AZ-Analyse: Die Löwen können es doch!

München - Beim Sieg gegen den favorisierten FC St. Pauli war für die Löwen Licht und Schatten dabei. Licht vor allem nach der Führung durch ein Traumtor von Michael Liendl. Mit dem Sieg rutschten die Sechzger auf einen Relegationsplatz und verdrängten die Fortuna Düsseldorf.
Vor allem die Art, in der der TSV 1860 in der zweiten Halbzeit spielte, macht Mut für die kommenden Partien und das Ziel, auch den Relegationsplatz Richtung unteres Mittelfeld zu verlassen.
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Das Spiel: Vor den spielstarken Paulianern hatten die Löwen Respekt. Chancen gab es im ersten Spielabschnitt auf beiden Seiten, mit besserer Qualität auf Seiten der Kiezkicker. Dann löste das Traumtor von Michael Liendl den Knoten der Sechzger. Von da an spielten die Löwen befreit auf, legten sogleich durch einen weiteren schönen Treffer von Rubin Okotie nach.
Nun war es der FC St. Pauli, der ob der Aggressivität und des forschen Offensiv-Spiels der Löwen mehr und mehr Respekt entwickelte, die eigenen Offensivbemühungen zurückschrauben musste. Deshalb war der Sieg angesichts der 2:0-Führung nicht mehr gefährdet.
Die Tore: Überrascht hat Michael Liendl die Gäste in der 53. Minute mit seinem wuchtigen Fernschuss aus 28 Metern, der den Weg ins Tor fand. Keine der beiden Mannschaften war bis dahin gut aus der Halbzeit gekommen. Mit seinem linken Fuß traf er den Ball gut, Pauli-Torhüter Himmelmann hatte keine Abwehr-Chance. Nur drei Minuten später kurbelte Marius Wolf wie so oft in der zweiten Hälfte das Spiel von links aus an und legte in die Mitte. Löwen-Stürmer Rubin Okotie bewahrte an der Grenze des Sechzehners die Ruhe und nahm sich die Zeit, den Ball zu verwerten. Den gut gezielten Schuss des Österreichers in den linken Torwinkel konnte Himmelmann ebenfalls nicht parieren.
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Die Szene des Spiels: In der 53. Minute. Das Traumtor von Michael Liendl änderte den Spielverlauf zum Guten für die Löwen und erwies sich im Nachhinein Startschuss für die Löwen. Spielerisch lief wenig zusammen, also versuchte es der Österreicher aus 28 Metern und traf mit links goldrichtig ins rechte Eck. So euphorisch, wie Liendl seinen ersten Treffer im Trikot der Sechzger bejubelte, spielten die Löwen danach auch weiter. Das Traumtor von Liendl war der Mutmacher, gegen St. Pauli die Chance in der Offensive zu suchen.
Das war gut: Mit der zweiten Hälfte boten die Löwen spielerisch die beste Halbzeit der Saison. Nach der Führung durch Liendl wuchs das Selbstvertrauen der Spieler spürbar. Die Körpersprache wurde positiver, das Defensivverhalten aggressiver. Kurz darauf traf Okotie zum 2:0. Darauf ruhten sich die Sechzger dann nicht aus, sondern attackierten weiter und spielten sich Torchancen heraus. Mit dieser Leidenschaft, aber auch der spielerischen Intelligenz der zweiten Halbzeit präsentierten sich die Löwen als gute Zweitliga-Mannschaft, nicht als Abstiegskandidat.
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Das war schlecht: Was wäre ohne das traumhafte Fernschuss-Tor von Liendl gewesen? Ohnehin handelte es sich um eine Einzelaktion des Österreichers. Spekulation, ja – aber bis zu dem 1:0 sah es nicht so aus, als ob die Löwen drei oder gar einen Punkt aus der Partie mitnehmen. Besonders in den ersten 20 Minuten sah die Löwen-Defensive gegen die Paulianer Kombinationen unsortiert und unsicher aus. Eigene Offensivbemühungen mündeten hingegen oft in harmlosen Flanken oder langen Bällen. Das Tor brachte den Umschwung und änderte das Spiel dann aber gänzlich. Mehrere Chancen zum 3:0 wurden liegen gelassen, unter anderem von Gary Kagelmacher (69.) oder Fejsal Mulic (90.).
Das sagt Löwen-Trainer Benno Möhlmann: "Insgesamt bin ich zufrieden, weil wir einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht haben. Ich weiß aber auch, dass wir intensiv weiterarbeiten müssen. Ich bin froh, dass wir überhaupt schon in der Lage sind, so vernünftig Fußball zu spielen, wie wir es in der zweiten Halbzeit gemacht haben. Man darf nicht vergessen: Wir haben heute gegen eine der Top-Mannschaften dieser Saison gespielt."
Das sagt Pauli-Trainer Ewald Lienen: "Wir sind natürlich enttäuscht, dass wir heute nichts mitnehmen konnten. Liendl, Adlung, Okotie – das sind alles Spieler, die in der Lage sind, aus der Ferne zu schießen. 1860 hat dann das Spiel gehabt, was sie gerne haben: Dass sie kompakt in der eigenen Hälfte stehen und kontern können. Sie haben danach eine ganze Reihe von hochkarätigen Konter-Situationen gehabt, wo wir ein bisschen verdattert waren."