AZ-Analyse: Rassiges Derby, verdienter Sieger
München - Des Gegners Krise verschärft und den eigenen, bisher mittelprächtigen Start in die neue Saison mit einem Schlag verbessert: Der TSV 1860 hat mit dem 2:1-Auswärtssieg beim 1. FC Nürnberg am Montagabend mit nunmehr sieben Zählern einen Sprung ins obere Tabellendrittel geschafft, während die Cluberer ihre Aufstiegsambitionen mit weiterhin nur zwei Punkten als Vorletzter schon in die Tonne treten müssen. In einem rassigen Derby gab es dabei einen verdienten Sieger, der erstmals seit 13 Jahren wieder in Nürnberg gewinnen konnte.
Das Spiel: Die Löwen begannen mutig, ließen den Ball laufen und erspielten sich die ersten Chancen. Folgerichtig ging die Elf von Trainer Kosta Runjaic in Führung. Danach schlug der Club allerdings zurück und erspielte sich ein Übergewicht. Sechzig hielt dagegen und brachte das Remis bis zur Pause über die Zeit, nicht ohne selbst die ein oder andere Möglichkeit zu haben und nach einer kniffligen Szene mit Fanol Perdedaj im gegnerischen Strafraum einen Elfmeter hätte bekommen können (41.).
Nach dem Seitenwechsel versuchten beide Teams, das hohe Tempo beizubehalten, die Chancen wurden allerdings weniger. Und so half den Sechzgern der Platzverweis von Guido Burgstaller, um eine Schluss-Offensive zu entfachen. Nicht alle Spielzüge wurden konsequent zu Ende gespielt, aber einer davon saß - Sechzig ging durch Michael Liendl verdient in Führung. Schließlich galt es noch ein, zwei verzweifelte Angriffe der Nürnberger mit Ach und Krach zu überstehen - bevor der erste Auswärtsdreier seit 2003 perfekt war.
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Die Tore: Nach einem Ballverlust von Nürnbergs Mühl schnappte sich Ivica Olic die Kugel, marschierte ein paar Meter auf der linken Seite und bediente Sascha Mölders im Sturmzentrum. Der traf den Ball nicht voll, aber dadurch trudelte dieser unhaltbar für Nürnbergs Keeper Sascha Kirschbaum in die rechte Torecke neben den Pfosten (11.). Der Club schlug in Person von Tim Matavz zurück: Nach einem Fehler von Daylon Claasen, den Liendl per Grätsche nicht mehr ausbügeln konnte, nahm Matavz aus der zweiten Reihe Maß. Während die Innenverteidiger der Sechzger noch zu weit weg waren, wirkte auch Keeper Jan Zimmermann etwas überrumpelt von dem wuchtigen Schuss aus knapp 25 Metern - der Löwen-Schlussmann streckte sich vergeblich (17.). Der Schuss in die linke Ecke war allerdings auch sehr platziert. Liendl war es schließlich, der nach einem Solo von Karim Matmour über den rechten Flügel und der folgenden Hacken-Ablage von Mölders im Strafraum Maß nahm und mit einem trockenen Schuss unter die Latte den Siegtreffer erzielte (78.).
Das war gut: Sechzig agierte mutig, Sechzig machte an diesem Montagabend Spaß. Nicht alles funktionierte, aber das deutliche Übergewicht der ersten Minuten, immer wieder Torgefahr durch Mölders, Matmour und Olic - und schließlich die Schluss-Offensive: Die Löwen waren gut im Spiel und hätten dieses früher für sich entscheiden können. Oder vielmehr müssen.
Das war schlecht: Die Chancenverwertung ließ etwas zu wünschen übrig: Sowohl Mölders (schon vor dem 1:0), als auch Matmour frei vor Kirschbaum und Mauersberger per Kopf vergaben gute Chancen. Joker Victor Andrade erwies sich zwar als belebendes Element, hätten der Brasilianer und Co. den ein oder anderen Konter jedoch besser zu Ende gespielt, hätte man nicht bis zum Schluss zittern müssen. Zimmermann musste nicht nur gegen Matavz Sekunden nach dem Ausgleich, sondern auch gegen Salli und Teuchert zweimal seine ganze Klasse zeigen, um den Blauen den Sieg zu retten. Die Viererkette agierte zwar solide, die ein oder andere Chance weniger auf Seiten des Clubs dürfte sich Runjaic dennoch gewünscht haben. Der Sieg war zwar unter dem Strich verdient, aber auch etwas glücklich: Nürnberg agierte im Gegensatz zur bitteren 1:6-Pleite in Braunschweig deutlich formverbessert.
Die Szene des Spiels: Beim letzten Liga-Duell der Sechzger beim KSC (0:0) konnte man eine Überzahl nicht nutzen, diesmal schon: Burgstaller sah für zwei Tacklings gegen Aushilfs-Kapitän Jan Mauersberger jeweils die gelbe Karte und musste damit vom Feld (73.). Sechzig agierte in der Folge konsequenter und erzwang das 2:1 - das mit Glück und Geschick zum Sieg reichte.
Kosta Runjaic (Trainer TSV 1860): "Es war letztendlich ein verdienter Sieg, auch wenn es am Ende noch sehr spannend wurde. Die Zuschauer haben eine sehr flotte Partie gesehen, zwei Teams, die nach vorne spielen wollten. Riesen-Kompliment an mein Team nach der Verletzung von Stefan Aigner: Viele haben uns nicht zugetraut, ohne ihn so eine Leistung abzurufen. Wir sind sehr glücklich und freuen uns riesig auf die Heimfahrt."
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Alois Schwartz (Trainer 1. FC Nürnberg): "Wir sind natürlich nicht so glücklich. Wir sind nicht gut reingekommen, kriegen auch postwendend das Tor. Ich denke, insgesamt waren die besseren Chancen auf unserer Seite. In der zweiten Hälfte war etwas Geplätscher, dann kam diese Szene mit der Gelb-Roten Karte. Die ist sehr fragwürdig und war sicherlich der Knackpunkt. Wenn es nicht läuft, dann läuft es eben so. Auch danach hatten wir noch Riesen-Möglichkeiten. Es sei nicht vergönnt gewesen, aber trotzdem werden wir weiterkämpfen."