Interview

Bernhard Winkler: "Wovor haben sie bei Sechzig Angst?"

Die Löwen-Legende Bernhard Winkler spricht im AZ-Interview über das Duell gegen das Spitzenteam Lautern.
von  Matthias Eicher
Die Löwen-Legende Bernhard Winkler. (Archivbild)
Die Löwen-Legende Bernhard Winkler. (Archivbild) © sampics/Augenklick

München - AZ-Interview mit Bernhard Winkler: Der 55-Jährige schoss 1860 in die Bundesliga und wurde mit dem 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister.

AZ: Herr Winkler, Dienstagabend, 19 Uhr: Flutlicht-Duell der Löwen gegen den 1. FC Kaiserslautern. Können Sie den Spruch noch hören, dass diese Vereine in eine ganz andere Liga gehören?
BERNHARD WINKLER: Nun ja, ich gehöre auch zu den Leuten, die genau das denken: Sechzig und Lautern müssten von der Tradition, von der Fanbasis her mindestens eine Liga weiter oben spielen. Aber natürlich muss man sich der Gegenwart stellen und ganz ehrlich sagen: Beide Vereine sind sportlich eben aktuell in der Dritten Liga - und dann gehören sie da auch hin.

"Das Ziel muss doch sein, aus der Liga rauszukommen"

Die Roten Teufel sind Zweiter und marschieren Richtung Unterhaus, die Sechzger laufen der Musik als Zehnter hinterher. Was fehlt 1860 zum Spitzenteam?
Wenn Sie mich fragen: Der Anspruch, ganz klar zu sagen: "Wir wollen aufsteigen!" Die Tabelle lügt natürlich nicht, manche Mannschaften sind eben den Ticken besser als Sechzig. Das ist sicherlich in erster Linie eine Frage der Qualität. Aber wenn ich immer lese, wie sie bei 1860 sagen: "Wir sprechen gar nicht über den Aufstieg." Worüber sollen sie denn sonst sprechen? Wovor haben sie bei Sechzig denn Angst? Es muss doch das Ziel sein, aus dieser Liga rauszukommen! Das muss doch das Ziel eines jeden Spielers sein, der zu 1860 wechselt.

Augen zu und durch: Torjäger Marcel Bär (l.) und seine Löwen treffen im Traditions-Duell auf den 1. FC Kaiserslautern.
Augen zu und durch: Torjäger Marcel Bär (l.) und seine Löwen treffen im Traditions-Duell auf den 1. FC Kaiserslautern. © imago/MIS

Wie beurteilen Sie die jüngsten Leistungen der Löwen?
Gegen Türkgücü war ich im Olympiastadion live dabei, aber lassen Sie uns bitte nicht davon sprechen. . . Da haben die Löwen leider alles vermissen lassen. In Zwickau war es besser, der Knackpunkt war die Rote Karte. Sonst spielst du da vielleicht nur unentschieden. So war es ein Sieg der Moral, der hoffentlich Selbstvertrauen gibt.

Winkler: "Man muss Bär und Lex Vertrauen schenken"

Wenn wir schon einen ehemaligen Bundesliga-Torjäger der Sechzger in der Leitung haben: Was halten Sie vom Sturmduo Marcel Bär und Stefan Lex?
Sechzig hat das Aus von Sascha Mölders zwar nicht auf dem Transfermarkt kompensiert, aber sie machen das auch nicht schlecht. Bär hat mir als Neuzugang eigentlich ganz gut gefallen, nun auch schon zweistellig getroffen. Anfangs stand er im Schatten von Mölders, danach lief es besser. Man muss ihm und Lex Vertrauen schenken und darf nicht gleich draufhauen, wenn es mal nicht läuft. Sechzig ist schon etwas unberechenbarer geworden.

Kommen wir zu den Roten Teufeln: Ist der FCK denn überhaupt noch aufzuhalten?
Was Sechzig zwei Jahre lang unter Köllner hatte, das haben die Lauterer jetzt: einen Lauf. Das ist schon eine gefestigte Mannschaft, die Abwehr ist mit nur 16 Gegentoren das Prunkstück. Ich denke, dass sie den Aufstieg schaffen. Jetzt haben sie ja auch noch mit Terrence Boyd einen Topstürmer geholt, den ich auch gerne bei 1860 gesehen hätte. Er hat Physis und Mentalität. Auch wenn er jetzt ausfallen wird: Einen solchen Spieler könnten die Löwen auch gebrauchen.

Klingt trotz ungleich besserer Voraussetzungen des FCK nicht so, als hätten sie die Löwen schon aufgegeben...
Nein. Ich werde den Löwen sowieso immer die Daumen drücken. Aber sie müssen jetzt mal einen Großen schlagen. Wenn du eine Aufholjagd hinkriegen willst, dann musst du langsam mal in die Gänge kommen. Ich hätte mir ja eigentlich gewünscht, dass beide Klubs hochgehen: Sechzig, der Verein, bei dem ich am längsten war und eine wunderschöne Zeit hatte. Mit Lautern bin ich Meister geworden. Jetzt wünsche ich mir ein rassiges, spannendes Spiel.

Mit welchem Ausgang?
Am besten mit einem knappen 2:1-Sieg der Sechzger.

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