AZ-Check: Wer beim TSV 1860 das Zeug zum Kapitän hat

München - Na sieh mal einer an, Herr Jacobacci: Im Heimspiel des TSV 1860 gegen die SpVgg Bayreuth (2:0) war es eher eine Randnotiz, was der neue 1860-Trainer da entschieden hatte. Doch für die Saison 2023/24 könnte es durchaus etwas zu bedeuten haben: Es geht um die Löwen-Binde – und ihren zukünftigen Träger.
Stefan Lex hört auf: Wer wird der neue 1860-Kapitän?
In der laufenden Spielzeit war und ist Stefan Lex Spielführer des TSV 1860. Durch sein angekündigtes Karriereende muss Jacobacci spätestens in der Vorbereitung der neuen Saison aber auf Anführer-Suche gehen.
Traditionell ein Thema für Trainingslager und Testspiele kurz vor Saisonauftakt, doch wie sich gegen Bayreuth zeigte, scheint der Neu-Coach jetzt schon einen Testlauf zu machen: Nicht etwa der etatmäßige Ersatzkapitän Phillipp Steinhart, der langjährige Löwen-Routinier Quirin Moll oder Torhüter und Identifikationslöwe Marco Hiller liefen in Abwesenheit von (Joker) Lex mit der Binde ein, sondern Jesper Verlaat.
1860-Coach Jacobacci nimmt Verlaat in die Pflicht
"Ich wollte ihn in der Verteidigung noch mehr zur Verantwortung ziehen", sagte Jacobacci nach dem Sieg gegen den Abstiegskandidaten auf AZ-Nachfrage: "Deshalb habe ich mich dafür entschieden, ihn mit der Binde auflaufen zu lassen." Der 26-jährige Niederländer kann dadurch getrost als neuer Kandidat angesehen werden.
"Es ist schön, das Vertrauen zu bekommen. Es war mir persönlich wichtig, dass du das erste Spiel mit mir als Kapitän dann auch gewinnst, und das zu null", meinte der Verteidiger mit der Löwen-Mähne selbst im "Löwen-TV" nach seiner Premiere. Wie er zugab, hatte er davon im Vorfeld weder etwas gewusst, noch geahnt: "Die Ansage kam vor dem Spiel in der Besprechung. Das war für mich auch eine Überraschung."
Doch eignet sich die Innenverteidiger-Kante auch für diesen Job? Wer war bisher Stellvertreter und wer hat überhaupt das Zeug zum Alpha-Löwen? Die AZ macht den Check.
Jesper Verlaat: Abwehrchef und Frohnatur

Der 26-Jährige eroberte sich nach seinem Wechsel vom SV Waldhof Mannheim zu 1860 sofort einen Stammplatz und agierte an der Seite von Youngster Leandro Morgalla zu Saisonbeginn überragend. Zudem gewann er die Herzen der 1860-Fans durch seine Art als Frohnatur und vielleicht auch ein bisserl durch seine Löwen-Mähne.
Er ließ sich von Sechzigs Herbst-Krise aber sichtlich runterziehen. Entwickelt sich Verlaat weiter, womöglich auch durch Jacobaccis Maßnahme, ihn in die Pflicht zu nehmen, könnte er ein brauchbarer Leit-Löwe werden. Fazit: Noch kein fertiger Anführer, aber ein Anwärter mit Potenzial.
Marco Hiller: Identifikationslöwe Nummer eins
Im Tor zumeist eine Bank, in der Kommunikation in den letzten Jahren zunehmend lauter geworden. Ein Lautsprecher neben dem Rasen ist der 26-Jährige aber weiterhin nicht. Zudem kann er als Schlussmann nicht so gut eingreifen wie ein Feldspieler.
Phillipp Steinhart: Die Verteidiger-Säule

Der 30-jährige Dachauer bekommt ebenfalls Identifikationspunkte und gilt als Musterprofi. Sportlich ist er aber nicht gänzlich unumstritten, da ihm Fabian Greilinger den Stammplatz streitig machen will. Er ist als Ersatzmann schon öfter in die Bresche gesprungen. In der K-Frage bleibt er wohl eher ein Mann der zweiten Reihe.
Quirin Moll: Routinier mit ungewisser Zukunft
Der 32-Jährige ebenfalls aus Dachau, ist seit der Herrschaft von Alt-Torjäger und Ex-Kapitän Sascha Mölders so etwas wie ein aufstrebender Beta-Löwe. Er konnte diesen Status, aufgrund seiner beiden Kreuzbandrisse und schwankender Leistungen, auf dem Rasen nicht immer untermauern.
In Topform hat er in den vergangenen Jahren immer wieder geliefert. Ob er sich noch mal dazu aufrafft? Seine Zukunft bei 1860 steht derzeit auf der Kippe. "Ich würde gerne verlängern", sagte er kürzlich im AZ-Interview. Jacobacci hatte zuletzt aber Yannick Deichmann den Vorzug gegeben, mit dem verletzten Tim Rieder kehrt in absehbarer Zeit ein weiterer Konkurrent und Führungsspieler zurück.
Zaubert Jacobacci einen führungsstarken Mister X aus dem Hut?
Jacobacci wäre nicht der erste Trainer, der sich einen neuen Leitwolf in sein Rudel holt. Der 60-jährige Italiener hatte vor einigen Wochen eine gewisse Führungsschwäche erkannt: "Wir brauchen Jungs, die auf dem Platz Männer sind. Die sich nicht auf die Füße treten lassen. Der Charakter ist entscheidend, ob man gewisse Resultate erzielen kann, oder nicht." Ob Kapitän oder nicht: Einen (weiteren) solchen Kicker könnte 1860 allemal gebrauchen.