Aus Moll wird Dur: Die Wandlung des 1860-Dirigenten

München - Selten hatte Michael Köllner derartigen Klartext gesprochen, im negativen Sinn. "Er hat den Eindruck erweckt, sich teilweise wie ein Roboter zu bewegen – wie ein schwerer Schrank, der am Platz steht", hatte der Trainer des TSV 1860 im Winter-Trainingslager in der Türkei über Abräumer und Führungsspieler Quirin Moll gesagt.
Zuletzt schlug Köllner, um im Bild zu bleiben, schon ganz andere Töne an... Moll ist in der Welt der Musik oft jenes Tongeschlecht, das mit traurigen und melancholischen Klängen in Verbindung gebracht wird. Passend dazu das bedrückende Urteil des 1860-Trainers, der Molls Bewegungsabläufe "teils erschreckend" fand.
Quirin Moll: Bedrohlicher Karriere-Knick nach zwei Kreuzbandrissen
Die Karriere des einstigen Zweitligaspielers, der sein Können bereits in 48 Spielen des Unterhauses und satten 168 Drittliga-Partien über Jahre unter Beweis gestellt hat, schien nach zwei Kreuzbandrissen einen bedrohlichen Knick zu erleiden. Doch alle, die den 31-jährigen Dachauer bereits abgeschrieben haben, sie haben die Rechnung ohne zwei Männer gemacht: ohne Köllner, der den Mittelfeld-Strategen trotz deutlicher Kritik nicht fallenließ – und hauptsächlich ohne Moll selbst, der der Musterprofi gibt.
Zuletzt kehrte Moll zu alter Stärke zurück
Längst hält er den Taktstock im Mittelfeld der Sechzger wieder in der Hand. Doch nicht nur das: Zuletzt zeigte Moll trotz vorheriger Corona-Infektion und der damit einhergehenden Zwangspause, dass er rechtzeitig zum Saisonfinish der Dritten Liga wieder zu alter Stärke zurückgefunden hat.
"Quirin Moll hat auf seiner Position nahezu keinen Zweikampf verloren", lobte Köllner die kampfstarke Leistung des Mittelfeld-Dirigenten zuletzt beim 1:1 gegen den 1. FC Saarbrücken. Von der AZ bekam Sechzigs Nummer fünf dafür die Note zwei.
1860-Trainer Köllner kümmert sich auch um die gestandenen Spieler
Sehr zur Freude von Köllner, der es als seinen Job ansieht, auch gestandene Spieler noch besser zu machen. Oder, wie im Falle von Moll, wieder in Form zu bringen. "Als Trainer ist es deine Aufgabe, nicht nur junge Spieler zum Explodieren zu bringen. Auch Spieler, die 30, 33 oder 36 sind", erklärte der 52-Jährige, "damit man sagt: Der Junge spielt die Saison seines Lebens, super!"
So ungern wie Moll, der stets ein sympathischer Gesprächspartner mit einer klaren Meinung war, zuletzt jedoch monatelang keine Interviews mehr gegeben hat, Köllners Kritik gewiss vernommen hat: Sie hat ihn bestimmt noch mehr angestachelt, es wieder einmal allen zu beweisen. Und, wie Köllners Worte Anfang Januar in Belek zeigen ("Es wäre schon wichtig für uns, dass er in die Gänge kommt"): Der 52-Jährige hat seine Standpauke mit Bedacht gewählt.
Moll wieder zurück im Mittelfeld
Ein Plan, der aufgegangen ist. Anfangs nach der Winterpause war Moll noch als Innenverteidiger aufgelaufen, um für das lauf- und kampfintensive Spiel auf der Sechs noch besser in Form zu kommen. Seit dem Auswärts-Duell beim FSV Zwickau heißt Molls Bühne aber wieder Mittelfeld, wo Junglöwen-Juwel Dennis Dressel zum Bankdrücker geworden ist.
Der Routinier stand bei den folgenden vier Siegen am Stück auf dem Rasen, bei der 0:3-Pleite in Mannheim musste er sich in das fehlende Corona-Trio neben Semi Belkahia und ebenjenem Dressel einreihen. Ginge es nach Köllner und Moll, dürfen die Sechzger nun auch ein harmonisches Saison-Finale erleben – und das Aufstiegsrennen doch noch mit der Rückkehr in die Zweite Liga krönen, wenn sich der Vorhang der laufenden Spielzeit schließt – eventuell sogar mit der Relegation als Zugabe. Schließlich ist aus Moll nach einigen recht traurig klingenden Tönen von Köllner nun schon längst Dur geworden.