AZ-Spielanalyse: Das war gut, das war schlecht
Braunschweig – In feinem Zwirn, den Anzügen von Ausstatter DIGEL, waren die Löwen nach Braunschweig geflogen. Die 90 Minuten im schwarzen Auswärts-Dress gegen die Eintracht wirkten allerdings, als hätten einige Spieler sich die Krawatte zuvor etwas zu eng gebunden. Irgendetwas hatte den Sechzgern die Luft abgeschnürt. Die Angst im Abstiegskampf? Die Leistung gegen Braunschweig war den schicken Anzügen jedenfalls nicht ansatzweise gerecht geworden.
Das Spiel: Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt. Zwei frühe Tore (Zuck in der 5., Hochscheidt in der 47.) jeweils kurz nach Anpfiff machten dem TSV den Garaus. Wieder einmal begannen die Löwen erst dann Fußball zu spielen, als es schon zu spät war. Wieder einmal luden sie den Gegner zu einfachen Toren ein. Und wieder einmal ließen sich bis zum verzweifelten Aufbäumen alles vermissen, was im Abstiegskampf nötig ist. Mit dieser Leistung, da muss man kein Prophet sein, geht es für 1860 direkt in Liga drei.
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Die Tore: Es lief - wie schon gegen Aue - die fünfte Spielminute, als Braunschweig Jan Hochscheidt über links auf die Reise schickte. Gary Kagelmacher hielt gebührend Abstand, ließ ihn flanken. Und weil im Strafraum auch Kai Bülow keine Notwendigkeit sah, Hendrick Zuck zu folgen, stand es 0:1. "Zum Zungeschnalzen" fand Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht das 0:2 durch Hochscheidt. Seine Spieler hatten sich wie durch Butter dieses Mal über rechts durchkombiniert. Jannik Bandowski und Christopher Schindler waren ins Leere gelaufen. Dafür legte Nielsen vor Vitus Eicher noch ab und Hochscheidt traf ins leere Tor.
Szene des Spiels: Aus Sicht der Löwen die einzige Großchance nach einer halben Stunde. Bezeichnend, dass sie durch Zufall zustande kam. Kagelmacher hatte aus 20 Metern abgezogen, ein Braunschweiger fälschte ab, der Ball landete im hohen Bogen vor dem überraschten Rodri, der plötzlich fünf Meter vor dem Tor ganz alleine stand. Er nahm den Ball direkt. Doch Braunschweigs Torhüter Gikiewicz parierte. Es wäre der Ausgleich und - vielleicht, ganz vielleicht - so etwas wie ein Weckruf für die Löwen gewesen.
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Das war gut: Die letzte halbe Stunde des TSV 1860 als "gut" zu bezeichnen, so wie es Kai Bülow und Torsten Fröhling taten, würde an der Realität vorbei gehen. Wer durch eine Prüfung fällt und erst hinterher anfängt zu lernen, ist trotzdem durchgefallen. Gut war daher aus Sicht der Sechzger an diesem Tag nur das Wetter. Die Sonne schien, wenigstens musste niemand frieren. Auch, wenn einem bei der Leistung das Frösteln kam.
Das war schlecht: So ziemlich alles und jeder. Abwehr, Mittelfeld, Sturm. Kein einziger Spieler rief Normalform ab. Besonders bemerkenswert aber einmal mehr: Die Schlafmützigkeit nach Anpfiff. Wer in der 5. und 47. Minute ein Tor kassiert, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er mit dem Kopf auf dem Platz stand.
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Das sagte 1860-Trainer Torsten Fröhling: "Die Fehler, die wir heute gemacht haben, ärgern mich ungemein. Wir wollten hier ein Zeichen setzen, aber stattdessen kassieren wir in beiden Halbzeiten frühe Gegentore. Das 2:0 hat uns das Genick gebrochen."
Das sagte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht: "Der einzige Kritikpunkt, den ich an meine Mannschaft habe, ist, dass wir nicht früher den Sack zugemacht haben. Hätten wir unsere Chancen genutzt, hätten wir uns nicht den Angriffen in der letzten halben Stunden erwehren müssen."
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