Bierofka-Comeback verschiebt sich: "Im Alter wird man schlauer"
MÜNCHEN - Der 1860-Kapitän kann womöglich gegen Osnabrück noch nicht spielen - aber er gibt ein Ziel aus: "Fünfter oder Sechster wollen wir schon noch werden."
Vielleicht war es auch ganz gut, dass Daniel Bierofka in den letzten Wochen ein bisschen Zeit auch für sich hatte. Der 1860-Kapitän, der an seiner schmerzhaften Schambeinentzündung laborierte, hat sich in seiner Auszeit vor allem eines vorgenommen: Nie wieder angeschlagen im Löwen-Trikot. „Die Zeit ist gekommen“, sagte der 30-Jährige am Dienstag nach dem gemeinsamen Individual-Training mit Dauer-Patient Markus Schroth, „dass man in seinen Körper reinhorchen muss. Im Alter wird man einfach schlauer.“
Und Bierofka, der den Löwen seit rund einem Monat verletzt fehlt, erklärt sein plötzliches Umdenken: „Es macht keinen Sinn mehr, zu spielen, wenn man nicht fit ist. Solche Spiele wie gegen Duisburg im letzten Jahr, als ich mich mit einem Bandscheiben-Vorfall über den Platz gequält habe, wird es von mir nicht mehr geben.“
Ein Comeback des Ex-Nationalspielers in der Arena gegen Osnabrück (Sonntag, 14 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) ist also nahezu ausgeschlossen, auch wenn er am Donnerstag seine Rückkehr ins 1860-Mannschaftstraining plant. „Es kommt überhaupt nicht mehr in Frage“, so Bierofka, „dass ich nochmal mit Schmerzen spiele – und ich spüre noch immer ein bisschen was.“
Die Wandlung von Bierofka: Früher hätte er sich auf Kosten seiner Gesundheit für den Verein geopfert, heute hört er die Signale seines Körpers. Auch wenn Uwe Wolf Bierofka gerne für Osnabrück im Kader gehabt hätte, sagt der Trainer auch: „Solange er selbst voller Skepsis ist, macht es keinen Sinn.“ Eine andere Botschaft des Trainers wird Bierofka freilich noch mehr interessieren. Als Wolf angesprochen wurde, ob Bierofka nach seiner vollkommenen Genesung Kapitän bleibe, sagte der 1860-Coach: „Ja, er wurde ja von der Mannschaft vor der Saison gewählt. Aber sollte ich nächste Saison Trainer bleiben, werde ich den Kapitän bestimmen.“
Und Bierofka scheint bei Wolf nicht erster Anwärter zu sein – eher Benny Lauth, der Bierofka derzeit vertritt. „Der macht das toll“, lobt Wolf, „das Amt tut Benny Lauth gut.“ Momentan hat Wolf aber ganz andere Sorgen, nämlich wie er seine Mannschaft gegen Osnabrück (30000 Tickets sind verkauft) aufstellt, denn neben Bierofka muss der Trainer auch auf Lars Bender (Muskelfaserriss), Antonio Rukavina (Gelbsperre) und vermutlich Fabian Johnson (Faserriss) verzichten, obgleich 1860 noch eine kleine Hoffnung beim U21-Nationalspieler hat. „Ich habe schon mit Fabian telefoniert“, sagte Wolf, „er ist am Montag schon wieder gelaufen.“
Trotz aller Handicaps haben die Löwen, derzeit Zweitliga-Zehnter, vor allem einen Anspruch für den Saison-Endspurt: „Wir müssen jetzt gute Spiele daheim zeigen“, fordert Bierofka, „für uns ist es eine Sache der Ehre, dass wir die Saison nicht einfach auslaufen lassen.“ Für ganz oben reicht es nach dem 0:1 in Fürth zwar nicht mehr, doch sagt Bierofka: „Fünfter oder Sechster wollen wir schon noch werden.“ Oliver Griss