Bender: Ihm fehlen die Löwen – und die Liebste

Am Samstag kehrt der Dortmund-Profi nach Giesing zurück: „Ein überragendes Erlebnis.“
AZ: Hallo, Herr Bender, Am Samstag geht's mit Ihrem neuen Verein Dortmund gegen den alten, TSV 1860. Und das im Grünwalder Stadion. Wie groß ist die Vorfreude?
SVEN BENDER: Ich habe mich riesig Freude, als ich erfahren habe, dass das Spiel im Grünwalder stattfindet. Wenn wir in der Arena gespielt hätten, wäre das nicht das gleiche. Jetzt wird das Spiel was ganz besonderes. Nicht nur für die Fans. Jeder, der mal in diesem Stadion gespielt hat, weiß die Atmosphäre da zu schätzen. Es wird ein überragendes Erlebnis. Ich kann es kaum erwarten. Auch wenn ich jetzt einer von den Gegnern bin.
Was war denn Ihr schönstes Erlebnis dort?
Ein Regionalligaspiel mit der U23 von 1860 gegen die Bayern. Wir haben zwar nicht gewonnen, am Ende stand es 1:1, aber ich habe das Tor geschossen. Da ich gar nicht so oft im Grünwalder gespielt habe, vielleicht zehn oder 15 Mal, und weil ich ja auch nicht viele Tore schieße, ist das meine schönste Erinnerung.
Jetzt sind Sie seit fast einem Jahr weg. Was fehlt Ihnen denn am meisten, die Münchner Freundin?
Ja, klar. Sie ist aber gar keine Münchnerin, sie ist aus meiner Heimat Brannenburg und wohnt da auch noch. Meine Familie und die alten Mitspieler fehlen mir auch. Und vor allem: das bayrische Brauchtum, zum Beispiel Lederhosen und Weißwurst. Das gibt es in Nordrhein-Westfalen so nicht. Aber man gewöhnt sich schnell ein. Ich bin wirklich super aufgenommen worden.
Bekommen Sie mit, dass es bei 1860 nicht so gut läuft?
Ich kriege noch ziemlich viel mit. Aber ich sehe das nicht so dramatisch. Bei 1860 ging es oft drunter und drüber. Auch als ich da war, lief nicht immer alles ruhig ab, und es mussten schwierige Situationen überstanden werden. Ich denke, dass der Verein auch diesmal die schwierige Zeit überstehen wird. Ich hoffe es.
Wie stark ist denn Ihr Kontakt zu den Löwen noch?
Wenn’s irgendwie geht, schaue ich mir jedes Spiel im Fernsehen an. Ich will immer wissen, was bei 1860 los ist. Ich habe zwar noch guten Kontakt, vor allem zu Manuel Schäffler, aber viele von den Jungen, mit denen ich zusammengespielt habe, sind auch gar nicht mehr da. Sollte Manuel auch noch gehen, wird es noch weniger. Das ist schade.
Sie haben ein gutes erstes Bundesligajahr erlebt. Waren Sie selbst überrascht?
Ich habe mir das schon zugetraut. Am Ende konnte ich ganz zufrieden sein (19 Erstligaspiele, d. Red.). Wir haben einen dichten Kader, sind stark besetzt. Ich weiß aber, dass meine Chance kommen wird. Dafür werde ich alles geben.
Bundestrainer Löw hat gerade seinen Vertrag verlängert. Im Rahmen dessen wurden Namen genannt, die in den kommenden zwei Jahren zur Nationalelf stoßen könnten. Auch Ihrer.
Ich weiß. Natürlich freut einen, wenn man liest, dass einem sehr viel zugetraut wird. Irgendwie ist das aber verrückt. Ich bin vor einem Jahr nach Dortmund gekommen und will mich erst mal in aller Ruhe auf den BVB konzentrieren. Ich muss jetzt dranbleiben. Träumen bringt mich nicht weiter.
Sie teilten mit Ihrem Zwillingsbruder Lars eine Wohnung in Giesing. Wohnen Sie wieder zusammen?
Nein, das klappt leider nicht. Leverkusen und Dortmund liegen etwa 80 Kilometer auseinander. Das ist ein bisschen zu weit. Im Grunde würde es gehen, aber wenn Stau ist, kommt man zu spät. Das wäre nicht so toll.
Haben Sie die Münchner Wohnung noch?
Nein, wir haben die damals aufgelöst. Ich war zwar vor unserem Trainingsauftakt für einige Tage in München bei Physiotherapeut Oliver Schmidtlein, aber die Zeit habe ich mit einem schönen Heimaturlaub in Brannenburg verbunden.
Am Samstag wollen Sie den Löwen sicher mal zeigen, wie gut Sie geworden sind?
Nee, das wissen die auch so (lacht). Im Ernst, ich hoffe erst mal, dass ich spiele.
Coach Jürgen Klopp ist doch kein Unmensch.
Das stimmt. So gesehen kann ich optimistisch sein.
Interview: M. Plein