Interview

Benny Lauth im Interview: "Sechzig ist krisenfester geworden"

Durch drei Siege in Serie hat Sechzig wieder Chancen auf den Aufstieg. Löwen-Ikone Lauth spricht in der AZ über das Team, das er schon fast abgeschrieben hatte: "Da könnte noch was gehen."
von  Matthias Eicher
"Das Team hat keine klare Schwachstelle", sagt Löwen-Legende Benny Lauth über seine Sechzger.
"Das Team hat keine klare Schwachstelle", sagt Löwen-Legende Benny Lauth über seine Sechzger. © sampics/Augenklick

München - AZ-Interview mit Benjamin Lauth. Der Ex-Nationalstürmer (40) war von 1992 bis 2004 und von 2008 bis 2014 bei den Löwen aktiv. Er ist der dritterfolgreichste Torschütze der 1860-Historie.

AZ: Herr Lauth, Preisfrage: Den Löwen werden gerade kaum gekannte Glücksgefühle zuteil - in einer Woche alle neun Punkte aus drei Spielen geholt zu haben. Können Sie sich erinnern, das früher mal hinbekommen zu haben?
BENJAMIN LAUTH: Hm, mit Sechzig wahrscheinlich schwierig. Zu meinen Hamburger Zeiten gab es das bestimmt mal, als wir international gespielt haben. Bei Sechzig vielleicht mal in einer Woche mit einem Pokalspiel.

Lauth: "Hat mich nicht überrascht, dass 1860 mithalten konnte"

Nächste Frage, etwas einfacher: Können Sie sich an drei Siege in Serie erinnern?
Unter Trainer Markus von Ahlen vielleicht, bevor ich aufgehört habe?

Sieht die Löwen im Aufstiegskampf nicht verloren: Ex-Löwe Benny Lauth. (Archivbild)
Sieht die Löwen im Aufstiegskampf nicht verloren: Ex-Löwe Benny Lauth. (Archivbild) © imago images/MIS

Genau, in der Spielzeit 2013/14 an den Spieltagen 31 bis 33: Sie haben beim 2:0 gegen Bochum als Joker den Deckel drauf gemacht, Sechzig ist Siebter geworden - und Sie haben sich wenig später verabschiedet.
Ich kann mich erinnern. Ganz schön lange her! Umso besser, dass es die Löwen jetzt wieder geschafft haben. Ich war gegen den 1. FC Kaiserslautern im Grünwalder Stadion und muss sagen: Das war ein starker Auftritt und ein verdienter Sieg. Es hat mich aber nicht überrascht, dass 1860 mithalten konnte: Solche Spiele liegen den Löwen. So ein Spiel wie gegen Verl, das musst du dann einfach nur irgendwie gewinnen. Wenn sie halt nur solche Dinger wie gegen Türkgücü und Halle nicht verlieren würden...

Wen haben Sie denn so auf Ihrer persönlichen Aufstiegs-Rechnung?
Magdeburg ist weg, das ist ja klar. Lautern und Braunschweig machen es auch gut, muss man sagen. Weil die so konstant punkten, wird es schon schwer, sie noch einzuholen. Aber es ist nicht unmöglich. Ich muss gestehen: Ich hab' den Aufstiegskampf für Sechzig schon abgehakt, dann kam diese Englische Woche. Es ist wichtig, dass Sechzig vor dem Saisonendspurt Selbstvertrauen getankt hat. Damit spielt es sich immer einfacher: Ich hoffe, dass der Lauf noch ein bisschen länger anhält.

Was sagen Sie zur Diskussion um die Kaderbreite der Löwen im Vergleich zu den Spitzenteams?
Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass die Mannschaften da vorne bessere Möglichkeiten haben. Wo die einen routinierten Spieler bringen können, muss bei 1860 manchmal ein junger Spieler her, der noch nicht viel Erfahrung sammeln konnte oder einer, bei dem die Formkurve nicht gerade nach oben zeigt. Aber ich sage auch: Wenn sich die Leistungsträger nicht verletzen, kann es auch mit 13, 14 Spielern gehen.

Marcel Bär trifft konstant: "Du brauchst einen Torjäger da vorne"

Marcel Bär ist ein solcher Leistungsträger, er hat nun schon 13. Saisontore auf dem Buckel. Hat er das Zeug zum Torschützenkönig?
Er ist auf jeden Fall ein sehr guter Stürmer. Das hat er mit Eintracht Braunschweig in der Zweiten Liga ja schon unter Beweis gestellt, jetzt zeigt er es bei den Löwen. Gott sei Dank trifft er jetzt konstant, so wie es im Vorjahr bei Sascha Mölders gelaufen ist. Du brauchst einen Torjäger da vorne, von dem die Mannschaft weiß, dass man sich auf ihn verlassen kann.

Übrigens, wo Sie von Mölders sprechen: Sie stehen in der Rangliste aller 1860-Tore mit 93 Treffern hinter Rudi Brunnenmeier (140) und gemeinsam mit Bernhard Winkler auf Rang drei. Mölders (82) kann Sie nicht mehr überholen...
In solchen Statistiken mit großen Namen auftauchen zu dürfen, ist schon etwas ganz Besonderes. Ich habe dies ja sowohl von den Spielen, als auch den Toren geschafft - und das bei einem solchen Traditionsverein wie 1860. Das macht einen als Stürmer schon stolz, sowas schaut man sich schon ganz gerne an. Ich hatte ja das Glück, dass ich bei 1860 von der Jugend an alle Mannschaft durchlaufen habe. Danach war ich bei den Profis auch ganz gut dabei. Ich habe jetzt nicht verfolgt, wer da hinter mir liegt. Aber Martin Max zum Beispiel hat alle seine Tore in der Bundesliga erzielt, bei mir waren es ja auch Zweitliga-Treffer. Bei dem Sascha müsste man ein paar Tore abziehen, die er in der Regionalliga geschossen hat. (lacht)

"Ein sehr guter Stürmer", sagt Lauth über Bär.
"Ein sehr guter Stürmer", sagt Lauth über Bär. © sampics / Stefan Matzke

Wo wir über Statistiken sprechen: Manch Löwe rechnet längst mit einer Tabelle ohne Türkgücü, was 1860 im Aufstiegsrennen den Spitzenplätzen noch näherbringen würde.
Aus Sicht von Türkgücü ist es natürlich traurig, wenn man den Spielbetrieb einstellen muss. Aber für die Löwen wäre es natürlich ein wichtiger Schritt, da noch näher ranzurücken. Damit rechnen sollte aber noch keiner, solange das nicht durch ist.

Lauth macht Löwen Hoffnung: "Haben keine klare Schwachstelle"

Was gibt Ihnen Hoffnung, dass es die Sechzger nach zwei Aufholjagden ohne Happy End nun schaffen können?
Sie haben keine klare Schwachstelle. Klar war mal ein Abwehrschnitzer dabei, aber insgesamt sind sie wieder in der Spur. Wenn vorne Marcel Bär mal nicht trifft, sind zuletzt auch Stefan Lex, Merveille Biankadi oder ein paar andere Spieler in die Bresche gesprungen. Jetzt ist erstmal wichtig, es bei Viktoria Berlin wieder auf dem Platz zu bringen...

...und dem Druck der Favoritenrolle Stand halten.
Genau. Das ist ein Spiel, das musst du gewinnen, wenn du dranbleiben willst. Sechzig ist durch die kleine Durststrecke hoffentlich auch etwas krisenfester geworden. Wenn sich keiner mehr verletzt, wenn es keine Probleme mehr mit Corona gibt und wenn sich die Spieler nicht mehr so verunsichern lassen wie vor ein paar Wochen, könnte da schon noch was gehen...

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.