Belebender Druck: Rückkehrer Rieder verschärft den Konkurrenzkampf im Löwen-Herz

Für Michael Köllner wird's wieder knifflig. Der starke Kader der Sechzger zwingt den Trainer zu harten Entscheidungen. Dass Tim Rieder nach abgelaufener Sperre zurückkehrt, ist alles andere als ausgemacht.
von  Ruben Stark
Tim Rieder: Lauf- und kampfstarker Stammsechser.
Tim Rieder: Lauf- und kampfstarker Stammsechser. © IMAGO / foto2press

München - Tim Rieder macht in der Wiesn-Tracht eine gute Figur. Wie sich das für einen gehört, der aus Dachau kommt. Beim offiziellen Einkleidungstermin der Löwen war sowieso alles bestens, es gibt ja gerade keinen Grund zu klagen.

Der TSV 1860 ungeschlagen an der Spitze der Dritten Liga, eine reizvolle Aufgabe beim Tabellenzweiten SV Elversberg vor der Brust und dazu wirft das Oktoberfest seinen Schatten voraus.

Tim Rieder: "Man spürt die Euphorie im Verein"

"Man merkt, dass wir von Spiel zu Spiel besser werden und auch die Euphorie im Verein steigt", sagt der 29-Jährige im Gespräch mit der AZ und fügt hinzu: "Wir sind gefühlt die Gejagten und wollen ungeschlagen bleiben, denn Siege sind das Geilste, was es gibt im Fußball."

Ein halbes Dutzend dieser Endorphinauslöser hat sich Sechzig bisher in der Liga erkämpft, dazu auch am Dienstag die Toto-Pokalaufgabe gegen Türkgücü (3:1) pflichtgemäß erledigt. Am Samstag ab 14 Uhr geht es im Saarland um den nächsten positiven Hormonschub. Und Trainer Michael Köllner wird davor wieder ordentlich grübeln müssen, wer denn dafür sorgen soll.

Es ist sicher einer der großen Erfolgsfaktoren dieser so gelungenen ersten Saisonphase, dass die Löwen in nahezu jeder Konstellation zu funktionieren scheinen. Ob Ausfälle wie jene von Marcel Bär, Philipp Steinhart, Semi Belkahia und Marius Willsch oder eine Rotsperre wie die von Rieder - das Köllner-Team kann offenkundig gerade nichts vom Weg abbringen. Sechzig hat augenscheinlich genau die Kadertiefe, die es für den angestrebten Aufstieg braucht.

TSV 1860: Der Konkurrenzdruck sorgt für Motivation im Training

"Es hält auch den Leistungsdruck im Training hoch, da ist kein Spieler, der sagen kann: Ich ruhe mich aus oder mache weniger", beschreibt Rieder. "Die Jungs, die gerade weniger spielen, sind dran, geben Gas und du musst Woche für Woche deine Leistung bringen, damit du auch in der Startelf bleibst, sonst ist der Nächste da."

Rieder kann ein Lied davon singen. Sein Ausfall ermöglichte zunächst Quirin Moll in Köln (1:1) eine Bewährungschance auf der Sechserposition und dann Daniel Wein gegen Duisburg (4:1), der diese kraftvoll am Schopfe packte. Rieders Rückkehr in die Startelf ist somit kein Automatismus. "Garantiert ist das auf gar keinen Fall. Unsere Spiele zeigen die Stärke des Kaders. Jeder hat Qualität, der auf dem Platz steht", verdeutlicht er.

"Saugeil!": Christopher Lannert genießt die Zeit beim TSV 1860

Eben nicht nur in der Zentrale, sondern auch in der Offensive, wo unter anderem Fynn Lakenmacher für Bär in die Bresche sprang oder auf links, wo der junge Fabian Greilinger für Steinhart zum Zug kommt. Auch in der Innenverteidigung hat nach der Verletzung von Belkahia das Duo Leandro Morgalla und Jesper Verlaat überzeugt. Und rechts hinten hat dies der gebürtige Münchner Christopher Lannert getan. "Der Konkurrenzkampf ist belebend, das bringt uns alle weiter, darum verbessern wir uns stetig", erklärt der 24-Jährige gegenüber der AZ.

Auch Lannert erlebt die Löwen auf einer Begeisterungswelle reitend, die am besten nicht enden möge. "Saugeil", sagt er, "ich kann mir gerade nix Schöneres vorstellen. Es läuft super, die Stadt ist euphorisiert, so kann es weitergehen."

Damit das auch tatsächlich so ist, wird es darauf ankommen, dass Intensität und Qualität gleichermaßen hoch bleiben. Lannert findet: "Jeder springt ein, jeder erfüllt seinen Job. Keiner kann sagen: Euch fehlt dies, euch fehlt das."

Das letzte bisschen Schwung soll dann von den Fans kommen, die in Scharen auch nach Elversberg reisen dürften. "Letztlich ist es egal, ob du daheim spielst oder auswärts, wir wollen den Gegner unter Druck setzen", sagt Rieder. "Und gefühlt haben wir eh jedes Spiel ein Heimspiel, weil die Fans so überragend sind."

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