AZ-Analyse: Es leben die Löwen-Standards

Der TSV 1860 hat gegen den SV Sandhausen den dritten Sieg in Serie geholt. Bei der Rückkehr von Ex-Löwe Korbinian Vollmann lieferten die Löwen erneut eine beherzte Leistung - und hatte erneut das Glück des Tüchtigen. Die AZ-Spielanalyse.
von  ME
Sascha Mölders köpft das Tor zum 2:1 - nach einer Standardsituation.
Sascha Mölders köpft das Tor zum 2:1 - nach einer Standardsituation. © dpa

München - 3:2, 1:0, 3:2 - der TSV 1860 lieferte gegen Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Kaiserslautern und den SV Sandhausen eine perfekte Englische Woche ab. Beim dritten Sieg in Folge gegen den SV Sandhausen gelang es den Löwen erneut, den Lohn für den betriebenen Aufwand einzufahren.

 

Das Spiel

 

In einem mittelprächtigen, aber hochspannenden Duell verschliefen die Löwen die Anfangsphase und musste erst einmal einer Sandhäuser Drangphase standhalten. Dennoch waren es die Sechzger, die in Führung gingen, aber im Ggeenzug den Ausgleich hinnehmen mussten. Es entwickelte sich ein umkämpftes Spiel, bei dem beide Team zustachen, aber die Elf von Trainer Benno Möhlmann am Ende jubeln durfte. Nicht unverdient, aber wie gegen Düsseldorf und Kaiserslautern auch mit einer gehörigen Portion Glück.

 

Die Tore

 

Es war das Spiel der Standards: Dem 1:0 durch Kapitän Christopher Schindler ging ein Eckball von Michael Liendl von der linken Seite voraus: SV-Keeper Knaller konnte Kai Bülows wuchtigen Kopfball noch abwehren, doch der Ball sprang auf vor die Füße von Sascha Mölders auf die gegenüberliegende Seite. Der gab nach innen und Schindler köpfte in die lange Ecke (11.). Den Ausgleich setzte es jedoch postwendend: Nachdem Linksverteidiger Maxi Wittek nach einer Ecke auf der Linie klären konnte, dabei aber genau in die Strafraummitte zielte, lief dort Aziz Bouhaddouz frei, stieg zum Fallrückzieher hoch und traf formvollendet in die rechte Ecke (12.).

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Nächster Treffer, nächste Standard-Situation: Liendl brachte einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld herein, Mölders stieg hoch und traf aus dem Getümmel per Hinterkopf zur erneuten Löwen-Führung (30.). Und diesmal konnten die Blauen nachlegen: Nach einem Foul von Knaller an Schindler im Strafraum zeigte Schiedsrichter René Rohne auf den Punkt. Wie gegen Düsseldorf trat Liendl an, wie gegen die Fortunen traf der Spielmacher ins rechte, untere Eck. (61.). Der eingewechselte Jovanovic konnte - nach einem Eckball - im Nachfassen nur noch den Anschlusstreffer erzielen, nachdem Torwart Stefan Ortega und und Wittek nicht entscheidend klären konnten (72.).

 

Das war gut

 

Erneut schafften es die kampfstark auftretenden Löwen, drei Treffer zu erzielen - nach dem 3:2-Sieg gegen Düsseldorf erst zum zweiten Mal in der laufenden Saison. Nur beim 4:4 in Paderborn gab es mehr Löwen-Tore. Auffällig: Erneut geriet das Spiel zum Standard-Spektakel, denn nicht nur jedem Tor der Löwen, sondern gar jedem Tor der Partie, ging ein ruhender Ball voraus. Rechnet man die beiden Strafstöße hinzu, hat die Möhlmann-Elf damit bereits sieben der letzten acht Tore auf diese Art und Weise erzielt.

 

Das war schlecht

 

Wie gegen Düsseldorf konnten die Löwen einen Zwei-Tore-Rückstand nicht verteidigen und mussten, wie gegen die Fortunen und auch in Kaiserslautern am Ende zittern und den Sieg mit Mann und Maus verteidigen. Ein klarer Erfolg würde noch mehr Selbstvertrauen bringen und auch mal die Möglichkeit geben, Kräfte zu sparen - die Löwen mussten zuletzt gegenteiliges tun und bis zur letzten Minute um die Punkte kämpfen. Am Ende hieß es nach Torschüssen 18:8 für dne SV Sandhausen, der auch deutlich mehr Ballbesitz hatte - keine Heimspiel-Statistik, sondern der Drangphase verzweifelt anrennender Gäste geschuldet.

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Die Szene des Spiels

 

Es lief die 56. Minute, als einer wohlbekannter Spieler zum Freistoß aus zentraler Position antrat: Korbinian Vollmann. Der 24-jährige Mittelfeldspieler wurde im Winter fortgejagt, nicht wenige Löwen-Fans fragten sich: warum eigentlich? Der Youngster war es auch, der nach seiner Einwechslung zur Pause sichtbar Schwung ins Spiel der Gäste brachte. Und fast den Ausgleich erzielt hätte: Vollmann nahm aus gut 20 Metern Maß, verlud Ortega mit einem halbhohen Schuss in die Torwart-Ecke und scheiterte nur am Pfosten - viel Dusel für die Löwen, denn ein Gästetreffer in der Phase nach der Pause hätte dem Spiel eine ganz andere Wendung gegeben. So aber stellte Liendl wenige Minuten später die Zeichen auf Sieg - Vollmann und die neuen Kollegen mussten mit leeren Händen nach Hause fahren und liegen nur noch sechs Zähler vor Sechzig.

 

Das sagt Trainer Benno Möhlmann

 

"Wir haben uns schwer getan, sind nicht so gut ins Spiel gekommen wie Sandhausen und haben einige Situationen mit Glück überstanden. Wir haben sehr effektiv bei Standards agiert. Wir haben das aufgenommen, was ich von der Mannschaft erhofft habe: dieses Miteinander, wir kämpfen und laufen bis zum Schluss. Dafür werden wir belohnt und wollen froh darüber sein."

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Das sagt Sandhausen-Trainer Alois Schwartz

 

"Die Worte fallen immer schwer, denn wir haben ein gutes Auswärtsspiel gemacht. Wir sind mit drei Niederlagen in Folge hergefahren und gut aufgetreten, hatten mit Paqarada an die Latte gleich die erste Möglichkeit und hätten Führung gehen können. Dann hat Sechzig München zugeschlagen mit einem Standard - wir wussten, dass sie mit Standards sehr gut sind. Dann haben wir zurückgeschlagen. Prompt gab es danach wieder einen Standard, wieder haben wir gepennt. In der Pause haben wir gesagt: Wir spielen so weiter, wollen das Spiel drehen, was durchaus drin war. Ich denke, wir hätten einen Punkt verdient gehabt, hatten aber das Glück nicht und fahren mit leeren Händen nach Hause."

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