AZ-Zeugnisse für die 1860-Bosse: Der dritte Anlauf zum Aufstieg

München - Die überwältigende Mehrheit der Drittliga-Trainer war sich einig: Michael Köllner könnte die Löwen in die Zweite Liga führen. Sport-Boss Günther Gorenzel hat einen schlagkräftigen Kader zusammengestellt, um den Sechzgern ihren Aufstiegstraum zu erfüllen.
Nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil das Chaos-Image rund um die Giesinger verschwunden ist - auch ein Verdienst von Finanz-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer?
Der letzte Teil der AZ-Zwischenzeugnisse - die Bosse und ihr dritter Anlauf.
Köllner bei Mannschaft, Fans und Umfeld über jegliche Zweifel erhaben
Michael Köllner: Nach zwei Spielzeiten voller Erfolge, aber letztlich geplatzter Aufstiegsträume sollte es heißen: Alle guten Zweitliga-Dinge sind drei. Als einer der Topfavoriten gestartet, wollte Köllner seine erfolgreiche Taktik verändern und versuchte, mit Neuzugang Marcel Bär an der Seite von Torjäger Sascha Mölders ein neues System mit Doppelspitze zu implementieren. Ein Plan, der nicht aufging.
Stattdessen schlitterten Köllner und seine Kicker in die erste richtige Krise: acht Unentschieden, zwischenzeitlich sogar Platz 16 und nur ein Pünktchen über dem Strich.
Zwischenzeitlich schien sich auch Köllner selbst von der kollektiven Verunsicherung anstecken zu lassen. Der Erfolg und der erfrischende Offensivfußball der Vorjahre blitzten durchaus auf, etwa bei den Pokal-Triumphen gegen Darmstadt 98 und Schalke 04 oder dem 6:0-Kantersieg gegen Freiburg II.
Im Endspurt vor der Winterpause schließlich tätigte der 52-Jährige schließlich die längst überfällige Maßnahme, Mölders aus dem Kader zu streichen. Prompt funktionierte Sechzig wieder - und hat nur noch sieben Zähler Rückstand auf die Plätze zwei und drei. Zwischenmenschlich und im Umgang mit Mannschaft, Fans und Umfeld ist der Oberpfälzer nach wie vor über jegliche Zweifel erhaben. Ob er im dritten Anlauf eine erfolgreiche Aufholjagd hinlegen kann? Note 3
Günther Gorenzel: Der Sport-Boss wackelte - aber er fiel nicht. Aber vorn vorne: Die Transferbilanz des Österreichers mit den rekordverdächtig früh eingetüteten Neulöwen Bär, Yannick Deichmann und Kevin Goden liest sich mit mehr Licht als Schatten: Das erstgenannte Duo konnte sich Stammplätze erspielen, der Ex-Cluberer (muskuläre Probleme, Coronavirus) kam dagegen nicht in die Gänge.
Auch gilt es zu erwähnen, dass hochgelobte Neuzugänge der Vorsaison wie Erik Tallig oder Keanu Staude nicht weiterentwickelt werden konnten.
Als Stratege und Rhetoriker gab Gorenzel auch in dieser Halbsaison zumeist ein gutes Bild ab, der kühle und sachliche Analytiker neben Köllner.
Unnötiges Versäumnis: Bei einem Stammtisch im bayerischen Landtag verpasste er die Gelegenheit, Köllner in einer schwierigen Phase Rückendeckung zu geben. Investor Hasan Ismaik drohte seinen Daumen nach AZ-Informationen bei Gorenzel selbst schon zu senken, doch kurz vor dem Jahreswechsel verkündete 1860, vom Vertragskündigungsrecht keinen Gebrauch machen zu wollen. Gorenzel steht wohl dennoch künftig auf dem Prüfstand. Note 4
Pfeifer hält den Laden ordentlich zusammen
Marc-Nicolai Pfeifer: Der Finanz-Boss zieht nicht nur immer wieder neue Kleinsponsoren an Land, er konnte zudem den Vertrag mit Hauptsponsor "die Bayerische" bis 2025 verlängern.
In der Stadionfrage agierte der Schwabe recht passiv: Nach den öffentlichen Anschuldigungen von OB Dieter Reiter reagierte Pfeifer zunächst gar nicht, ehe er via Stadionmagazin eine Einladung ins Grünwalder Stadion aussprach - doch Reiter kam nicht. Nach wie vor hat der Mann der Zahlen keine leichte Aufgabe zwischen den Gesellschafter-Stühlen, doch er hält den Laden ordentlich zusammen. Note 3