenklick

Daniel Bierofka trainiert wieder. Diesmal will sich der 31-Jährige, der bereits 17 Operationen hinter sich hat, viel Zeit fürs Comeback lassen: „Mein Ziel ist es, ohne Defizite in die nächste Saison zu gehen.“

MÜNCHEN Für ungezügelte Jubelstürme ist es sicherlich noch zu früh. Daniel Bierofka stand in den letzten 14 Monaten schon einige Male an diesem Punkt. Insgesamt vier Comebackversuche hat der Ur-Löwe seit seiner Leisten-, Adduktoren und Schambeinverletzung, die er sich beim Auswärtsspiel beim MSV Duisburg am 22. Februar 2009 zugezogen hatte, schon gestartet. Zurück auf den Platz schaffte er es nie.

Aber jetzt gibt es wieder Hoffnung, womöglich eine größere als je zuvor. „Ich bin im Moment schmerzfrei“, sagt Bierofka. Und das ist nichts anderes als ein kleines Wunder. 17 Operationen musste Bierofka in den letzten sechs Jahren über sich ergehen lassen, darunter drei an der Bandscheibe und zwölf am Knie (siehe Kasten). „Völlig schmerzfrei werde ich wohl nie wieder sein“, befürchtete der 31-Jährige noch im Februar, vor seinem letzten, gescheiterten Comebackversuch.

Die meisten Profis hätten wohl spätestens da aufgegeben, sich mit dem Gedanken der Sportinvalidität angefreundet und eine Zukunft ohne Profi-Sport geplant. Auch Bierofka zweifelte in einigen schwachen Momenten am Sinn seiner Dauer-Reha. „Im Dezember, Januar wäre ich daran fast zerbrochen. Das war keine normale Reha für mich, sondern ein Up und Down an Gefühlen. Das war alles sehr belastend“, meinte er damals.

Doch Bierofka mag zwar der größte Seuchenvogel im deutschen Profi-Fußball sein, mindestens ebenso ausgeprägt sind aber seine Kämpferfähigkeiten. Er ist ein Stehaufmännchen, einer, für den es einfach nicht in Frage kommt, seinen Löwen nicht mehr helfen zu können. Und nun scheint er seinen Körper dank seines eisernen Willens und der Hilfe des früheren DFB-Fitness- und Reha-Gurus Oliver Schmidtlein wieder einigermaßen hinbekommen zu haben. Zumindest so weit, dass er „den Teppich im Reha-Raum“ (Bierofka) wieder eingetauscht hat gegen den Rasen auf dem Platz, dass er unter seinen Füßen endlich wieder das Grün spüren kann und sich langsam wieder an den Ball gewöhnen darf.

Wenn alles gut geht, wird er in den nächsten Wochen auch wieder mit der Mannschaft trainieren dürfen. Danach sehnt er sich. „Das ganze Feeling mit der Mannschaft vermisse ich sehr. Das ist natürlich besser, als immer allein zu sein“, sagt er. Ein Einsatz noch in dieser Saison ist aber mehr als nur unrealistisch. „Mein Ziel ist es, dass ich in der nächsten Saison ohne Defizite in die Vorbereitung gehen kann. Und so, wie es derzeit aussieht, bin ich da sehr zuversichtlich“, sagt er.

Sollte das tatsächlich klappen, könnten sich die Fans, Trainer Ewald Lienen und Sportdirektor Miki Stevic Freude über den wohl wichtigsten Neuzugang der kommenden Saison. Erst vor zwei Wochen meinte Stevic auf die Frage, wie der ideale Löwen-Spieler sein müsste: „Ein gesunder Daniel Bierofka würden uns schon reichen.“

Bierofka tut alles dafür, wieder völlig gesund zu werden. Um dann nächste Saison wieder auf links entlang zu flitzen? „Ich mache mir keine Gedanken darüber, wo ich nächste Saison spielen könnte bei 1860. Ich bin froh, wenn ich morgens aufstehe und keine Schmerzen spüre“, sagt er, der Stehauf-Löwe.

M. Wessing, F. Cataldo

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