AZ-Check: Wer kann Sechzigs Torflaute beenden?

München - Ballern sich die Löwen zum Klassenerhalt? "Feuern aus allen Rohren. Torschuss-Training steht an." Das schrieb der TSV 1860 am Mittwoch per Twitter über den Inhalt eines nasskalten Trainings auf Giesings Höhen, das ansonsten wie gewohnt geheim vonstattenging. Kein Geheimnis ist dagegen, warum die Sechzger verstärkt den Abschluss trainieren, denn: Die Torquote glich zuletzt einer Katastrophe.
Insgesamt hat der abstiegsbedrohte Tabellen-15. in 30 Spielen 33 Saisontreffer erzielt – nur 1,1 Tore pro Spiel. "Vor dem Kasten passiert nix. Wo bleiben da die Tore?", fragte sich kürzlich Kult-Trainer Werner Lorant in der AZ. Schlimmer noch der Blick auf folgende Werte: nur zehn Auswärtstore – eine Negativ-Bilanz, die sich zuletzt weiter zuspitzte.
"Die Ausbeute von nur zwei Toren in sechs Auswärtsspielen zeigt, wo das Problem liegt", erkannte Meisterlöwe Peter Grosser. Auch in der Heimat läuft es nicht viel besser: "Bei uns schießen nur die Abwehrspieler die Tore", erklärte Stefan Aigner, in seiner Rolle als Außenangreifer zuletzt selbst mehr Chancentod denn Torgarant, kürzlich über die Abschluss-Schwäche von Sechzigs Stürmern (kein Treffer in den letzten fünf Heimspielen).
Trainer Vitor Pereira zeigte sich ebenfalls enttäuscht wie ratlos über die Löwen-Offensive.
Dabei haben die Löwen drei Akteure, deren Kernjob das Toreschießen darstellt. Oder darstellen sollte.
Die AZ macht vor den vier Abstiegsfinals den Torjäger-Check:
Christian Gytkjaer: "Er weiß, wo das Tor steht, hat super Qualitäten in der Box, ist beidfüßig im Abschluss und kopfballstark", Freude sich Pereira im Januar über den Neulöwen, bei Rosenborg Trondheim mit 19 Treffern norwegischer Torschützenkönig. Bei 1860 scheint der Däne den Standort des Kastens nicht mehr so genau zu kennen: erst ein Treffer (beim 1:2 in Bielefeld) ins richtige Tornetz in 542 Einsatzminuten, verteilt auf elf Partien. Zuletzt das verheerende Eigentor am Betzenberg. Für Grosser räche sich, dass man den Torjäger nicht aufgebaut habe, und tatsächlich blieb Gytkjaer als Joker meist völlig ohne Bindung, während er als Starter gegen Nürnberg, Aue und Lautern zu guten Chancen kam, allerdings jeweils vergab. Nach wie vor der Stürmer mit den besten Anlagen, denen eines echten Goalgetters. Ob ihm Pereira nach Lautern die Chance zur Wiedergutmachung gibt?
Ivica Olic: Mit fünf Treffern in 26 Partien ebenfalls nicht mit einer Knipser-Bilanz. Aber: Vier Vorlagen – und das Olic-Gen, das den Kroaten für Zweitliga-Rekordspieler Willi Landgraf zu Sechzigs Garanten für den Klassenerhalt macht: "Dieser Einsatz und dieser Wille sind einmalig. Mit seiner Mentalität und seinem Kampfgeist kann und wird er die gesamte Mannschaft mitreißen, vor allem die jungen Spieler. Olic wird der entscheidende Mann bei den Löwen werden", sagt der 48-Jährige in "Sport Bild". An der Vorbildfunktion des 37-jährigen Routiniers, der womöglich im Sommer Schluss macht, ist ebenso wenig zu rütteln wie an der Tatsache, dass er seit zehn Spielen nicht mehr getroffen hat. Pereira dürfte weiter auf ihn bauen – ob als Stammspieler oder Mentalitätsmonster von der Bank.
Sascha Mölders: Der Malocher aus dem Pott ist zurück. Nach überstandener Schambeinentzündung zuletzt mit Kurzzeitcomeback in Kaiserslautern, zu mehr dürfte es auch am Sonntag gegen Braunschweig noch nicht reichen. Definiert sich wie Olic über den Kampfgeist, allerdings weniger Läufer, mehr Zweikämpfer. Je drei Saisontore und Assists in 17 Spielen. Könnte als Joker noch wichtig werden.