Beda und Heiß: Die Versöhnung

MÜNCHEN - Offiziell: Meisterspieler Heiß spricht sich mit 1860-Profi Beda aus. Wer muss nun zum Diktat? Auch Hansi Reich übt Kritik an dem Neuzugang: "Fußball ist nunmal ein Laufspiel."
Gestern war Fredi Heiß wieder am 1860-Trainingsgelände. Zur Aussprache. Zwei Tage nach den Attacken gegen Mathieu Beda („Der zerreißt nix“) kam es zur Versöhnung zwischen dem Meisterlöwen und dem französischen Mittelfeldakteur. „Wir haben uns eine Dreiviertelstunde in der Geschäftsstelle ausgesprochen“, sagte Heiß zur AZ, „am Ende haben wir auch gelacht.“ Wer allerdings die offizielle Presseerklärung des TSV 1860 liest, kann sich kaum vorstellen, dass Heiß gestern an der Grünwalder Straße viel zu lachen hatte. Sondern eher, dass er zu Kreuze kriechen musste. „Es tut mir leid. Meine Kritik an Mathieu Beda war überzogen. Falsch war, dass ich sie öffentlich geführt habe. Dass der Spieler und der Trainer sauer sind, kann ich gut verstehen. Das ist eine richtige Reaktion. Ich hatte mit Mathieu ein gutes Gespräch. Wenn ich künftig einen Spieler kritisieren will, mache ich das persönlich." So ließ sich Heiß von der Pressestelle des TSV 1860 zitieren.
Heiß, als Kritiker kaltgestellt? Die Meisterlöwen künftig nur noch Lämmchen? „Ich habe überreagiert“, sagte Heiß gestern der AZ. „Mir ist einfach der Gaul durchgegangen, weil 1860 wieder eine Chance verpasst hat, nach oben zu kommen. Dass der Trainer und auch der Spieler dann sauer auf mich sind, kann ich verstehen.“
Nicht dementieren ließ der frühere Nationalspieler und Ex-Aufsichtsrat des TSV 1860 aber seine Kritik am Fußballer Beda. Und Heiß ist nicht der einzige aus der 60er-Generation, der Beda für einen Schwachpunkt im Löwen-Team hält. „Auch ich bin von Beda nicht überzeugt“, sagte gestern Bernd Patzke, der jedes 1860-Heimspiel in der Arena besucht, „ich fand Fredis Interview richtig. Wenn der Trainer den Beda für einen Führungsspieler hält, dann habe ich keine Ahnung vom Fußball. Man muss Beda nur mal eine Viertelstunde ganz intensiv beobachten. Dass er nicht der Schnellste ist, sieht jeder Fan im Stadion. Kaiserslautern ist letztes Jahr fast aus der Zweiten Liga abgestiegen – mit Beda als Kapitän. Ich würde mir wünschen, dass uns Beda jetzt zeigt, dass wir alle falsch liegen. Er steht unter Zugzwang. Es gibt keine Ausreden mehr.“
Bei der Beurteilung des 1860-Mittelfeldspielers, der beim 0:1 gegen Oberhausen das Gegentor mitverschuldete und nun gegen Augsburg wegen einer Schulterverletzung wohl ausfällt, sind sich alle Meister-Löwen einig. Auch Ex-Verteidiger Hansi Reich: „Natürlich war Fredis Kritik hart, aber Fußball ist nunmal ein Laufspiel, sonst könnte Maradona ja heute noch spielen – und für das, was Beda macht, brauchst du kein Training. Mich ärgert es, dass so einer Stammspieler bei 1860 ist, da brauchst dich nicht zu wundern, dass wir nur Mittelmaß sind. Ich frag mich: Was kaufen die immer nur ein?“
Etwas sanfter dagegen formuliert es Hansi Rebele. „Das mit Beda ist ein heikles Thema“, sagt der Ex-Nationalspieler, „ich sehe es wie Fredi, aber nicht in der Öffentlichkeit. Aber mit der Leistung Bedas bin auch ich nicht einverstanden.“
Ob Patzke, Reich und Rebele jetzt zum Diktat an der Grünwalder Straße antreten müssen?
Oliver Griss