Ausbau des Grünwalder Stadions: Fast ein Startschuss!

Die Stadt will das Grünwalder Stadion für 77 Millionen Euro sanieren. Es soll ein Dach und neue Flutlichter bekommen. Fans finden: Es dauert zu lang. Die finale Entscheidung fällt erst 2023.
von  Sophie Anfang
Im Abendlicht sieht das Grünwalder Stadion recht hübsch aus. Aber eine Sanierung tut not, auch damit es für die zweite Liga tauglich wird.
Im Abendlicht sieht das Grünwalder Stadion recht hübsch aus. Aber eine Sanierung tut not, auch damit es für die zweite Liga tauglich wird. © IMAGO / kolbert-press

München – Auf das nostalgische Leuchten auf Giesings Höhen werden Sechzgerfans in Zukunft wahrscheinlich verzichten müssen: Denn wenn die Stadt das Stadion an der Grünwalder Straße saniert, werden die Flutlichtmasten wohl dran glauben müssen.

Die Stadt will Anwohner entlasten und zwar auf zwei Arten: Zum einen soll die Lichtanlage weniger in das Viertel ausstrahlen. Entweder, indem die Masten verkürzt oder das Lichtkonzept gänzlich überarbeitet wird. Zum anderen sollen die Stadiongesänge künftig weniger nach außen dringen: Denn das Sechzgerstadion bekommt ein Dach. Außerdem soll das Stadion den Anforderungen für die zweite Liga entsprechen – und mit VIP-Logen über der Stehhalle zeitgemäßer und wirtschaftlicher für den TSV 1860 werden.

Umbau des Grünwalder Stadions kostet 77 Millionen Euro

Über das Konzept hatte die AZ bereits vorab berichtet. Am Mittwoch hat der Sportausschuss der Stadtrats die Pläne abgesegnet. 77 Millionen würde der Umbau nach aktuellen Berechnungen kosten. Für diese Summe bekommt man nicht nur Licht, ein Dach und Logen. Die Sanierung umfasst mehr: So wird auf der südlichen Stadionseite die Haupttribüne durch einen Neubau erweitert. Weil sich diese in den Bereich der Westkurve erstreckt, wird letztere anteilig zurückgebaut, die Osttribüne bekommt einen Oberrang.

Nach der Sanierung werden 18.105 Fans die Spiele verfolgen können. Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) verspricht, dass durch die Sanierung das Grünwalder die Voraussetzungen für die zweite Bundesliga erfüllen wird. Eine Aussicht, die in Giesing gefallen dürfte.
"Unser Ziel ist es, das ehrwürdige Stadion in Giesing zu einem modernen und zeitgemäßen Spielort zu ertüchtigen, der für unsere Vereine nicht nur Basis für fußballerischen Erfolg, sondern auch eine sportliche Heimat ist", sagte Dietl am Mittwoch nach der Sitzung.

Stadtratsbeschluss fällt wohl erst 2023

Diese Heimat wird allerdings so bald doch noch nicht saniert. Zum einen fällt der Stadtratsbeschluss, mit dem die detaillierten Planungen freigegeben werden, voraussichtlich erst 2023. Am Mittwoch handelte es sich also eigentlich nur um eine weitere Absichtserklärung, eine erneute Vorentscheidung.

Zum anderen muss man in Giesing warten, bis ein anderes Stadion wieder herausgeputzt ist: das Olympiastadion. Das wird bis 2026 saniert und muss, wenn am Grünwalder die Bagger anrollen, als Ausweichspielstätte dienen. Bedeutet: Gleichzeitig sanieren geht nicht.

Initiative "Sechzig im Sechzger" kritisiert die Pläne

Und dann ist da noch ein weiterer Knackpunkt: die Stadionmiete. Die Stadt spricht sich dafür aus, von den Vereinen (derzeit spielen hier der TSV 1860, FC Bayern München II und bis zuletzt teilweise auch Türgücü München) eine marktübliche Miete zu verlangen – und keine sogenannte Amortisationsmiete, mit der die Sanierungskosten ebenfalls in die Mietberechung einfließen würden.
Doch auch das könnte für Sechzig zu teuer sein – obwohl noch nicht bekannt ist, wie hoch die Miete ausfallen wird. Das soll erst bis Ende des Jahres feststehen. Davor will die Stadt aber ein langfristiges Bekenntnis der Vereine, langfristig an der Grünwalder Straße spielen zu wollen – sonst wolle man das Geld für die Sanierung erst gar nicht investieren.

Kritik an den Plänen kommt dieser Tage erneut aus der Fanszene. Die Initiative "Sechzig im Sechzger", die für einen langfristigen Verbleib der Löwen in Giesing kämpft, erklärte: "Ein grundsätzliches Bekenntnis der Löwen zum Standort Giesing gibt es längst, auch wenn das vonseiten der Landeshauptstadt München leider immer wieder anders suggeriert wird." Die Initiative kritisiert, dass der aktuelle Beschluss "leider kein Startschuss" sei, sondern sich eigentlich nur um eine weitere politische Willensbekundung handelt. 

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