AZ-Analyse: Rückschlag für die Bierofka-Löwen beim VfL Bochum

München - Was gegen Dynamo Dresden über weite Strecken klappte, sollte beim VfL Bochum erweitert werden. So lautete der Plan von Interimstrainer Daniel Bierofka, der die Bochumer mit aggressivem Pressing zu Fehlern zwingen wollte. Am Ende ging Bierofkas Zielsetzung gründlich daneben: Die Sechzger verloren nach einer blutleeren Vorstellung mit 0:1 (0:0) bei den Westfalen. Damit konnten die Giesinger nicht etwa nach Punkten mit dem Ruhrpott-Klub gleichziehen, vielmehr verloren sie den Anschluss ans untere Tabellenmittelfeld.
Das Spiel: Der VfL Bochum fand besser ins Spiel und begann aktiver, die Sechzger hielten dem Druck aber Stand. Bei nur wenigen Torgelegenheiten hatten die Hausherren etwas mehr vom Spiel, 1860 stand allerdings solide und ließ nicht viel zu. Nach der Pause erhöhten die Bochumer den Druck und erspielten sich eine Reihe von Torchancen. Zunächst hielt Löwen-Keeper Stefan Ortega seine Mannschaft im Spiel, am Ende sollte es dennoch nicht reichen.
Das Tor: Die Sechzger waren kurz zuvor zu einer Möglichkeit durch Kapitän Stefan Aigner gekommen und hatten den Führungstreffer verschenkt, dafür schepperte es in der Schussphase im eigenen Kasten: Nach einer Ecke von der linken Seite konnte Felix Uduokhai gegen Exlöwe Peniel Mlapa nicht klären, der Torjäger verpasste allerdings ebenfalls. Die Kugel fiel vor die Füße von Canouse, der einen Schritt schneller war als Filip Stojkovic und den Ball mit viel Glück in hohem Bogen an den Innenpfosten und von dort hinter die Linie beförderte. Der Aufreger: Er hatte das Spielgerät zuvor an den Arm bekommen.
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Das war gut: Im ersten Durchgang ist die Defensivreihe der Sechzger durchaus hervorzuheben. Stefan Ortega erwies sich als sicherer Rückhalt, die Innenverteidigung um Vizekapitän Jan Mauersberger und Youngster Felix Uduokhai hielt nicht nur Mlapa, sondern auch dessen Kollegen überwiegend vom eigenen Tor fern. Auch Maximilan Wittek zeigte sich stabil und konnte sich auch ab und an in die Offensive einschalten. Während nach der Pause von einer kollektiv ordentlichen Abwehrleistung nicht viel übrig blieb, lief ein Mann zur Höchstform auf: Ortega bewahrte die Sechzger bei mehreren dicken Chancen der Gastgeber vor dem Rückstand.
Das war schlecht: Die Offensivaktionen wurden, ganz entgegen Bierofkas Forderung vor der Partie, nur zu selten kontrolliert und ruhig bis vor das gegnerische Tor vorgetragen. Viel zu oft war der Ball schon ivor dem Strafraum wieder weg, und die wenigen Chancen konnten nicht genutzt werden. Weder Spielmacher Michael Liendl, noch der zuletzt formstarke Levent Aycicek und Aigner konnten sich als Ideengeber beweisen. Ivica Olic hing an vorderster Front trotz gewohnt großen Einsatzes überwiegend in der Luft. 9:14 Torschüsse, 3:10 Ecken, eine schlechtere Zweikampfquote und deutlich weniger Ballbesitz: Die Sechzger mussten sich auch in den wesentlichsten Statistiken geschlagen geben, weshalb ein Auswärtserfolg nicht verdient gewesen wäre.
Die Szene des Spiels: Vor allem ein Akteur war es, der gleich zwei dicke Möglichkeiten vergab: Kapitän Stefan Aigner. Seine beiden Szenen des Spiels, aus denen jeweils ein Treffer hätte resultieren können, wenn nicht müssen: Nach einem Lupfer von Romuald Lacazette ins Sturmzentrum stand der Spielführer schon im ersten Durchgang frei vor Bochums Torwart Manuel Riemann - Aigner vergab, weil er die Kugel nicht direkt verwertete, sondern zögerte und schließlich verstolperte (9.). Nach dem Seitenwechsel lief Aigner nach einem präzisen Querpass durch den Strafraum gar sträflich alleingelassen ein, scheiterte mit seinem Abschluss allerdings an Gegenspieler Perthel (62.). Auffällig: Im Pokalspiel gegen den Karlsruher SC (2:1, d. Red.) hatte Aigner in einer ganz ähnlichen Situation getroffen, als er cool einen Haken schlug und anschließend locker einschob - wäre womöglich mit etwas mehr Selbstvertrauen auch in dieser Situation von Erfolg gekrönt gewesen.
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Das sagt 1860-Trainer Daniel Bierofka: "In der ersten Halbzeit war es ein sehr zerfahrenes Spiel mit vielen langen Bällen ohne zwingende Chancen. Nach der Pause hat uns Bochum vor Probleme gestellt, wir sind durch Stefan Ortega im Spiel geblieben. Dann gibt es so Momenten im Spiel: Leider konnten wir einen solchen durch Stefan Aigner nicht nutzen. Dann kassieren wir aus einer Ecke ein ganz komisches Tor. Das ist momentan sehr bitter für uns. Wenn wir das Tor machen - ob es verdient gewesen wäre oder nicht - hätten wir eine Riesenchance gehabt, hier was mitzunehmen. Wir müssen nach vorne schauen, gewisse DInge besser machen und gegen Heidenheim punkten."
Das sagt Bochum-Coach Gertjan Verbeek: "Wir mussten so viele Umstellungen vornehmen. Deshalb habe ich zu meinem Team gesagt: Das einzige, was ich erwarte, ist Einsatzwille und Leidenschaft. Es war klar, dass heute nicht die üblichen Automatismen greifen werden. Dazu hatten wir zu wenig Erfahrung auf dem Platz. Letztlich haben wir uns das Glück heute verdient, auch wenn der Sieg glücklich war. Über die Leistung des Schiedsrichters gebe ich kein Urteil ab. Was er da macht, verstehe ich nicht. Ich habe gedacht, ich schieße den Ball dahin zurück, wo ein Foul gespielt wurde. Und dann werde ich weggeschickt. Dafür habe ich kein Verständnis. Ich habe doch nur technisch versiert den Ball angenommen.“