AZ-Analyse: Doppelt hält besser

Der TSV 1860 trennt sich in einem dramatischen Flutlichtduell mit 2:2 vom FC St. Pauli am Hamburger Millerntor. Zweifacher Rückstand, zweifacher Ausgleich und viele knifflige Szenen: Das Remis stand mehrfach auf Messers Schneide. Die AZ-Analyse.
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Hätte am Millerntor einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen: Jan Mauersberger.
imago Hätte am Millerntor einen Elfmeter zugesprochen bekommen müssen: Jan Mauersberger.

München, Hamburg - Dafür gibt's zwar keine drei Punkte, aber es war ein Sieg für die Moral des TSV 1860: Zweimal lagen die Sechzger beim FC St. Pauli zurück, zweimal bogen die Löwen den Rückstand wieder zurecht und verdienten sich am Ende einen Punkt am Millerntor. Und das in einem Spiel, das anfangs kein gutes Niveau zu bieten hatte, aber schlussendlich an Dramatik kaum zu überbieten war.

Das Spiel: Die Partie begann zögerlich, die Kiez-Kicker hatten die ersten Chancen und gingen nach einer Verkettung an Fehlern in der blauen Hintermannschaft in Front. Sechzig ging trotz zwei dicker Chancen mit dem Rückstand in die Pause. Nach mäßigem Wiederbeginn musste ein Straßstoß herhalten, um die Löwen zurück ins Spiel zu bringen. Danach ging es Schlag auf Schlag: Pauli legte vor, Sechzig schlug zurück. In der Schlussphase wurde es hitzig, neben mehreren kniffligen Szenen wurde Hamburgs Torwart-Trainer Mathias Hain wurde auf die Tribüne verwiesen. Am Spielstand änderte sich allerdings nichts mehr - ein insgesamt gerechtes 2:2 hilft beiden Teams nur bedingt weiter.

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Die Tore: Pauli ging nicht unverdient, aber nach einer für Sechzig bitteren Entstehungsgeschichte in Front: Nach einem unbeabsichtigten Tritt von Aziz Bouhaddouz in die Familienplanung von Milos Degenek ging der Innenverteidiger zu Boden. Maximilian Wittek bekam nicht viel davon mit, und rutschte im Zweikampf mit Ryo Miyachi aus, anstelle den Ball ins Aus zu spielen. Jan Mauersberger konnte den ersten Versuch blocken, doch direkt vor die Füße von Christopher Buchtmann – dessen Nachschuss saß (16.). Michael Liendl schlug nach einer strittigen Szene von Karim Matmour und Bernd Nehrig im Strafraum der Paulianer zurück: Der Löwen wollte schießen, traf dabei Nehrig am Bein - Tendenz: kein Elfmeter, aber nur extrem schwer zu erkennen, da Matmour sicherlich nicht absichtlich gefallen ist. Liendl war's egal - der vollstrecke eiskalt unten rechts (70.). Nehrig war es, der den alten Abstand wieder herstellte: Nach einem verlorenen Kopfballduell von Bülow landete die Kugel am Fünfmeterraum auf dem Kopf des Paulianers, der einen Schritt schneller als Fanol Perdedaj war und einnickte (76.). Wieder nur eine Minute später markierte Joker Victor Andrade per Traumtor-Hammer vom äußersten rechten Strafraumeck das 2:2 (77.).

Das war gut: 1860 legte erneut eine leidenschaftliche Partie hin. Der Kampfgeist war unter Trainer Kosta Runjaic bisher so gut wie immer zu erkennen, aus spielerischer Sicht hat sich das Löwen-Spiel ebenfalls stark verbessert. Mittlerweile, und das klingt nach den beiden vergangenen Jahren wie ein Wunder: Die Sechzger sind in dieser Form durchaus was für's Auge. In Sachen Bewältigung eines Rückstands schien die Runjaic-Elf zu denken: Doppelt hält besser. Hervorzuheben ist erneut Abräumer-Spielmacher Liendl: Elfmeter verwandelt, meiste Ballkontakte, meiste Torschussvorlagen - der Mann hat seine Position gefunden.

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Das war schlecht: Es ist ein leidiges Thema, doch würde man es in den Griff kriegen, wären die Blauen womöglich schon jetzt ein Spitzenteam: Auffällig vielen Gegentreffern gingen Fehler(-Ketten) voraus. Sowohl beim 1:2 gegen Berlin, als alle beide Tore durch individuelle Fehler entstanden waren, als auch am Millerntor mit den geschilderten Rückständen wurde ersichtlich, dass ein Plus an Stabilität und Konzentration bei der Tor-Vermeidung helfen würden. 

Die Szene des Spiels: Eine Szene? Viele Szenen! Wäre Liendls Vorstoß in der 19. Minute nicht von FCSP-Keeper Robin Himmelmann entschärft worden, hätten sich die Löwen mit der Wut des unglücklichen Rückstands im Bauch womöglich in einen Rausch gespielt. Der spätere Treffer des Österreichers hätte allerdings nicht zählen dürfen, da der Elfmeter zuvor keiner war. Wären die Giesinger auch sonst zurück gekommen? Unmöglich zu rekonstruieren. Wovon sie dagegen einmal mehr hätten profitieren müssen: von einer Riesen-Dummheit des Gegners. Lasse Sobiech schlug Kapitän Jan Mauersberger im eigenen Strafraum mit dem Knie an den Oberschenkel - eine Tätlichkeit, die eine Dreifachbestrafung zur Folge gehabt hätte. Wäre Sie nicht unbemerkt geblieben.

Das sagt Trainer Kosta Runjaic: "Das war ein unterhaltsamer Abend für die Zuschauer. Wir haben alles gesehen, was ein gutes Zweitligaspiel ausmacht. Pauli war sehr gut, sie haben uns durch Kampf den Schneid abgenommen. Insgesamt geht die Punkteteilung in Ordnung. Wir können mit dem Punkt gut leben."

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Das sagt Pauli-Trainer Ewald Lienen: "Das Spiel heute war intensiv und emotional, geprägt durch Aggressivität, Fouls und hohe Leidenschaft.  Das war ein sehr gutes Spiel von uns in der 1. Halbzeit.  Allerdings gab es eine Phase, in der 1860 die Liendls Riesenchance hat. Da muss uns Robin (St. Paulis Torwart Himmelmann, d. Red.) helfen. Trotzdem erzielen wir die erneute Führung, sind dann aber hinten unachtsam. Andrade hat das toll gemacht. Andrade trifft das Ding perfekt, dennoch müssen wir die Situation verhindern. Wenn man das ganze Spiel sieht, mag ein Punkt gerechtfertigt sein. Wir haben in dieser Saison nicht viel Glück mit den Schiedsrichtern. Der Elfmeter gegen uns war sehr zweifelhaft, das war eine krasse Fehlentscheidung."

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