Bayern schockt die Löwen - in der Nachspielzeit

MÜNCHEN - Zwischen Freud und Leid liegt oft nur eine Minute. Genau dies müssen wohl die U-19-Spieler des TSV 1860 München empfunden haben, als ihnen in der 92. Minute der unverdiente 1:1-Ausgleich eingeschenkt wurde. Geknickt gingen die Junglöwen nach dem Spiel zurück in die Kabinen. Hier ein Abklatscher mit den Betreuern, dort ein Schulterklopfen von einem Fan. Gut haben sie gespielt die Löwen. Fast hätten sich den großen Rivalen, den FC Bayern München, bezwungen. Lange Zeit sah es gut aus. Doch sie besiegten die Bayern eben nur fast.
Einige Minuten vorher: 800 Zuschauer sind im Grünwalder Stadion, darunter der zukünftige Bayern-Trainer Mehmet Scholl und DFB-Sportdirektor Matthias Sammer. Die Sechzger dominieren über weite Strecken das Spiel.Vergessen - die 3:5 Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern vom vergangenen Sonntag. Verdrängt - die Tabellensituation, in der die Löwen nur zwei Punkte vor einem Abstiegsplatz rangieren. Sie spielten munter drauf los und überraschten die Bayern. Doch anscheinend waren nicht nur die von der Übermacht der Löwen beeindruckt. Auch der Schiedsrichter kam angesichts der Spielfreude der Löwen in der ersten Halbzeit sauber ins Straucheln und plumpste auf den Boden der Tatsachen.
Und die Bayern? Von ihnen kam wenig. Vor den Augen des zukünftigen Trainers der Regionalliga-Mannschaft des FC Bayern, Mehmet Scholl, konnte sich keiner wirklich gut in Szene setzten. Die Fans der Löwen urteilten hämisch über die Leistung des verhassten Stadtrivalen: "Ihr werdet nie Deutscher Meister", skandierten einige von ihnen in der Schlussphase - nur um umgehend bestraft zu werden. Der liebe Gott bestraft kleine Sünden anscheinend sofort.
"Das war wirklich brutal bitter", meinte 1860-Trainer Ivica Erceg, während er noch immer ein wenig fassungslos mit der Hand mehrmals durch seine Haare fuhr. Die Niederlage war aus Sicht der Löwen wirklich zum Haare raufen. "Eigentlich könnte ich jetzt heulen", sagte er schon wieder ein wenig grinsend, um in der nächsten Sekunde schon wieder völlig auf nüchterne Analyse umzuschalten. "Aber wir müssen das Spiel jetzt abhaken, nach vorne schauen", sagte er im Vollprofimodus und schickte gleich noch eine Kampfansage hinterher: "Wenn wir weiter so spielen, können wir jede Mannschaft schlagen."