Beide, einer oder keiner?

MÜNCHEN Drei Wochen hat Trainer Reiner Maurer noch, um das Ruder wieder herumzureißen. Nach dem 15. März, nach der Abgabe der Lizensierungsunterlagen bei der DFL, möchten die Löwen-Bosse sich wieder mit der sportlichen Zukunft beschäftigen. Zum Saisonende läuft Maurers Vertrag aus. „Wir werden die sportliche Entwicklung analysieren, und ich möchte vom Trainer hören, wie er die Probleme künftig zu lösen gedenkt”, sagt Geschäftsführer Robert Schäfer.
Mit am Verhandlungstisch sitzen müsste dann auch Miki Stevic, der Sportdirektor. Da aber auch Stevic’ Vertrag ausläuft, könnte es zu der leicht absurd anmutenden Situation kommen, dass jemand über die sportliche Zukunft eines Vereins entscheidet, der selbst keine Zukunft mehr haben könnte.
„Das wäre unglücklich”, gibt auch Schäfer zu. Dass also erst über Stevic’ Zukunft bei 1860 verhandelt und dann erst mit dem Sportdirektor über die Trainerfrage debattiert wird, wäre logisch. Aber seit wann lassen sich die Verantwortlichen bei 1860 von Logik leiten? Wobei die Situation tatsächlich verworren ist. Die Frage lautet: Bleiben beide, bleibt einer oder keiner? Die Entscheidungsfindung könnte durchaus auch zur Belastungsprobe für das Verhältnis zwischen Schäfer und Präsident Dieter Schneider werden.
„Ich stehe für Kontinuität”, betont Schneider. Eine Jobgarantie sollten daraus aber weder Maurer noch Stevic ableiten. Aber wenn es nur nach Schneider ginge, könnten am Ende durchaus beide ihren Job behalten. Zumal Schneiders sportliche Ziele eher bescheiden sind. In den nächsten zwei Jahren möchte er 1860 zu einem soliden Zweitligaklub machen. Aufsteigen können man nur „mit viel Glück”. Schäfer dagegen beobachtet mit Ungeduld und Besorgnis die sportliche Entwicklung.
„Unser Spiel geht in die falsche Richtung. Ich sehe nicht, dass wir uns im Vergleich zum Vorjahr entwickelt hätten”, sagte er in der AZ. Das ist Kritik an Maurer – und Stevic. Schäfer gesteht nämlich ein, dass im Kader die Chefs fehlen: „Wir brauchen ein Gerüst von erfahrenen Spielern, um die wir junge Talente herumbauen können.” Diese Leader zu holen, hat Stevic verpasst.
Bis auf Gabor Kiraly sind alle erfahrenen Neuverpflichtungen (Lovin, Rukavina, Ludwig) eher leise Vertreter ihrer Zunft. Es kann gut sein, dass Schäfer einen kompletten Wechsel bevorzugen würde. Andererseits will auch Schäfer eine gewisse Kontinuität.
Doch da wird es richtig kompliziert. Denn Stevic’ und Maurers Verhältnis ist nicht unbelastet. Kurz vor Weihnachten beschwerte sich Stevic über mangelnde Kommunikation des Trainers. „Von meiner Seite ist das Verhältnis sehr professionell”, sagte er nun. „Die beiden sind unterschiedliche Typen”, glaubt Schäfer, dessen Verhältnis vor allem zu Stevic als intakt gilt. Schäfer gefällt der Charme von Stevic, dessen Ehrgeiz und Kontakte. Natürlich weiß auch Schäfer, dass große Transfers in Zukunft kaum möglich sein werden bei 1860 – und dass auch nicht alle Neuzugänge eingeschlagen haben.
Der – eher halbherzig vorgetragene – Abwerbeversuch des HSV dürfte Stevic’ Ansehen bei Schäfer nicht geschadet haben. Boss Schneider reagierte darauf irritiert. Persönlich ist der hemdsärmlige Unternehmer dem bodenständigen Maurer sehr nah. „Er ist vielleicht nicht der glamouröse Superstar, aber bereit, junge Spieler einzubauen”, sagt Schneider. Außerdem: „Maurer trägt das Sanierungskonzept mit.” Sogar ohne Beschwerden.